Fantasy Filmfest, Filmmuseum München und mehr:Heißer Herbst

Lesezeit: 4 Min.

Manche mögen es heiß - und einen Drink: Jack Lemmon als Jerry /Daphne und Marilyn Monroe als Sugar. Billy Wilders Screwball-Komödie ist in der Reihe „Gender Comedies“ wieder in München zu sehen. (Foto: United Archives / kpa Publicity; via www.imago-images.de/imago images / United Archives)

Was läuft im Kino? Nach dem langen Sommer hofft die Branche auf große Hits und eine möglichst große Programmvielfalt. Die Münchner Filmtheater setzen zudem auf Festivals, Premieren sowie ein Kinofest zum Sonderpreis.

Von Josef Grübl

„Lass mal wieder emotional werden“: Die Kinobranche wirbt derzeit um Menschen, die schon länger nicht mehr in einem Kinosaal saßen. Ihnen (und allen anderen) wird im Herbst viel geboten: Hollywood geht mit einem neuen „Joker“-Film, der Fortsetzung von „Gladiator“ oder „Mufasa: The Lion King“ an den Start, das deutsche Kino zeigt sich mit „Die Schule der magischen Tiere 3“, „Hagen – Im Tal der Nibelungen“ oder „Alter weißer Mann“ vielseitiger denn je. Einige von ihnen werden in München ihre Premiere feiern. Aber auch abseits dieser potenziellen Kinohits ist viel geboten, die Münchner Kinos locken mit Festivals, Festakten, Retros oder Gesprächsrunden. Das Angebot ist riesig, die Ticketpreise sind niedrig (zumindest am ersten September-Wochenende), da werden nicht nur Kinomuffel emotional.

 Auftakt der Festival-Saison

Mit dem Horrorfilm „The Substance“ feiert Demi Moore in diesem Jahr in Cannes ein Kino-Comeback. (Foto: Christine Tamalet/MUBI)

„Ihr müsst uns mal besuchen kommen!“ Diesen Satz hört man im Urlaub öfter, etwa wenn die netten Nachbarn vom Campingplatz oder aus dem Hotelzimmer nebenan abreisen. Nach dem Thriller „Speak No Evil“ dürfte man sich das nochmal überlegen: Hier wird die Geschichte einer Familie erzählt, die ihre Urlaubsfreunde zu Hause besucht – und den wahren Horror erlebt. Das US-Remake eines dänischen Films eröffnet am 11. September das Fantasy Filmfest. In seiner 38. Ausgabe setzt das Festival auf feministischen Bodyhorror („The Substance“), auf Hongkong-Action („Twilight of the Warriors: Walled In“) oder nagelneue Filme von den Festivals in Toronto (die chinesische Zeitreise-Actionkomödie „Escape from the 21st Century“) oder Venedig (der belgische True-Crime-Thriller „Maldoror“). Dieses Jahr gibt es erstmals einen Jury-Preis, das Festival geht bis 18. September und findet im City-Kino statt.

Herbstzeit ist Festivalzeit in München, in den kommenden Wochen und Monaten finden außerdem noch die Afrikanischen Filmtage (im Gasteig HP8, 11. bis 13. Oktober), das Queer Film Festival München (im City, 15. bis 20. Oktober) oder die Griechische Filmwoche (im Theatiner, Rio und Gasteig HP8, 14. bis 23. November) statt. 

Kinofest für Groß und Klein

In Frankreich war die Komödie „Was ist schon normal?“ ein großer Hit. (Foto: SquareOne Entertainment)

Für vieles muss man heute mehr ausgeben als gestern, für Miete, Lebensmittel oder die Pizza beim Lieblingsitaliener. Bei einer Sache bleiben die Preise aber stabil: Am 7. und 8. September 2024 findet wieder „Das Kinofest“ statt, wie im Vorjahr werden ein Wochenende lang Filme zum Sonderpreis von fünf Euro gezeigt – und zwar in allen Sälen, auf allen Plätzen. Aufgrund des großen Erfolgs dieser bundesweiten Kino-Werbeaktion in eigener Sache wird ebenjene einfach wiederholt: In München nehmen viele Kinos daran teil, große Häuser wie das Mathäser, Cinemaxx, Gloria oder Arri Kino, aber auch Programmkinos wie das City, Cinema, Rottmann, Rex oder Studio Isabella.

Wer die Hits des Kinosommers („Alles steht Kopf 2“, „Zwei zu eins“, „Nur noch ein einziges Mal“) verpasst hat, kann das für kleines Geld nachholen. Aber auch attraktive Neustarts wie „Alles Fifty Fifty“, „Die Ironie des Lebens“ oder „Was ist schon normal?“ sind im Angebot. Auch für die ganz Kleinen ist etwas geboten: Das „Disney Channel Mitmachkino“ findet ebenfalls am Kinofest-Wochenende statt, in den teilnehmenden Kinos können die jungen Gäste zum Sparpreis mitschauen, singen, rätseln oder tanzen.

Neues Programm im Filmmuseum

Er war einer der Protagonisten des New Hollywood: Das Münchner Filmmuseum widmet Robert Altman zum Hundertsten eine Retrospektive. (Foto: Jean Pagliuso)

Am 11. September öffnet das Münchner Filmmuseum nach der Sommerpause wieder seine Türen. Los geht es mit einer Robert-Altman-Retrospektive, der US-Regisseur hätte im Februar 2025 seinen hundertsten Geburtstag gefeiert (er verstarb 2006). Altman galt als unangepasst und schwierig, er erlebte große Triumphe und Niederlagen. Nebenbei experimentierte er gerne mit Genres oder überlappenden Dialogen. Filme wie „Nashville“, „M*A*S*H“ oder „The Player“ sind zeitlose Meisterwerke, 1993 gewann er für das dreistündige Ensembledrama „Short Cuts“ den Goldenen Löwen von Venedig. Der mit Stars wie Jack Lemmon, Frances McDormand, Tom Waits, Julianne Moore oder Robert Downey Jr. prominent besetzte Großstadtreigen aus L.A. eröffnet auch die Filmmuseum-Saison.

Der jüdische Schriftsteller Lion Feuchtwanger wurde vor 140 Jahren in München geboren, erst kürzlich hat man einen Platz im Lehel nach ihm benannt. Das Filmmuseum zeigt ab 13. September eine kleine Reihe von Literaturverfilmungen, die auf seinen Werken basieren, unter anderem Franz Seitz’ „Erfolg“ aus dem Jahr 1990, die britische Verfilmung von „Jud Süß“ (1934) oder Konrad Wolfs 1971 in der DDR entstandene Spielfilm „Goya – oder der arge Weg der Erkenntnis“.

Weitere Filmreihen widmen sich dem Filmemacher und Fotografen Robert Frank, der Filmkünstlerin Rebecca Horn oder dem senegalesischen Schriftsteller und Regisseur Ousmane Sembéne. Am 18. September startet die Reihe „Bonner Republik“ (mit Filmen von Peter Goedel, Helke Sander oder Christoph Schlingensief), im Oktober findet das Underdox Festival statt. Im November folgt das Rumänische Filmfestival, im Dezember wird der Werner-Herzog-Filmpreis verliehen. Und das neue Jahr startet mit einer Hommage an die britische Schauspielerin Sally Hawkins („Happy-Go-Lucky“, „The Shape of Water“) sowie mit einer Filmreihe namens „Gender Comedies“: Dann stehen Komödienklassiker wie „Some like it hot“ oder „Viktor und Viktoria“ auf dem Spielplan.

Geburtstag der Filmstadt München

Politikone und Mitbegründerin der Grünen: Regisseurin Doris Metz versucht in ihrer Doku „Petra Kelly – Act Now!“ den Menschen hinter den Bildern zu finden. (Foto: Bildersturm Filmproduktion)

Wer in die Internet-Suchmaschine seines Vertrauens das Wort „Filmstadt“ eingibt, landet bei der Bavaria Filmstadt in Geiselgasteig und den dort angebotenen Touren. Doch es gibt in München noch eine zweite Filmstadt, die die städtische Kinolandschaft maßgeblich prägt: Der Dachverband für 16 Mitgliedsgruppen, Initiativen und Vereine koordiniert die kommunale Filmarbeit sowie Filmreihen und Länderfilmfestivals wie Bimovie, Cinema Iran oder die Lateinamerikanischen Filmtage. Im September feiert die Filmstadt München 40. Geburtstag.

Das Publikum kann mitfeiern: An vier Tagen gibt es Filme, Regiegespräche oder musikalische Beiträge. Zum offiziellen Festakt am 12. September im Filmmuseum hat sich Münchens Zweiter Bürgermeister Dominik Krause angesagt. Vom 13. bis 15. September geht es weiter im Neuen Maxim Kino: Doris Metz stellt ihren Dokumentarfilm „Petra Kelly – Act Now!“ vor, Eylem Kaftan ihren Hybridfilm über sexualisierte Gewalt, „Bir Gün, 365 Saat“. Hinzu kommen Filmprogramme der Festivals Bunter Hund, Kino Asyl oder Flimmern & Rauschen.

Alles außer Film: Opern, Ballett oder Konzerte

Jacques Offenbachs „Les contes d’Hoffmann“, live aus der New Yorker Met. Erin Morley singt die Olympia (Foto), und Benjamin Bernheim, wie gerade erst in Salzburg, die Titelrolle, in einer gewiss kulinarischeren Inszenierung. (Foto: Marty Sohl / Met Opera)

Ein Kinofilm wird gedreht, damit er im Kino läuft. Eine triviale Feststellung, auf die man sich verlassen kann, seitdem die Bilder laufen lernten. Doch manchmal zeigt das Lichtspieltheater des Vertrauens gar keine Filme, dann wird es zur Konzert- oder Sportarena, zum Theater oder Opernhaus. Im Oktober etwa startet „Met live im Kino“ in die neue Saison, die Opernübertragungen aus der Metropolitan Opera in New York kann man in vielen Kinos live erleben. Los geht es mit Jacques Offenbachs „Les contes d’Hoffmann“ (5. Okt.), es folgen Jeanine Tesoris zeitgenössische Oper „Grounded“ (19. Okt.), Puccinis „Tosca“ (23. Nov.) oder Verdis „Aida“ (25. Jan.).

Hier tanzen nicht Johnny Depp und Winona Ryder, sondern Liam Mower und Ashley Shaw im Ballett "Edward Scissorhands" von Matthew Bourne. (Foto: Kaasam Aziz)

Eine Ballett-Aufführung steht am 25. September an: Matthew Bournes „Edward Scissorhands“ nach dem gleichnamigen Film von Tim Burton wird unter anderem im Gloria Filmpalast zu sehen sein. Auch Rock- und Popkonzerte schaffen es auf die große Leinwand, nicht erst seit dem erfolgreichen „Eras Tour“-Film mit Taylor Swift aus dem vergangenen Jahr. Am 12. September ist im Arri, Cinemaxx oder Mathäser „Usher: Rendezvous in Paris“ zu sehen, von 26. September an zeigen das Leopold Kino und Arri den Konzertfilm „Paul McCartney & Wings: One Hand Clapping“. Im Oktober folgt die schwedische Metal-Band Sabaton mit „The Tour To End All Tours“.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSchauspielerin Juliane Köhler im Interview
:„Jetzt mache ich das mal selbst“

Lange Zeit träumte Juliane Köhler von komischen Rollen, jetzt spielt sie sie – im Kinofilm „Sonnenplätze“ etwa. Im Interview spricht die Schauspielerin über Mütterrollen und ihre Tochter, über die Allüren der Anderen und eigene Regiepläne.

Von Josef Grübl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: