Harter Gegenwind für die Münchner Olympia-Werber: Nach den Turbulenzen rund um das Ausscheiden des Geschäftsführers Richard Adam muss die Bewerbungsgesellschaft mit Willy Bogner an der Spitze nun einen weiteren Rückschlag verkraften.
Den Verzicht auf das einst groß angekündigte und als "grünes Erbe" gepriesene Unesco-Biosphärenreservat in Garmisch-Partenkirchen. Es sollte mindestens 70.000 Hektar groß werden, von den Dimensionen einem Nationalpark vergleichbar.
Bevölkerung rund um Garmisch hat wenig Interesse
Die Ideenskizze für dieses Vorhaben, eines von insgesamt 18 ökologischen Leitprojekten, war von der Bewerbungsgesellschaft Ende September 2009 präsentiert worden. Nun wurde es fallengelassen und tauchte im Mini-Bid-Book, das Willy Bogner am 15. März persönlich beim IOC in Lausanne vorbeibrachte, gar nicht mehr auf.
Offenbar scheiterte es daran, dass die Bevölkerung rund um Garmisch wenig Interesse daran zeigte. Daran konnten auch die Bürgersprechstunden nichts ändern, die von der Bewerbungsgesellschaft in Garmisch-Partenkirchen angesetzt wurden, zuletzt am 19. Januar.
Der Grünen-Stadtrat Boris Schwartz, der bei der Bewerbungsgesellschaft die Umweltplanung verantwortet, macht fehlende Unterstützung in der Region für das Aus verantwortlich. Die Landtags-Grünen, die Olympia 2018 fast einstimmig ablehnen, sehen im Verzicht auf das Biosphärenreservat einen "eindeutigen Beweis dafür, dass der Umweltschutz keine große Rolle spielt bei der Olympiabewerbung".
Schäden für die "sensible Alpenregion"
Der Abgeordnete Ludwig Hartmann, der auch an der Spitze der Bewegung "NOlympia" steht, sieht sich in seiner Haltung bestätigt, dass die Winterspiele "in der sensiblen Alpenregion" um Garmisch nur bleibende ökologische wie ökonomische Schäden verursachen werde: "Ein bleibendes ökologisches Erbe wird es nicht geben."
Dieter Janecek, Grünen-Landesvorsitzender und ebenfalls aktiver Olympia-Gegner, fordert: "Das Gerede von den ,grünen Spielen sollte nun ein für allemal ein Ende haben." Die Grünen im Münchner Rathaus hingegen, die sich im November 2009 bei der Abstimmung im Stadtrat geschlossen hinter die Olympia-Bewerbung stellten, geben noch nicht auf.
Ein vollwertiger Ersatz muss gefunden werden
Es gelte nun, so Stadträtin Sabine Krieger, "möglichst schnell einen vollwertigen Ersatz für diese wichtige ökologische Komponente der Münchner Bewerbung zu schaffen". Die Planungen für ein Projekt vergleichbarer Größenordnung müssten nun rasch vorgelegt werden, "damit der Naturschutz seinen Stellenwert in der Münchner Bewerbung behält".
Im Internet werden die Personalie Adam und das Aus für das Biosphärenreservat eifrig diskutiert. Grünen-Chef Dieter Janecek, auf dessen Blog-Seite die Olympia-Skepsis breiten Raum einnimmt, berichtet von Gesprächen mit Adam aus dem Herbst 2009.
Anders als Bogner habe Adam zumindest erkennen lassen, "dass er sich substantiell mit der Materie beschäftigt hatte". Allerdings sei bei Adam "die Frustration über die internen Entwicklungen und Grabenkämpfe bereits damals erkennbar gewesen".