Kino:Immer wieder Tango

Kino: "Adiós Buenos Aires" ist an Donnerstagabend im Starnberger Freiluftkino zu sehen.

"Adiós Buenos Aires" ist an Donnerstagabend im Starnberger Freiluftkino zu sehen.

(Foto: Alpenrepublik)

In "Adiós Buenos Aires" erzählt der Münchner Regisseur German Kral von einem Argentinier, der nach Deutschland auswandern will. Er selbst hat das schon vor Jahrzehnten gemacht - in seine Heimat zieht es ihn aber trotzdem regelmäßig zurück.

Von Josef Grübl

Abschiede gehen kurz oder lang. Bei den kurzen verschwindet man einfach, bei den langen fällt das Auseinandergehen schwerer, da wollen sich die Leute am liebsten gar nicht voneinander lösen. German Kral gehört wohl zur Kategorie der langen Abschiedsnehmer: "Adiós Buenos Aires" heißt der erste Spielfilm des Argentiniers, es ist die Geschichte eines sehr langen Abschieds. Er selbst hat das schon hinter sich, vor drei Jahrzehnten verließ er sein Heimatland und ging nach Deutschland. Trotzdem (oder gerade deswegen) kehrt er regelmäßig nach Buenos Aires zurück.

Ohne Abschied eben auch kein Wiedersehen, könnte man jetzt sagen. Kral erzählt aber etwas anderes: "Es ist nicht einfach, einen Film in einem Land zu machen, in dem man nicht geboren wurde." Von 1991 an studierte er an der HFF München Regie, einige Jahre später schloss er das Studium ab. Filme dreht er seitdem aber meistens in Argentinien.

Und so findet auch das Gespräch für diesen Artikel via Videocall statt: German Kral ist beruflich in Buenos Aires, dieses Mal für eine Fernsehdokumentation über argentinische Weinmacherinnen. Pünktlich zur Premiere und dem bundesweiten Kinostart seines Spielfilms am 11. Mai wird er aber wieder zurück in Deutschland sein. Obwohl er schon lange in diesem Beruf arbeitet, fiebert er diesem Termin entgegen. "Ich habe ja Spielfilmregie studiert", sagt er, "eigentlich wollte ich das auch immer machen."

Aber es kam anders: Sein HFF-Abschlussfilm "Buenos Aires, meine Geschichte" (1998) war ein Dokumentarfilm, der gut ankam und zu vielen Festivals eingeladen wurde. Seitdem ist Kral als Dokumentarfilmer gefragt: Er drehte für Wim Wenders einen Film über kubanische Musiker ("Musica Cubana"), es folgten zwei Filme über die argentinische Tanz- und Musikszene. "Der letzte Applaus" und "Ein letzter Tango" kamen in mehreren Ländern ins Kino, seitdem steckt der Regisseur ein wenig in der Tango-Schiene fest.

"Ich liebe diese Musik wirklich", sagt er, "Tango ist in Buenos Aires einfach immer und überall präsent." Kein Wunder also, dass es auch in seinem Spielfilm um den bekanntesten Kulturexport Argentiniens geht: Der Protagonist ist Bandoneon-Spieler in einem Tangoorchester und möchte nach Deutschland auswandern. Das wird ihm aber angesichts seiner Freunde, einer neuen Liebe und der Wirtschaftskrise im Land schwergemacht. So heißt es in einem der Lieder: "Entfremdet von allem Glauben willst du Meere überqueren und kannst es nicht."

Kino: Der argentinische Regisseur German Kral lebt seit 30 Jahren in Deutschland.

Der argentinische Regisseur German Kral lebt seit 30 Jahren in Deutschland.

(Foto: Alex Gonschior)

"Adiós Buenos Aires" spielt im Jahr 2001, als es im dauerkriselnden Argentinien besonders schlimm zuging, als die Bankkonten der Bürger vom Staat eingefroren wurden. In jenen Jahren hatte Kral auch die Idee zu diesem Film. "Mir ist das ein bisschen peinlich, dass es so lange gedauert hat", sagt der Mittfünfziger. Die deutsch-argentinische Koproduktion ist sympathisch, kommt aber auch recht konventionell daher. German Kral weiß, dass sein Werk etwas aus der Zeit gefallen ist: "Vielleicht werden Filme heute so nicht mehr erzählt", sagt er, "aber es ist eben ein Film, der 2003 entstanden ist und 20 Jahre später fertiggestellt wurde." Vermutlich wird er auch weiterhin in Argentinien arbeiten, so wie gerade eben für die Fernsehdoku. Nach mehr als 30 Jahren in München sei es jetzt aber an der Zeit, einen Film in Deutschland zu machen, erzählt er. München sei sein Zuhause, er hat hier einen Sohn. Dann sagt er: "Ich hoffe, das war jetzt mein letzter Tango-Film."

Zur SZ-Startseite

SZ Plus"Das Lehrerzimmer" im Kino
:Klassentest

Eine Lehrerin gerät zwischen die Fronten von Schülern, Kollegen und Eltern, als sie heimlich im Lehrerzimmer eine Kamera installiert. Über den herausragenden Kinofilm "Das Lehrerzimmer".

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: