Kindermedizin in Bayern:Ein folgenschwerer Fall von Vernachlässigung

SZ-Leser fordern mehr finanzielles Engagement für kleine Patienten in Kliniken und kritisieren allzu harten Wirtschaftlichkeits-Druck

Kindermedizin in Bayern: Für kleine Patienten könnte im bayerischen Gesundheitswesen mehr getan werden, fordern SZ-Leser.

Für kleine Patienten könnte im bayerischen Gesundheitswesen mehr getan werden, fordern SZ-Leser.

(Foto: Catherina Hess)

"Kleine Patienten lohnen sich nicht" vom 20. September:

Traurige Wirklichkeit

Dieser Artikel zeigt die Wirklichkeit. Ich arbeite seit über 40 Jahren als Krankenschwester. Menschen, die krank sind, erst recht Kinder, sind unserer Politik nichts wert. Die kosten nur! Dass die Folgekosten für diese Kinder viel höher sein werden, daran wird nicht gedacht. Nur an die schwarze Null und die nächste Wahl. Arme Eltern und Kinder! Ich wünsche mir immer wieder, dass die Politiker die Folgen ihrer Entscheidungen selber zu spüren bekommen. Eva Bertl, Ottobrunn

Wer bestimmt hier eigentlich?

Quo vadis, Kindermedizin in Bayern? Ein psychisch und physisch gesundes Kind ist die beste aller Voraussetzungen für ein später möglichst langes, selbständiges und selbstbestimmtes Erwachsenenleben. Deshalb müssen Gesundheitskosten im gesamten Kindes- und Jugendalter unter diesem Gesichtspunkt ohne Abstriche finanziert werden. Denn ähnlich wie bei dem Thema Bildung amortisieren sich diese Mehrausgaben im späteren Leben vielfach. Besser kann eine im ständigen Wandel begriffene Gesellschaft nicht investieren als in die Zukunft nachfolgender Generationen. Außerdem garantiert unsere Verfassung Würde und Unantastbarkeit unabhängig von Alter, Einkommen und Parteizugehörigkeit. Nur überlassen wir schon lange die Fehlinterpretation unseres demokratischen Gesundheitswesens der Sachbearbeiterebene gesetzlicher Kostenträger und gesundheitspolitischer Bürokratie. Hier werden die wirklich folgenschweren Fehlentscheidungen getroffen mit den katastrophalen Folgen wie Pflegenotstand und Fachärztemangel sowie Klinikschließungen.

Gegenfrage zum Schluss: Welche staatliche nichtmedizinische Einrichtung und Behörde erzielt - mit Ausnahme der Finanzämter - nach streng betriebswirtschaftlichen Kriterien Gewinn oder zumindest eine schwarze Null? Dr. med. Christian Deindl, Nürnberg

Krank und alleingelassen

Es ist schon katastrophal, was mit der Abteilung Kinder- und Jugendpsychosomatik des Uniklinikums rechts der Isar passiert. Sie soll geschlossen werden, weil die Finanzen nicht reichen. Das darf nicht hingenommen werden. Kranke Kinder brauchen Hilfe und Unterstützung durch fachkundiges Personal. Nur weil es Defizite der Abteilung gibt, wird sie umgehend geschlossen. Das ist ein Skandal. Schwarze Zahlen können solche Abteilungen nicht erzielen, das gleiche gilt auch für Onkologische Kinderstationen. Denn das sind Folgen der Fallpauschale, die auf diesen Abteilungen beziehungsweise Stationen nicht angewendet werden dürften. Hier sieht man wieder: Kranke Kinder haben keine Lobby. Peter Seyb, Holzkirchen

Für Kinder wird zu wenig getan

Wir lieben Kinder, mein Mann und ich. Und sehen seit Jahren, dass es um sie schlecht bestellt ist - vor allem, wenn es um die medizinische Versorgung geht. Dass unsere Krankenhäuser mit zuviel Bürokratie und Stellenabbau zu kämpfen haben, weil sie wie in der Wirtschaft schwarze Zahlen schreiben sollen, ist schon schlimm genug. Dass aber für Kinder immer weniger getan wird - erstes Beispiel: Schließung von Geburtskliniken beziehungsweise -abteilungen, zweitens Kitas und marode Schulen - macht uns wütend.

Wofür wird aber gerne, in vielen Fällen denke ich, überflüssiges Geld ausgegeben und auf Wählerstimmen gehofft? Auf Sektoren, die eigentlich privat finanziert werden müssten. Für luxuriöse Tierheime wurden angedachte Mittel erhöht, obwohl viele Tiere vom Ausland eingeschleppt wurden und weiterhin werden. Dass Tierschutz notwendig ist und gefördert werden soll, bestreite ich nicht, wenn es um Bauernhoftiere/Schlachttiere und andere geht, die ökologisch wichtig sind, wie Bienen und andere Insekten und Vögel.

Warum aber sollen Kuscheltiere wie Hunde und Katzen, deren Haltung Privatsache ist, in Tierheimen bestens versorgt werden, wenn die Eigentümer sie aussetzen oder sogenannte Tierfreunde sie aus dem Ausland hierher holen? Die medizinische Abteilung im neuen Tierheim soll höchst modern und bestens ausgestattet sein, wie in der SZ zu lesen war.

Dafür muss Geld laut Gesetz bereitgestellt werden (selbst für schwerkranke Tiere, die besser eingeschläfert werden sollten, oft jedoch x-mal teure Operationen erhalten).

Kinder haben leider nicht diese Lobby! Brigitte Broßmann, Neubiberg

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