Kein KZ-Vergleich im BR:"Der Zensur-Vorwurf ist Blödsinn"

Bayerischer Rundfunk hat die Streichung des KZ-Vergleichs aus der Salvatorrede verteidigt - die Kürzungen seien mit Lerchenberg abgestimmt.

Wolfgang Görl

Der Bayerische Rundfunk hat den Vorwurf der Grünen, er habe bei der TV-Wiederholung der Salvatorrede am Freitag Zensur ausgeübt, zurückgewiesen. "Wir haben die Kürzung mit Lerchenberg abgestimmt", sagt BR-Unterhaltungschef Thomas Jansing. "Und nachdem Lerchenberg zurückgetreten ist, hat er uns quasi entautorisiert."

Durch seinen Rücktritt als Bußprediger habe sich Michael Lerchenberg selbst von den umstrittenen Stellen seiner Rede distanziert. "Da muss ich nicht bei einer Unterhaltungssendung hergehen und sagen, das sende ich doch." Lerchenberg wiederum macht geltend, dass nur die Streichung der KZ-Passage mit ihm abgestimmt worden sei; über die Kürzung der Polizei-Kritik sei er lediglich informiert worden.

Wie berichtet, waren bei der zweistündigen Wiederholungssendung dem Publikum just jene Passagen vorenthalten worden, an denen sich der Streit entzündet hatte. Sowohl der KZ-Vergleich, der letztlich zum Rücktritt des Nockherberg-Predigers Lerchenberg geführt hatte, als auch die vom bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kritisierte Polizeischelte waren aus der Salvatorrede herausgeschnitten worden.

Für Margarete Bause, die Fraktionsvorsitzende der Landtagsgrünen, und ihren Parteikollegen Ludwig Hartmann ist der Vorgang "eine Form politischer Zensur, die in einem öffentlich-rechtlichen Fernsehen einfach nicht stattfinden darf". Es sei ein Armutszeugnis, dass die Salvatorrede gekürzt worden sei, ohne die Zuschauer darauf hinzuweisen. "Viele saßen daher ratlos vor dem Fernseher und konnten nicht nachvollziehen, warum die Rede eine solche Aufregung nach sich gezogen hatte", sagt Margarete Bause.

Ludwig Hartmann, der Mitglied des Rundfunkrats ist, möchte den Vorgang bei der nächsten Sitzung des Gremiums am 25. März zur Sprache bringen.

Von Zensur zu reden sei "völliger Blödsinn", hält Jansing dagegen. Der BR habe das Politiker-Derblecken zum zweiten Mal nach 2009 live ausgestrahlt, die gesamte Salvatorprobe sei bis Freitag in der Mediathek des Bayerischen Rundfunks abrufbar gewesen, zudem habe man die KZ-Sequenz mit "O-Ton Lerchenberg" am Freitag in der Abendschau gesendet, und noch immer sei die umstrittene Passage online in der Sendung Quer zu sehen. "Schon allein deshalb, weil es weiterhin die Möglichkeit des Zugriffs gibt, wäre eine Zensur ja auch völlig wirkungslos."

Die Wiederholung sei heuer ebenso wie in den vergangenen Jahren eine zweistündige "Best-of-Sendung" gewesen. Nach der einhelligen Kritik aller Parteien, auch der Grünen, habe man insbesondere den KZ-Vergleich herausnehmen müssen. "Was wäre gewesen, wenn wir das nochmal gesendet hätten?", fragt Jansing. Dann, so antwortet er selbst, wäre die Empörung über die mangelnde Sensibilität des BR groß gewesen.

Was die Abnahme des Texts betrifft, räumt Jansing ein, dass die BR-Verantwortlichen das Manuskript vorab geprüft haben. In der akzeptierten Fassung habe der Text lediglich die Assoziation eines Konzentrationslagers hervorgerufen; in der Rede jedoch sei durch Lerchenbergs Hinzufügungen ("Stacheldraht", "Hamma scho moi g'habt) aber aus der Assoziation ein Vergleich geworden. "Das konnten wir nicht wissen."

Im Video: Salvator-Probe 2010: Strauß selig spielt Bohlen, und alle finden's wunderbar. Nur Stoiber wundert sich.

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