Fabel:Der Wortverdreher

Fabel: Von der Anklagebank ins Kanzleramt: "Reineke Fuchs", in der Fabel ein listiger Rhetoriker.

Von der Anklagebank ins Kanzleramt: "Reineke Fuchs", in der Fabel ein listiger Rhetoriker.

(Foto: Reinhard Michl/Insel Verlag)

Der Autor Matthias Reiner erzählt die im 15. Jahrhundert entstandene Parabel "Reineke Fuchs" neu nach.

Von Barbara Hordych

Pünktlich zu Pfingsten lässt König Nobel alle Tiere zum Hoftag rufen. Nur einer erscheint nicht: Reineke Fuchs. Denn er wird zahlloser Verbrechen beschuldigt: "Wenn Reineke tot wäre, könnten wir alle in Frieden leben." Schließlich stellt er sich dem Gericht, doch am Ende siegt nicht die Gerechtigkeit, sondern der trickreichste Protagonist, der begabteste Lügner. Reineke Fuchs wird Kanzler, sein Wort "fortan Gesetz". Das parabelhafte Epos, erstmals 1498 in deutscher Sprache erschienen, wurde Volksbuch, Klassiker und Kinderbuch, ist seither in unzähligen Auflagen und Ausgaben erschienen. "Vor Jahrhunderten hätte ein Dichter dies gesungen? Wie ist das möglich? Der Stoff ist ja von gestern und heut!", stellte Johann Wolfgang Goethe fest. Die Fabel vom Fuchs, der durch Klugheit und List, durch elegante Rhetorik und Überredungskunst die anderen Tiere besiegt, hat ihn 1793 zu einem satirischen Versepos inspiriert, in dem er die Parodie auf die spätmittelalterliche Feudalordnung in eine Parodie auf seine eigene, von revolutionären Umbrüchen gekennzeichnete Gegenwart verwandelte. Für die Ausgabe der Insel-Bücherei (2019) hat Matthias Reiner den Urtext neu nacherzählt.

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