Welche Farben sieht man im Dunkeln am Besten? Die siebenjährige Adele muss nicht lange überlegen. „Weiß“ sagt sie sofort, „und Orange ist auch gut!“. Warum sie sich so sicher ist? „Weil ich es gerade ausprobiert habe“, sagt die Zweitklässlerin. Sie ist mit ihrer Klasse von der Grundschule Astrid-Lindgren-Straße in der Ausstellung „Unterwegs in meiner Stadt“ im neuen Kindermuseum zu Besuch. Und hat einer Holzfigur verschiedenfarbige Stücke Stoff angezogen, sie in eine Art Kamera-Kasten gesteckt und über einen Schalter das Licht verändert. Ganz klar: Im Dunkeln sieht man nicht besonders gut – und leider wird man auch nicht besonders gut gesehen. Es sei denn, man trägt helle Stoffe, hat Licht am Fahrrad oder Reflektoren am Schulranzen, wie auf einer der Begleittafeln zum Experiment nachzulesen ist. Adele jedenfalls ist richtig angezogen: Gerade heute trägt sie ihr hellgraues, fast weißes Lieblingssweatshirt.
Rund zwanzig solcher interaktiven Stationen zum Mitmachen, Ausprobieren und Erforschen finden sich verteilt auf drei Stockwerke im Ausstellungsbereich des Kindermuseums, das noch nicht vollständig in seinen neuen Räumen in der Messestadt Riem angekommen ist. Trotzdem sind vom 15. Juni an kleine und große Besucher eingeladen, verschiedene Aspekte des Themas Mobilität in der Ausstellung zu erkunden, die gemeinsam mit dem Mobilitätsreferat entwickelt wurde.
Gerade klettern zwei Jungs auf den Vordersitz eines Lastwagen-Nachbaus aus Holz, nehmen hinter dem Steuer Platz, um auszutesten, was es mit dem sogenannten Toten Winkel auf sich hat: Wenn draußen jemand ein paar Gegenstände um den Lkw herum stellt – diese Aufgabe übernimmt eine der Ausstellungsmitarbeiterinnen, die hier und an anderen Stationen die Kinder begleiten und Hilfestellung geben – erkennt man, dass es Bereiche um Autos herum gibt, die nicht zu sehen sind, auch wenn man beim Fahren alle Spiegel benutzt.

Des Weiteren können die jungen Besucher und Besucherinnen an den Mitmach-Stationen unterschiedliches Schuhwerk ausprobieren, einen Bus steuern, Netzpläne für die öffentlichen Verkehrsmittel erstellen und sich überlegen, wie ein Parkplatz anders genutzt werden kann. Darüber hinaus erfahren sie, welche Regeln es im Straßenverkehr zu beachten gilt, testen ihre Reaktionsgeschwindigkeit, lernen Verkehrsschilder kennen – und können neue erfinden. Aber auch die Folgen von Lärm und Abgasen für die Umwelt und die Gesundheit werden veranschaulicht. Wie viel Platz braucht ein einziges Auto, wie viel CO₂ verursachen die verschiedenen Verkehrsmittel?
Geschäftsführer Andreas Ernstberger betrachtet die kleinen Entdecker, die treppauf, treppab in der Ausstellung unterwegs sind, sichtlich erfreut. „Wir sind sehr froh, dass das Kindermuseum hier im ehemaligen Bauzentrum in Riem wieder seinen Betrieb aufnehmen kann, dazu in einem Stadtteil, in dem viele Familien und Kinder leben, und der zukünftig noch nachverdichtet wird“, sagt er. Auch wenn es bis zur Wiedereröffnung des gesamten Museums noch ein wenig Geduld braucht, schaut er optimistisch in die Zukunft: In den obersten zwei Stockwerken entsteht ein ganz neuer Bereich für das partizipative Projekt „Museum machen“, das ihm und seinem Team besonders am Herzen liegt und für das am alten Standort am Hauptbahnhof kein Platz war. Geplant ist ein großes Eröffnungsfest des gesamten Museums-Komplexes im Spätherbst 2024.
Unterwegs in meiner Stadt, Familienausstellung für Kinder ab 4 Jahren, Samstag, 15. Juni bis 9. März 2025, Kindermuseum, Willy-Brandt-Allee 10