Was läuft im Kino?:Filme statt Fußball

Lesezeit: 2 Min.

Am 14. Juli stellt die in Wien lebende Künstlerin Amina Handke ihren Film „Mein Satz“ in München vor (im Bild: Schauspielerin Libgart Schwarz). (Foto: Real Fiction)

Die Münchner Kinobetreiber atmen auf: Nach der Europameisterschaft starten wieder mehr Filme, auch Sondervorstellungen, Themenreihen und Gespräche stehen auf dem Programm.

Von Josef Grübl

Aus der Neuauflage des Sommermärchens im eigenen Land wurde leider nichts, das Finale der Fußball-EM muss ohne deutsche Beteiligung stattfinden. An glorreichere Tage erinnert das Leopold Kino, es zeigt zur Einstimmung am Sonntag, 14. Juli (um 18 Uhr, drei Stunden vor Anpfiff des Spiels zwischen Spanien und England), den 1973 entstandenen Fußball-Fan-Film Libero. Darin wird Franz Beckenbauer gehuldigt, der damals schon als Jahrhundertspieler galt und weniger als Jahrhundertschauspieler: In den gestellten Szenen wirkt der Film unfreiwillig komisch – dem Kaiser beim (Fußball-)Spielen zuzusehen, macht aber trotzdem Spaß.

Ansonsten dürften die Kinobetriebe nach vier Wochen EM jetzt aufatmen, gegen König Fußball spielt es sich eben schwer an. Umso bunter und vielseitiger sind die neu angelaufenen Filme, sie reichen von garantierten Blockbustern (Ich – Einfach unverbesserlich 4) über das deutsche Nazi-Propaganda-Drama Führer und Verführer bis zu Retro-Komödien mit Starbesetzung (To the Moon). Da die Münchner Kinos aber nicht nur Abspielstationen sind, darf sich das Publikum in den kommenden Wochen wieder auf viele Sonderveranstaltungen freuen. Im Filmmuseum etwa finden noch bis Ende Juli die Stummfilmtage statt, ein ganz besonderes Kinoerlebnis mit Live-Musik. Zu sehen sind filmische Raritäten, aber auch frühe Werke von Meisterregisseuren wie Ernst Lubitsch, William Wyler oder Tod Browning.

Besuch hat sich im Theatiner Kino angesagt: Am 14. Juli stellt die in Wien lebende Künstlerin Amina Handke dem Kinopublikum ihren Film Mein Satz vor. Darin greift sie das von ihrem Vater Peter Handke verfasste Theaterstück „Kaspar“ (1967) auf und interpretiert es neu; ihre Mutter, die Schauspielerin Libgart Schwarz, spielt die Hauptrolle und gerät bei den Proben in eine mittelschwere Sprachverwirrung. Das Theatiner zeigt zu diesem Anlass eine kleine Sonderreihe; auf dem Spielplan stehen auch Kurz- und Experimentalfilme, die eine Verbindung zu Handkes Film eingehen. Der Berliner Künstler, Kurator und Journalist Michael Freerix will seinen 1991 entstandenen Film Nach dem Regen persönlich vorstellen, abgerundet wird die Reihe von Filmen von Werner Herzog sowie Danièle Huillet und Jean-Marie Straub.

An die frische Luft geht es in den Open-Air-Kinos der Stadt, bei „Kino, Mond & Sterne“ im Westpark etwa läuft am 16. Juli David Wnendts Kinohit Sonne und Beton, Mitglieder des Filmteams werden anwesend sein. Die Eintrittsgelder dieses Benefizabends gehen an das Projekt „Artists for Kids“. Freien Eintritt gibt es beim „Frischluftkino“ im Eine-Welt-Haus (Schwanthalerstraße 80). Dort laufen bis in den September hinein jeden Freitagabend Filme wie Crescendo (19. Juli), Am Ende kommen Touristen (26. Juli) oder Der Sohn der Anderen (2. August).

Bevor am 24. Juli die Filmkunstwochen beginnen (das dreiwöchige Sommerfestival der Münchner Programmkinos mit vielen Sonderveranstaltungen), steht im Neuen Rottmann Kino „Der ausgezeichnete Film“ an: Im Rahmen dieser monatlich stattfindenden Reihe läuft am 17. Juli Jonathan Glazers vielfach ausgezeichnetes Auschwitz-Drama The Zone of Interest. Im Anschluss an die Vorstellung findet ein Filmgespräch statt, zu Gast ist der Schauspieler Stefan Hunstein.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMünchner Verein verbindet Sozialarbeit und Filmbusiness
:Eine Rolle fürs Leben

Janne Drücker und Marianne Holmer helfen Jugendlichen, die am Rand der Gesellschaft stehen. Sie ermöglichen ihnen den Start einer Filmkarriere – wenn ihre Klienten nicht gerade ins Gefängnis müssen.

Von Michael Bremmer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: