Französische Filmwoche in München:Fest der Frauen im Kino

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Gangsterthriller, Trans-Drama und Musical: All dies ist "Emilia Pérez". (Foto: Neue Visionen Filmverleih / Wild Bunch Germany)

Frankreich trotzt der Krise, zumindest im Kino: Die Französische Filmwoche im Theatiner präsentiert Kassenhits, Oscar-Hoffnungen und Klassiker. Auffällig viele erzählen von älteren Frauen.

Von Josef Grübl

Wer die Nachrichten in letzter Zeit nur halbwegs verfolgt hat, weiß: Europa steckt in der Krise. Ganz Europa? Nein: Das französische Kino stemmt sich gegen die allgemeine Untergangsstimmung, genauer gesagt, feiert es gerade so viele Erfolge wie selten zuvor. So stammen die zwei größten Kassenhits des Jahres 2024 nicht aus Hollywood, sondern aus dem eigenen Land: Von „Un p’tit truc en plus“ („Was ist schon normal?“) und der Neuauflage von „Der Graf von Monte Christo“ wurden mehr als 20 Millionen Kinotickets verkauft.

Auch das erst kürzlich in seinem Heimatland angelaufene Liebes- und Kriminaldrama „L’amour ouf“ („Beating Hearts“) von Gilles Lellouche ist ein großer Erfolg und hat bereits vier Millionen Menschen in die Kinos gelockt. Und dann wäre da noch Frankreichs Oscar-Hoffnung „Emilia Pérez“: Der neue Film von Meisterregisseur Jacques Audiard ist so außergewöhnlich, dass man ihn kaum mit anderen Gangsterthrillern, Trans-Dramen oder Musicals (was er alles auf einmal ist) vergleichen kann.

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„L’amour ouf“ und „Emilia Pérez“ sind als Previews bei der Französischen Filmwoche in München zu sehen. Diese findet wie auch in den Vorjahren im Theatiner Kino (in Zusammenarbeit mit dem Institut Français) statt, insgesamt werden zehn Filme gezeigt. Die meisten von ihnen liefen bei den Festivals in Cannes, Venedig und Annecy, mit François Truffauts „Le dernier Métro“ („Die letzte Metro“) aus dem Jahr 1980 ist aber auch ein Klassiker des französischen Kinos dabei.

Eröffnet wird diese Filmwoche am 21. November mit der Tragikomödie „Ma vie, ma gueule“ („Mein Leben, mein Ding“) über eine Mittfünfzigerin (Agnès Jaoui), die aus der Rolle fällt. Es ist der letzte Film von Sophie Fillières, die nach den Dreharbeiten im Sommer 2023 im Alter von nur 58 Jahren starb, ihre Kinder stellten den Film fertig – und präsentierten ihn im Mai dieses Jahres in Cannes als Premiere. Beim Festival in Venedig lief Anne-Sophie Baillys Spielfilmdebüt „Mon inséparable“: Mona (Laure Calamy) lebt mit ihrem erwachsenen Sohn zusammen, der geistig behindert ist. Als seine Freundin schwanger wird, gerät das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn in Schwierigkeiten.

Anne-Sophie Baillys Spielfilmdebüt „Mon inséparable“ wurde schon in Venedig vorgestellt. (Foto: Films du Losange)

Auffällig ist die Präsenz älterer Frauen: Gab es für Schauspielerinnen jenseits der Vierzig lange Zeit nur noch wenige Rollen, stehen jetzt oft Frauen in ihrer zweiten Lebenshälfte im Mittelpunkt der Filme. Neben den bereits genannten Produktionen ist das auch so in der Tragikomödie „Et la fête continue!“ („Das Fest geht weiter“): Darin verliebt sich eine 60-jährige Krankenschwester (Ariane Ascaride) in einen Mann und weiß nicht, wie sie Familie, Gewerkschaftspflichten und Liebe unter einen Hut bringen soll.

Auf dem Spielplan steht auch der Animationsfilm „Nina et le secret du hérisson“ („Nina und das Geheimnis der Igel“), darin geht ein zehnjähriges Mädchen auf Schatzsuche. Ein Film aus Québec wird ebenfalls gezeigt: „Une langue universelle“ („Universal Language“) ist eine surreale Komödie, die irgendwo zwischen Teheran und Winnipeg angesiedelt ist und in der mehrere Sprachen zu hören sind. Seine Premiere feierte Matthew Rankins Film in Cannes, er soll 2025 für Kanada ins Oscar-Rennen gehen. Alle Filme dieser Filmwoche werden in der Originalfassung mit Untertiteln aufgeführt.

Französische Filmwoche, Donnerstag, 21., bis Mittwoch, 27. November, Theatiner Filmkunst, Theatinerstraße 32

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