Eine nicht ganz unwichtige Frage an diesem Abend lautet: Finden alle ins Kino? Das Schlangenmanagement, wie das bei den Organisatoren genannt wird, schickt die Gäste der Filmfesteröffnung am Donnerstag durch diverse Gänge und Treppenhäuser in die Kinosäle. Vorbei am roten Teppich, gleich rein in den Saal.
Die wichtigste Frage dieses Abends ist aber auch nicht unbedingt, wie den Gästen der Eröffnungsfilm gefällt. Die bayerische Krimikomödie "Kaiserschmarrndrama" ist eine todsichere Sache, lustig und unterhaltsam. Die Eröffnung des 38. Münchner Filmfests im Mathäser bleibt eher in Erinnerung, weil es der erste Abend ist in dieser Stadt der roten Teppiche, an dem wieder ein ordentlicher ebensolcher ausgerollt wird und in einem ersten Anlauf der Wahnsinn vergangener Zeiten neu entfesselt werden soll.
Dass Fotografenkohorten, auf engstem Raum eingepfercht, sich mit Gebrüll auf vorbeilaufende Motive stürzen, war jahrzehntelang für den Klatsch-Liebhaber völlig normal, für jeden anderen aber eben eher Wahnsinn, und nun ist es für alle: seltsam. Nur ganz schüchtern wird nach Hauptdarsteller Simon Schwarz gerufen. Eher gar nicht seltsam ist hingegen für viele die Wahl des Eröffnungsfilms. Martin Moszkowicz, Chef der Constantin Film, sagt: "Endlich mal ein Blockbuster!", was kaum überrascht, da Constantin die Reihe der Bücher von Rita Falk verfilmt hat. Aber auch Produzent Christian Becker sagt: "Genau richtig! Was Lustiges, gerade in dieser Zeit."
Im Laufe der Evolution des Red-Carpet-Menschen haben sich diverse Gesten etabliert. Vom Fingercolt über die angedrohte Faust am Kinn des Nebenmannes (weniger der Nebenfrau) bis hin zu Klassikern wie dem Luftsprung. Die Frage ist: Was machen Schauspieler mit ihrem neuen Accessoire, der Maske? Die Antwort lautet: absetzen.
Filmfestchefin Diana Iljine hat den Startabend so zusammengefasst: "Wir feiern nicht nur die Eröffnung des Filmfests, sondern auch die Wiedereröffnung der Kinos, auf die wir schon so sehnsüchtig warten." Darsteller Simon Schwarz oder Christine Neubauer sprechen ruhig über den Film, erleichtert über den Abend. "Eine Erlösung", sagt Neubauer. Man posiert zwar mit Abstand, aber ohne Maske. Und für Albernheiten sind alle vielleicht viel zu glücklich darüber, dass es jetzt endlich wieder losgeht.