Kinderbetreuung:Die Münchner Förderformel für Kitas ist nicht gerecht

Essen in Kitas

Wirklich genug für alle da? Blick auf den Mittagstisch in einer Kita.

(Foto: Georg Wendt/dpa)

Die Stadt sollte alle Eltern gleich behandeln. Anstatt auf die Konzepte der Kita-Träger zu blicken, sollte sie sich auf die Bedürfnisse der Familien konzentrieren.

Kommentar von Jakob Wetzel

Der Plan müsste alle Eltern mit kleinen Kindern eigentlich freuen: Deren Betreuung soll günstiger werden. Die Stadt will Familien stärker fördern, die Gebühren sollen sinken, viele Eltern sollen überhaupt nichts mehr zahlen müssen - und doch regt sich nun gerade unter Eltern Protest. Denn von der geplanten Reform sollen nicht alle Familien profitieren, sondern nur die, deren Einrichtung die Stadt nach der sogenannten Münchner Förderformel bezuschusst. Die meisten Eltern-Initiativen erhielten demnach nichts. Diese Eltern fühlen sich von der Stadt ungerecht behandelt, und sie haben recht.

Denn die Förderformel ist zwar ein legitimes Instrument für mehr Bildungsgerechtigkeit: Die Stadt will mit ihr die Träger von freien Kindertagesstätten motivieren, bezahlbare Betreuungsplätze für jedermann zu schaffen. Luxus-Kitas, die exorbitant hohe Gebühren erheben, werden hingegen nicht unterstützt. Das ist nur konsequent. Doch indem sich die Stadt auf die Münchner Förderformel als Kriterium versteift, schießt sie über ihr Ziel hinaus.

Es hat nichts mit Bildungsgerechtigkeit zu tun, diese Eltern auszuschließen

Denn die Eltern-Kind-Initiativen, die sie auf diese Weise pauschal ausschließt, sind keine kommerziellen Profit-Maximierer. Es sind gemeinnützige Vereine, in denen sich die Eltern persönlich engagieren und die von Ehrenamtlichen organisiert werden. Sie helfen der Stadt dabei, ihre Aufgabe zu erfüllen, dass es genug Kinderbetreuungsplätze gibt. Für Eltern sind sie oft die einzige Chance, eine bezahlbare Kita zu finden, wenn sie für ihre Kinder keinen Platz in einer städtischen Einrichtung ergattern konnten - Rechtsanspruch hin oder her. Und viele Elterninitiativen sind nur deshalb nicht der Förderformel der Stadt beigetreten, weil dies so verwaltungsintensiv wäre, dass Ehrenamtliche den Aufwand kaum stemmen könnten.

Es hat nichts mit Bildungsgerechtigkeit zu tun, diese Eltern auszuschließen. Es geht nicht darum, die ohnehin Bessergestellten noch ein bisschen besser zu stellen. Es verlangt auch niemand von der Stadt, Luxus-Kitas mit überhöhten Gebühren zu bezuschussen. Und die Stadt muss Eltern-Initiativen auch nicht mit mehr Geld unterstützen als andere Kitas. Aber sie sollte die Eltern gleich behandeln. Wenn sie Familien zielgerichteter fördern will, dann sollte sie nicht auf die Förderformeln und Förderkonzepte von Kita-Trägern sehen. Sondern auf die Familien.

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