Kino:Papas Geheimnis

In "Anima" spürt Uli Decker der Geschichte ihres Vaters nach. (Foto: Flare Film, Privatarchiv Familie Decker)

Uli Decker stellt beim Dok-Fest einen sehr persönlichen Film über ihre Familie vor.

Von Josef Grübl

Sie waren schon jahrelang verheiratet und hatten Kinder, als Uli Deckers Mutter im Badezimmer ein Spitzenunterhemd fand, das weder ihr noch ihren Töchtern gehörte. Da gestand ihr Mann, dass er gerne Frauenkleider trug, sich schminkte und auf High Heels durch München stöckelte. Sie habe das akzeptiert, sagt sie, den Töchtern erzählte man aber nichts von Papas Geheimnis. Erst als dieser nach einem Unfall auf dem Sterbebett lag, hätten sie und ihre Schwester davon erfahren, erzählt Decker in ihrem Dokumentarfilm "Anima - Die Kleider meines Vaters". Darin arbeitet sich die aus dem bayerischen Voralpenland stammende und heute in Berlin lebende Filmemacherin an ihrer eigenen Familiengeschichte ab, spricht mit Verwandten und liest die Tagebücher des Verstorbenen. Dass sie in ihrer Jugend selbst mit Geschlechterrollen haderte, habe das Zusammenleben nicht einfacher gemacht, erzählt sie. Uli Decker ist ein sehr persönlicher, zu Herzen gehender Film gelungen, der auch stilistisch überzeugt: Mit einer Collagetechnik hat sie alte Familienfotos neu zusammengebastelt. Die kurzen Animationen ziehen sich durch den ganzen Film, der für sie auch ein Akt der Befreiung ist. "Der Papa wollte nie im Mittelpunkt stehen", sagt die Mutter einmal. "Warum sollen das jetzt alle Leute wissen?", fragt eine Verwandte. Uli Decker hat darauf gute Antworten, sie stellt ihren Film beim Münchner Dok-Fest persönlich vor.

Anima - Die Kleider meines Vaters, D 2022, Regie: Uli Decker, Sa., 7. Mai, 20.30 Uhr, Atelier, Sonnenstr. 12a; Mo., 9. Mai, 21 Uhr, HFF Kino, Bernd-Eichinger-Platz 1, www.dokfest-muenchen.de

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