Museumsführer:Ein Alien vom Planeten Kunst

Museumsführer: Punktgenaue Landung mit Alien: Die Autorin und Verlegerin Petra Breuer (Mitte) mit ihrer Co-Autorin, der Architekturhistorikerin Kaija Voss (links) und der Designerin Marina Widmann (rechts) vor der Pinakothek der Moderne.

Punktgenaue Landung mit Alien: Die Autorin und Verlegerin Petra Breuer (Mitte) mit ihrer Co-Autorin, der Architekturhistorikerin Kaija Voss (links) und der Designerin Marina Widmann (rechts) vor der Pinakothek der Moderne.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Museumsführer "Das Kunstareal für Kinder" ist ein Beschäftigungsbuch für viele Ausflüge und noch mehr kreative Stunden daheim.

Von Barbara Hordych

Gerade ist etwas Unglaubliches passiert: Das Alien Oooooooz ist mit seiner fliegenden Untertasse, dem Futuro, von der Flugbahn abgekommen und vor der Pinakothek der Moderne in München gelandet. Überrascht und neugierig zugleich, beginnt es die Erkundung des gesamten Kunstareals. Auf den nächsten, knapp 100 Seiten des gerade erschienenen interaktiven Museumsführers "Das Kunstareal für Kinder" begegnen die jungen Leser nun dem bayerischen Urelefanten, geheimnisvollen Tieren aus dem alten Ägypten, berühmten Künstlern aus allen Epochen, historischen Bauten, bedeutenden Meisterwerken und modernem Design. "Das Buch ist für mich schon seit mehreren Jahren eine Herzensangelegenheit, ich möchte Kinder im Grundschulalter spielerisch an das Erlebnis Kunst heranführen, ihnen zeigen, wie spannend Museen sein können", sagt die Aschheimer Kinderbuchautorin und Verlegerin Petra Breuer bei einem Treffen in München.

In ihrem Verlag "Phantasiereich" schreibt und veröffentlicht sie historische Sachbücher zur Stadtgeschichte Münchens und der Region für Kinder. Ihr jüngstes Werk, an dem die Geretsrieder Architekturhistorikerin Kaija Voss als Co-Autorin mitwirkte, hat sie jetzt auf der Online-Messe "litera bavarica" vorgestellt. Illustriert und gestaltet hat den anschaulichen Kunstführer die ebenfalls beim Gespräch anwesende Münchnerin Marina Widmann, ausgezeichnet mit dem Bayerischen Förderpreis für Nachwuchsdesign.

Warum ein Alien als Leitfigur? "Auf die Idee mit dem Alien kam ich gemeinsam mit den Mitarbeitern des Kunstareals. Sie haben mir die Bilder und Illustrationen aus den Museen zur Verfügung gestellt, und ein außerirdisches Wesen überzeugte uns alle". Um eine Illustratorin für das Alien zu finden, schaltete Breuer eine Anzeige. "Es war unglaublich, die Bewerbungen kamen praktisch im Minutentakt", sagt sie.

Museumsführer: Für jedes O ein Auge: Das Alien "Oooooooz" ist ein lustiger Farbklecks, der seine Gestalt in den jeweiligen Museen ändern kann.

Für jedes O ein Auge: Das Alien "Oooooooz" ist ein lustiger Farbklecks, der seine Gestalt in den jeweiligen Museen ändern kann.

(Foto: Marina Widmann/Verlag Phantasiereich)

Wie sortiert man da aus? "Für mich war ganz wichtig, dass es jemand aus dem Großraum München ist. Denn gemeinsam mit der Pinakothek der Moderne beispielsweise wollen wir künftig auch Bastel-Werkstätten mit Kindern veranstalten, da macht es keinen Sinn, wenn jemand von weither anreisen muss". Womit hat sie Marina Widmann überzeugt? "Da kam vieles zusammen: Sie hat uns ein tolles Alien vorgeschlagen, eine Art Farbklecks, der in den jeweiligen Museen unterschiedliche Gestalt annehmen kann. Er ist lustig und schön, man kann ihn ins Herz schließen, und er ist leicht nachzuzeichnen. Auch im Farbdesign überzeugte sie mich. Für mich ist es ideal, wenn Illustration und Buchdesign in einer Hand liegen, das erleichtert die Kommunikation ungemein", sagt Breuer. Bei der Namensfindung kamen noch einmal die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Kunstareals ins Spiel: In diesem Sommer wurde in den Sozialen Netzwerken des Kunstareals nach Vorschlägen gesucht - "Oooooooz" machte dann bei einer Kinderjury das Rennen - "deshalb hat unser Alien sieben Augen, für jedes O eines", sagt Breuer.

Museumsführer: Im holländischen Saal in der Alten Pinakothek wird das Alien zum Kunstfälscher: Die jungen Leser können auf dem Gemälde von Ferdinand Bol auf Fehlersuche gehen.

Im holländischen Saal in der Alten Pinakothek wird das Alien zum Kunstfälscher: Die jungen Leser können auf dem Gemälde von Ferdinand Bol auf Fehlersuche gehen.

(Foto: Marina Widmann/Verlag Phantasiereich)

Blättert man in dem Buch, so ist zu sehen, dass der muntere Farbklecks tatsächlich ein begabter Gestaltenwandler ist: In den Antikensammlungen wird er zur Vase, im Paläontologischen Museum zum Flugsaurier, im holländischen Saal der Alten Pinakothek zum Kunstfälscher, im Ägyptischen Museum zum Krokodil. Hier ist das Farbkonzept beispielsweise so angelegt, dass die Exponate, etwa der Spitzmaussarkophag oder der mumifizierte Krokodilskopf, auf schwarzem Grund gezeigt werden. "Die Ausstellungsräume des Ägyptischen Museums befinden sich im Untergrund, das war für mich die Inspiration", erklärt Widmann. Die Skulptur "Gebückter Mensch, der nach unten schaut" vor dem Museum greift sie im Buch mit einer Seiten-Hälfte auf, "die sich aufschneiden und hochklappen lässt", erklärt Widmann. Eine ihrer Lieblingsseiten ist die Kalenderseite zur Neuen Pinakothek. "Die bleibt leider noch einige Jahre geschlossen. Aber im Buch gibt es eine Art Adventskalender, hinter dessen sieben Türchen sich keine Schokolade befindet, sondern besondere Meisterwerke von Monet, Klimt oder Van Gogh aus der Neuen Pinakothek", sagt Widmann.

Überhaupt gibt es viel zu tun in diesem Buch, in dem sich nicht nur lesen lässt: Sticker wollen abgezogen und auf den Seiten verklebt werden, es können Rosen aus Servietten gebastelt werden, inspiriert von Cy Twomblys Rosenbildern im Museum Brandhorst. Anhand einer Hieroglyphen-Liste aus dem Ägyptischen Museum lässt sich der eigene Name schreiben - das Alien macht es vor. "Im Grunde ist es ein sehr umfangreiches Beschäftigungsbuch für viele Ausflüge und kreative Stunden daheim", so Breuer.

Museumsführer: Das Kunstareal für Kinder ist ein Beschäftigungsbuch, das zu vielen Ausflügen in Münchens Museen anregt. Aber auch daheim lassen sich damit zahlreiche Stunden kreativ verbringen.

Das Kunstareal für Kinder ist ein Beschäftigungsbuch, das zu vielen Ausflügen in Münchens Museen anregt. Aber auch daheim lassen sich damit zahlreiche Stunden kreativ verbringen.

(Foto: Marina Wiedmann/Verlag Phantasiereich)

Eine wichtige Entscheidung war, die vertiefenden Informationen zu den Ausstellungshäusern und Fachbegriffen wie Antike oder Vase in den Anhang auf die 18 sogenannten "Steckbriefseiten" auszulagern. Auch eine Landkarte findet sich dort, auf der ausgehend vom Trojanischen Pferd in den Antikensammlungen die Lage von Troja gezeigt wird - früher in Griechenland, heute in der Türkei. "Erst wollten wir diese geballten Informationen in Extra-Kästen noch auf den vorderen Buchseiten unterbringen. Aber Marina überzeugte mich davon, sie zu entzerren, plädierte für eine leichtere Optik", sagt Breuer. Nicht nur ältere Kinder, auch viele Erwachsene dürften hier gerne schmökern.

So wie sie bei ihren stadt- und ortsgeschichtlichen Sachbüchern für Kinder München und der Region verbunden ist, bleibt Breuer auch bei der Herstellung dieses Museumsführers im Lande. "Ich arbeite mit einer Druckerei in Unterschleißheim zusammen, starte erst einmal mit einer kleineren Auflage." Doch sie ist gespannt, wohin die Reise ihres Oooooooz mit dem Futuro noch geht.

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