Katholische Kirche:Justiz prüft Missbrauchsfälle

Staatsanwaltschaften gehen Vorwürfen gegen Priester nach

Von Okan Bellikli, Nicolas Richter

Staatsanwaltschaften in ganz Bayern überprüfen systematisch Missbrauchsvorwürfe gegen katholische Priester aus den vergangenen Jahrzehnten. Einer der Schwerpunkte liegt in München. Das Erzbistum München und Freising hat der Staatsanwaltschaft München I Ende Januar fünf Ordner mit Material über etwa 100 verdächtige Priester zur Verfügung gestellt. "Wir werden jetzt schauen, inwieweit bei diesen Personen verfolgbare Straftaten vorliegen", erklärte am Donnerstag der Leitende Oberstaatsanwalt Hans Kornprobst. In den Ordnern befinden sich Fälle, die bis 1946 zurückgehen. Meist dürften Täter nicht mehr am Leben oder die Taten verjährt sein. "In sehr wenigen Fällen" komme ein Strafverfahren überhaupt noch in Betracht, sagte Kornprobst.

Im vergangenen Herbst war die deutschlandweite "MHG-Studie" zu Missbrauch in deutschen Bistümern erschienen. Damals appellierten Bayerns Generalstaatsanwaltschaften an die Bistümer im Freistaat, Verdachtsfälle zu melden. Daraufhin schickte zum Beispiel die Erzdiözese München und Freising Material; das Bistum Augsburg nannte ebenfalls Fälle und kündigte weitere Einzelheiten an. Eine Nachfrage der Süddeutschen Zeitung bei bayerischen Staatsanwaltschaften ergab, dass inzwischen etliche Strafverfolgungsbehörden Material von Bistümern erhalten haben: Unter anderem die Staatsanwaltschaften in Regensburg, Ingolstadt, Würzburg, Nürnberg und Passau sichten neue Unterlagen. In allen Fällen dauert die Prüfung an.

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