„Was hält unsere Gesellschaft zusammen?“ Wer Soziologen wie etwa Armin Nassehi zu einem Gesprächsabend lädt, muss zunächst mit Gegenfragen rechnen. Was heißt überhaupt Zusammenhalt. Wann und warum stellt sich die Frage? Etwa dann, wenn in einer Gesellschaft bestimmte Verhaltensweisen sichtbar werden, die auf einen Mangel an Zusammenhalt hindeuten? Es sind hochinteressante Gedanken, die der Münchner Hochschulprofessor da gemeinsam mit seinem Kollegen Heinz Bude austauscht. Der Talk fand im vergangenen Mai statt, in der Katholischen Akademie in Bayern in der Münchner Mandlstraße. Nachhören kann man den spannenden Dialog jetzt im Podcast der Akademie „Zur Debatte. Dokumentierte Vielfalt hören“.
Auf mehr als 100 Episoden ist der Podcast mittlerweile angewachsen, die Bandbreite der Themen ist ebenso erstaunlich wie die Liste der Gäste, die die Akademie eingeladen hat. Da sinniert etwa Eugen Drewermann über die „Erlösung vom Albtraum der Angst“. Die Literaturwissenschaftlerin und Modetheoretikerin Barbara Vinken spricht zum Thema Keuschheit. Vom Reiz des Katholischen für die Welt des Kriminalromans erfährt man von Georg Langenhorst, der nicht nur Theologie, sondern auch Anglistik studiert hat. In einer anderen Folge mit Prälat Ludwig Mödl geht es um Erbe und Auftrag der Passionsspiele in Oberammergau. Astrophysiker Harald Lesch fragt sich „Der gestirnte Himmel über mir – Was kann ich wissen und woran darf ich glauben?“ und ist damit gewiss nicht alleine.
Politische Themen bleiben nicht außen vor: In einem Vortrag aus dem Jahr 2016 geht es dem langjährigen bayerischen Kultusminister Hans Maier um Christen in der Politik. Landtagspräsidentin Ilse Aigner bricht eine Lanze für Demokratie und Parlamentarismus. Michael Wolffsohn berichtet über jüdische Identitäten in Deutschland. Die Rolle der Religion im Ukraine-Krieg analysiert Irena Pavlovic. Und wie heißt es in der Bergpredigt? „Liebt Eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen“. Darüber diskutieren Gregor Gysi, Ulrich Hemel, Carmen Tatschmurat und Hans-Georg Gradl.
Künstliche Intelligenz, dieser Deus Ex Machina, wird er die Kirche verändern? Was ist das, „digitale Unsterblichkeit“. Antworten kommen von Matthias Meitzler vom Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften an der Universität Tübingen.
Und Heinz Bude, der Soziologe, er stellt die doppeldeutige Frage: „Ist die Kirche noch zu retten?“ Angesichts der gravierenden Missstände und der verstörenden Verhaltensweisen der Protagonisten der institutionellen Kirche ist das mehr als ein Ausdruck von Verwunderung, eher einer der Wut. Der „Patient Kirche“, nach erfolgter Anamnese, Diagnose, gibt es eine Therapie? Die Chance auf Heilung?
Podcast „Zur Debatte, dokumentierte Vielfalt hören“, Katholische Akademie in Bayern, unter kath-akademie-bayern.podigee.io