Im März gibt es in München viel europäisches Kino zu entdecken, auf den Spielplänen stehen die neuen Filme des Spaniers Pedro Almodóvar (" Parallele Mütter"), der Französin Céline Sciamma (" Petite Maman") oder des Italieners Nanni Moretti ("Drei Etagen"). Kenneth Branaghs nordirische Kindheitserinnerungen ("Belfast") erzählen von vergangenen Konflikten, das ukrainische Drama "Donbass" von aktuellen. Sehr europäisch geht es auch abseits des regulären Programms zu, bei der Pasolini-Reihe im Filmmuseum etwa oder der Woche der Frankophonie im Theatiner Kino: Dort werden vom 21. bis zum 27. März sieben Filme aus französischsprachigen Ländern aufgeführt, unter anderem das belgische Roadmovie "Lola und das Meer" oder die Schweizer Familiensaga "Madame".
Und dann wäre da noch die Rückkehr eines europäisch-asiatischen Länderfilmfestivals, das es in den vergangenen beiden Jahren gar nicht beziehungsweise nur online gab: Die 33. Türkischen Filmtage finden wieder live vor Publikum statt, zum Auftakt im Rio Filmpalast, danach im Gasteig HP8. Gleichzeitig kann man eine Auswahl der Filme online streamen, das sogenannte Hybrid-Modell hat sich auch bei anderen Festivals bewährt. Zur Eröffnung wählten die Mitglieder des Münchner Vereins Sinematürk einen Spielfilm aus, der sich über Personenkult, Obrigkeitshörigkeit und das russisch-türkische Verhältnis lustig macht. Wer da an die vormals besten Freunde Putin und Erdoğan denkt, liegt gar nicht mal so falsch - aber trotzdem daneben. Der Regisseur Tufan Taştan und sein Drehbuchautor Barış Bıçakçı erzählen in "You Me Lenin" von einer verloren gegangenen Statue des russischen Regierungschefs und Revolutionärs Wladimir Iljitsch Lenin; das könnte man in diesem anspielungsreichen Film aber auch mit einem anderen Wladimir verbinden. Der Regisseur wird sich bei der Eröffnung den Fragen des Publikums stellen.
Insgesamt stehen neun Spielfilme, acht Dokumentarfilme sowie sechs Kurzfilme auf dem Programm. Es geht in alle Ecken der Türkei, ein besonderer Fokus liegt aber auf Ostanatolien, gleich mehrere Filme sind in dieser Region angesiedelt. So etwa der Festivalhit "Brother's Keeper", in dem ein Junge versucht, seinem schwer erkrankten Freund zu helfen - was schwierig ist, da ihr zugeschneites Dorf von der Außenwelt abgeschnitten ist. Der Film von Ferit Karahan wird, so wie alle Festivalbeiträge, in der Originalversion mit Untertiteln gezeigt. Wie bereits im vergangenen Jahr gibt es auch dieses Mal die Programmpunkte "Frauenblicke" und "Queer Panorama": Im Dokumentarfilm "Dying to Divorce" geht es um häusliche Gewalt gegen Frauen und eine Anwältin, die sich für die Betroffenen einsetzt. Die Doku "Hello My Dear" erzählt vom türkischen Lyriker Arkadaş Z. Özger, der sich 1970 in einem Gedicht zu seiner Homosexualität bekannte, daraufhin angefeindet wurde und sich drei Jahre später das Leben nahm. Ein halbes Jahrhundert später erinnern sich Freunde und Weggefährten an ihn.
33. Türkische Filmtage, Do., 24. März, bis So., 3. April, online bis 10. April, Rio Filmpalast und Gasteig HP8, www.tuerkischefilmtage.de