Retrospektive in München:Magische Kinomomente mit Sally Hawkins

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Ein früher Erfolg: In der Komödie „Happy-Go-Lucky“ spielt Sally Hawkins die gut gelaunte Grundschullehrerin Poppy. Dafür gab es unter anderem den Silbernen Bären als beste Darstellerin bei der Berlinale. (Foto: Tobis)

Von „Happy-Go-Lucky“ bis „Shape of Water“: Die britische Schauspielerin hat ein Händchen für Rollen, die einen verzaubern und die man nicht so schnell vergisst. Das Filmmuseum München ehrt Hawkins nun mit einer Retrospektive.

Von Josef Grübl

Zum Jahresende ging es in der Kultur mal wieder um magische Momente – um filmische, musikalische oder performative Augenblicke also, die einzigartig waren, die lange nachhallten, in denen man sich vielleicht sogar verzaubert fühlte.

Wenn man an die Karriere von Sally Hawkins denkt, ist diese voller magischer Momente: Die britische Schauspielerin hat ein Händchen für Rollen, die einen verzaubern und die man nicht so schnell vergisst. Das Filmmuseum München widmet Sally Hawkins zum Jahresauftakt eine Retrospektive.

Ihren ersten Filmauftritt hatte die gebürtige Londonerin noch während ihres Schauspielstudiums: In George Lucas’ „Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung“ (1999) war sie allerdings nur Statistin. Viele verbinden diesen Film mit magischen Momenten, niemand mit ihr.

Das kam erst später: Ihre erste Rolle in einem Kinofilm spielte sie unter der Regie von Meisterregisseur Mike Leigh, das war 2002 im Drama „All or Nothing“. Sechs Jahre später wurde sie mit einem weiteren Leigh-Film international bekannt: In der Komödie „Happy-Go-Lucky“ spielte Hawkins die gut gelaunte Grundschullehrerin Poppy – und wurde dafür bei der Berlinale mit dem Silbernen Bären als beste Darstellerin ausgezeichnet.

Diese Poppy war die Lichtgestalt des Jahres 2008, man erinnert sich auch Jahre später noch an die Szene, als ihr das Fahrrad geklaut wurde („Och, jetzt konnte ich mich gar nicht mehr von ihm verabschieden“) oder wie sie ihren miesepetrigen Fahrlehrer aus der Reserve lockte. Die Rolle war so prägnant, dass sie auch an ihr kleben hätte bleiben können. Ist sie aber nicht: Nach „Happy-Go-Lucky“ zeigte Hawkins andere Facetten ihrer Schauspielkunst, festlegen ließ sie sich nie. In „Desert Flower“ („Wüstenblume“), der Verfilmung des autobiografischen Bestsellers von Waris Dirie, spielte sie die punkig-flippige Freundin der Hauptfigur. In der Jane-Austen-Verfilmung „Persuasion“ überzeugte sie im historischen Kostüm als Frau, die sich in ihre Jugendliebe verliebt.

Überzeugt auch im historischen Kostüm: Sally Hawkins in der Jane-Austen-Verfilmung „Persuasion“. (Foto: Clerkenwell)

In Woody Allens „Blue Jasmine“ (2013) spielte sie eine Supermarktkassiererin, die auf der Schattenseite des Lebens steht, die ihre in Schwierigkeiten steckende Schwester (Cate Blanchett) bei sich aufnimmt. In einer herzzerreißenden Szene verteidigt sie ihren nichtsnutzigen Freund, sie verteidigt auch ihr scheinbar wenig glamouröses Leben. Für diese Rolle erhielt Sally Hawkins ihre erste Oscar-Nominierung.

Preisverdächtig war sie auch als „Maudie“: In diesem Biopic (2016) spielte sie die kanadische Künstlerin Maud Lewis, die ihr ganzes Leben lang an Arthritis leidet, von ihrer Familie abgeschoben wird und an einen Gefühlsautisten (Ethan Hawke) gerät. Er macht ihr das Leben schwer, sie gibt nicht auf. Als er ihr irgendwann gesteht, dass sie etwas Besseres als ihn verdient habe, antwortet sie trotzig: „Ich habe alles, was ich will, bei dir.“ Wieder so ein magischer Moment.

„Ich habe alles, was ich will, bei dir“: Sally Hawkins als Künstlerin Maud Lewis im Biopic "Maudie" (im Bild mit Ethan Hawke). (Foto: Park Circus)

Magischen Realismus beschwor Guillermo del Toro 2017 in seinem märchenhaften Thriller „Shape of Water“: Sally Hawkins spielte darin eine stumme Reinigungsfrau, die sich in einem US-Geheimlabor in ein Amphibienwesen verliebt – und sogar ihr Badezimmer flutet, um ihm körperlich nahe zu sein. Dafür gab es ihre zweite Oscar-Nominierung.

Das Filmmuseum München zeigt all diese Filme (und noch mehr) in ihren Originalfassungen, teilweise mit Untertiteln. Denn auch sprachlich lässt sich Sally Hawkins nicht festlegen: Mal spricht sie mit schottischem oder walisischem Akzent, mal mit kanadischem oder US-amerikanischem – immer aber überzeugend.

Spotlight on Sally Hawkins, Freitag, 10. Januar, bis Sonntag, 22. Februar, Filmmuseum München, Sankt-Jakobs-Platz 1

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