Das ist nicht schön:Ein roter Teppich zu viel

Das ist nicht schön: Der Berüchtigte bekommt Konkurrenz: Just am Abend des 24. Juni, wenn beim Münchner Filmfest die Neuverfilmung des "Räuber Hotzenplotz" mit Nicholas Ofczarek Premiere hat, steigt in Berlin die Verleihung des Deutschen Filmpreises.

Der Berüchtigte bekommt Konkurrenz: Just am Abend des 24. Juni, wenn beim Münchner Filmfest die Neuverfilmung des "Räuber Hotzenplotz" mit Nicholas Ofczarek Premiere hat, steigt in Berlin die Verleihung des Deutschen Filmpreises.

(Foto: Walter Wehner/Studiocanal GmbH)

Das Filmfest München muss mit einer anderen Filmgoßveranstaltung konkurrieren.

Von Josef Grübl

Einer der größten Irrtümer über Filmveranstaltungen mit rotem Teppich und Prominentenauflauf ist, dass sie exklusiv sind. Da können die Organisatoren noch so laut mit ihren Stars und Gästelisten trommeln, da können die Adabeis sich noch so sehr um Einlass bemühen: Wenn stets gleich ablaufende Feierlichkeiten gegeneinander antreten müssen, ist es schnell vorbei mit der Exklusivität. Deshalb gibt es auch Terminkalender, deshalb werden sie gleichmäßig übers Jahr verteilt: Im Januar findet für gewöhnlich der Deutsche Filmball in München statt, im Februar die Berlinale in Berlin. Im März werden die Oscars verliehen, im Mai schaut die Filmwelt nach Cannes. So geht es immer weiter, irgendwo wird immer ein roter Teppich ausgerollt.

Am 23. Juni etwa startet das Filmfest München, es gilt als das sonnigste Festival seiner Art. Der Termin hat es in sich, denn alle paar Jahre muss das Team rund um Festivalchefin Diana Iljine gegen Fußballgroßveranstaltungen antreten. Dieses Jahr spielt die deutsche Nationalelf im Winter, dafür bekommt das Filmfest Konkurrenz aus den eigenen Reihen: Nur einen Tag nach dessen Eröffnung, am 24. Juni, wird in Berlin der Deutsche Filmpreis verliehen. Der höchstdotierte Kulturpreis des Landes ist für die Filmbranche Pflicht, er wird im Fernsehen übertragen, mehr nationale Schauspielprominenz findet sich nirgends. Das sei keine Absicht gewesen, teilt die für die Verleihung zuständige Deutsche Filmakademie auf Anfrage mit, nur habe es "in der Kommunikation leider ein Missverständnis" gegeben. Pandemiebedingt konnte der Preis zuletzt nicht wie üblich Anfang Mai verliehen werden, angesichts der unsicheren Infektionslage wählte man dieses Jahr den vermeintlich sicheren Frühsommer.

Als man die Terminkollision bemerkte, sei es schon zu spät gewesen: Der Aufwand sei zu groß und der Aufbauprozess zu lang, da habe man keine Ausweichlocation mehr gefunden. "Auch in einer Stadt wie Berlin sind diese Locations begrenzt", so eine Sprecherin der Filmakademie. "Ich finde das sehr unglücklich", sagt Filmfest-Chefin Iljine, schließlich gebe es nicht viele solcher Großveranstaltungen. Auch ihr Festival litt unter der Pandemie, dieses Jahr soll es wieder besser werden: Es gibt eine neue Reihe namens "Serien Specials", auch der erste Filmtitel wurde bekannt gegeben: Die Neuverfilmung von "Der Räuber Hotzenplotz" mit Nicholas Ofczarek in der Titelrolle feiert am 24. Juni Premiere. Dass in München und Berlin am selben Tag der rote Teppich ausgerollt wird und die Filmprominenz aufläuft, ist nicht schön.

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