Süddeutsche Zeitung

Kinderkriegen:Immer mehr Babys in München - Privatklinik stockt Geburtshilfe auf

  • Jahr für Jahr werden mehr Kinder in München geboren, Hebammen und Kreißsäle sind knapp.
  • Die Stadt baut ihre Krankenhäuser gerade aus, nun zieht die erste private Klinik nach, die Frauenklinik Geisenhofer am Englischen Garten.
  • Da für eine neue Krankwagen-Zufahrt aber ein sehr alter Baum gefällt werden müsste, stößt sie mit dem Plan auf Widerstand aus dem Bezirksausschuss.

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Seit gut zehn Jahren vermeldet das Gesundheitsreferat immer wieder einen neuen Geburten-Rekord: Der Höchstwert des Vorjahres wird regelmäßig von einem neuen Babyboom übertrumpft. Diesen Wachstumsschüben steht allerdings ein ziemlicher Mangel an Hebammen und vor allem an Kreißsälen in Stadt und Umland gegenüber. Der Druck auf die Geburtskliniken steigt - und es kann nur eine gute Nachricht für das Versorgungssystem sein, wenn private Betreiber wie die Frauenklinik Dr. Geisenhofer am Englischen Garten selbst für etwas Entlastung sorgen. Das traditionsreiche Haus soll nun erweitert werden. "Wir sind an der Kapazitätsgrenze", sagt Klinik-Geschäftsführer Robert Conle.

Bis zu 2500 Kinder kommen jedes Jahr in der 1943 gegründeten Klinik zur Welt, deren Herzstück eine denkmalgeschützte, neoklassizistische Villa mit Garten bildet. Damit zählt das Haus zu den geburtenstärksten in München. Im gesamten Stadtklinikum waren es im Jahr 2016 knapp über 6000 Geburten, verteilt auf Harlaching (2309), Neuperlach (1364) und Schwabing (2341). In Schwabing läuft der Ausbau der Kinderklinik bereits; in Harlaching ist ein Neubau geplant.

Die Geisenhofer-Klinik, an der Hirschauer Straße gelegen, will jetzt ebenfalls wachsen: Erst 2015 wurde das Perinatal-Zentrum zur Versorgung von Frühgeborenen renoviert; nun soll nach den Worten von Geschäftsführer Conle ein vierstöckiger Anbau an der Ostseite des bestehenden Klinikbaus realisiert werden. Die gebäudeinternen Anpassungen seien ausgereizt.

Derzeit hält die Geisenhofer-Klinik 84 Betten und drei Kreißsäle vor. Mit dem Anbau sollen es dann fünf sein, plus drei Räume, die mit Wehenschreibern (CTG) ausgestattet sind. Überdies wird die Raumstruktur laut Conle umgestaltet: Drei- und Vierbettzimmer entsprächen nicht mehr den modernen Anforderungen; es werde nun konsequent auf Zweibett-Zimmer, jeweils mit Bad, umgestellt.

Conle betont, dass es dabei keineswegs um eine Umstellung auf "Luxusunterbringung" gehe. "Wir reagieren auf die stark verschärften Anforderungen in der Geburtshilfe sowie die gestiegenen Ansprüche der zu versorgenden Bevölkerung." Die Anpassung an eine moderne Versorgungsstruktur sei unumgänglich, um die Geburtshilfe aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln.

Dazu will die Klinik eine angemessene Krankentransportanfahrt im Westteil, zur Hirschauer Straße hin, anlegen. Derzeit teilen sich die Rettungswagen die Zufahrt noch mit den Anliefer-Lkw sowie den Autos der Patienten und Besucher.

"Wir opfern die Eibe nicht gerne"

Der örtliche Bezirksausschuss Schwabing-Freimann sieht diese Planung jedoch sehr kritisch. Denn für die Planierung der Zufahrt muss eine alte Eibe weichen - und das lehnt das Bürgergremium ab. Per Eilantrag verlangt das Gremium von der Stadtverwaltung, den Baum als Naturdenkmal einzutragen.

"Wir opfern die Eibe nicht gerne, sehen aber nach umfangreichen Überlegungen keine andere Stelle, an der wir mit einem geringeren Eingriff eine entsprechende Verbesserung für die Sicherheit unserer Patienten realisieren könnten", wirbt Conle um Verständnis. Bei einer anderen Zuführung der Einfahrt müssten nach seinen Worten mehr Bäume gefällt werden. "Letztlich halten wir es für angemessen, die Eibe zu fällen, da dadurch die Sicherheit der werdenden Mütter verbessert werden kann."

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SZ vom 18.08.2017/bhi
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