Süddeutsche Zeitung

Kino:Erwartbar Unerwartetes

Bleibt alles anders: Bei den Fantasy Filmfest Nights steht ein Mix aus Horror, Thrill und Crime auf dem Spielplan.

Von Josef Grübl

Ähnlich wie bei Volumenprozentangaben von alkoholischen Getränken gibt es auch bei Thrillern oder Horrorfilmen verschiedene Härtegrade. Dieser wurde lange Zeit anhand von Bleigehalt oder Blutfaktor gemessen, mindestens ebenso wichtig sind aber unerwartete Wendungen oder WTF-Momente - wobei man letztere gar nicht so genau übersetzen möchte. Vielleicht am ehesten mit: "Was zum Teufel passiert da gerade?" Auch hier gibt es Härtegrade, die kleinen Aufreger, kalkulierten Provokationen oder schonungslosen Konfrontationen.

Eher zu Letzterem tendiert der Abschlussfilm der diesjährigen Fantasy Filmfest Nights: Im US-Horrorthriller "Fresh" lernt die Single-Frau Noa (Daisy Edgar-Jones) im Supermarkt einen Mann kennen. Gespielt wird dieser von Sebastian Stan, der gerade eben als Rockproll Tommy Lee in der Serie "Pam & Tommy" zu sehen war. Hier dreht er noch mehr auf: Entgegen aller Dating-Gesetze macht er Noa unfassbar plump an, mit weitreichenden Folgen. Mehr darf auf keinen Fall verraten werden, schätzt doch das genreaffine Publikum nichts mehr, als wenn es seine eigenen WTF-Momente erleben kann. Beim Sundance Film Festival im Januar sorgte "Fresh" für ziemlichen Aufruhr, über kaum einen Film wurde mehr gesprochen: Das Konzept der Regiedebütantin Mimi Cave scheint also aufgegangen zu sein. Insgesamt 17 Produktionen werden beim viertägigen Frühlingsableger des beliebten Genrefilmfestivals gezeigt, darunter auch mehrere Filme von Erstlingsregisseurinnen.

Das Festival will mit Produktionen wie "Hatching" (von der Finnin Hanna Bergholm) oder "She will" (von der französisch-britischen Filmemacherin Charlotte Colbert) jünger und diverser werden, aber auch ein paar altbekannte Namen stehen auf dem Spielplan: Der Italiener Dario Argento hat nach zehnjähriger Pause mit "Dark Glasses" wieder einen Thriller inszeniert, mit seiner Tochter Asia Argento in der Hauptrolle. Quentin Dupieux (auch bekannt als Mr. Oizo) ist ebenfalls mit einem neuen Film vertreten: "Incredible but true" darf man durchaus wörtlich nehmen, der Franzose wird mit dieser Kellerloch-Story einmal mehr seinem Ruf als Regisseur mit Hang zu absurden Komödienstoffen gerecht.

"Was zum Teufel?", fragen sich da die einen. "Wo ist der Teufel", antworten die anderen - genauer gesagt die Figuren im österreichischen, von Ulrich Seidl produzierten Religionswahn-Thriller "Luzifer". Franz Rogowski spielt einen einfältigen Mann, der gemeinsam mit seiner Mutter und einem Adler auf einer Almhütte lebt. Als das Gebiet touristisch erschlossen werden soll, glauben sie an einen Akt des Teufels. Eröffnet werden die Fantasy Filmfest Nights mit einem Horrorthriller, der gerade erst in den US-Kinos angelaufen ist: "X" spielt im Jahr 1979, eine Gruppe junger Filmemacher will im ländlichen Texas einen Porno drehen. Natürlich darf man auch hier unerwartete Wendungen erwarten.

Fantasy Filmfest Nights, Do., 31. März, bis So., 3. April, Cinema, Nymphenburger Str. 31, www.cinema-muenchen.com

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