Sie küssten und sie schlugen sich, im wohl schönsten Film des Jahres 1997: Vor einem Vierteljahrhundert kam das Liebesdrama "Happy Together" in die Kinos, darin verlässt ein schwules Paar (Leslie Cheung und Tony Leung) seine Heimat Hongkong und versucht in Buenos Aires einen Neuanfang. Doch ihre Probleme nehmen sie mit, die beiden Männer sind grundverschieden, ihre argentinische Wahlheimat bleibt ihnen fremd. Einer von ihnen nimmt sogar einen Job in einem Schlachthof an, wo er nachts arbeitet und tagsüber schläft. So könne er weiter "in der Zeit von Hongkong" leben, sagt er. In dem beim Festival von Cannes uraufgeführten Film von Meisterregisseur Wong Kar-wai dreht sich ohnehin vieles um Hongkong - auch wenn Tango getanzt und auf den Straßen spanisch gesprochen wird.
Aber es kommt natürlich nicht von ungefähr, dass der Film ausgerechnet in jenem Jahr erschien, in dem das Ende der Kronkolonie Hongkong besiegelt wurde: 1997 erfolgte die Übergabe der Staatshoheit an China - und der für seine Hongkong-Balladen gefeierte Regisseur ("Chungking Express") drehte erstmals außerhalb seiner Heimat. Er habe gedacht, dass er auf der anderen Seite der Welt den Fragen nach der Zukunft Hongkongs entrinnen könne, sagte Wong Kar-wai in einem Interview. Konnte er aber nicht, je weiter er sich entfernte, desto mehr sehnte er sich zurück. So bleibt "Happy Together" ein Wunschtraum, während es im titelgebenden Sechzigerjahre-Songklassiker heißt: "Imagine how the world could be, so very fine, so happy together".
Happy Together, HK 1997, Regie: Wong Kar-wai, Mo., 29. Aug., 21.15 Uhr, City-Kino , Sonnenstr. 12a
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