Promi-Tipps für München:Die Woche von Katharina Bach

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Katharina Bach bringt viel Power auf die Bühne der Münchner Kammerspiele. (Foto: Jana Kay)

Die Schauspielerin freut sich in der Woche vom 22. bis zum 28. Mai auf ihren Doppelabend in den Kammerspielen, aber auch auf eine spannende Sängerin, alte Musikkassetten - und Heidelbeereis.

Sie hat viel neuen Schwung in die Münchner Kammerspiele gebracht. Seit der Spielzeit 2020/21 ist Katharina Bach fest im Ensemble dort. Zurzeit ist die 38-Jährige in "Die Freiheit einer Frau" zu sehen, ihre Paraderolle aber hat Bach in "Nora" von Henrik Ibsen. In Silber-Leggings und Rüschenbluse wird sie in diesem Fassadentheater zur Spider-Woman mit Text- und Gesangs-Improvisationen. Punkig, fetzig und mit viel Furor spielt sie eine Frau, die in ihrer Ehe nicht selbständig sein darf und am Ende aus ihrem "Puppenheim" ausbricht. Am 3. Juni hat Tschechows Komödie "Die Vaterlosen" Premiere, dort schlüpft sie in die Rolle der Sofja.

Montag: Goethe und Punk

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Da ich mich nun hinsetze und mir überlege, wie meine Woche wohl aussehen mag, muss ich automatisch an die Kinderbuchreihe "Das Sams" von Paul Maar denken. "Am Sonntag scheint die Sonne, am Montag kommt Herr Mon, am Dienstag ist Dienst, am Mittwoch ist die Mitte der Woche, am Donnerstag donnert es, am Freitag ist frei und am Samstag kommt das Sams." Ich werde ins Cuvilliéstheater gehen und mir Lukas Rüppel, Vincent Glander und Oliver Rossol, die ich alle noch vom Schauspiel Frankfurt kenne, im "Götz von Berlichingen" anschauen. Danach werde ich wohl mit Sven, das ist der Musiker des Abends, ins "Schumann's" dekadieren, und wir werden uns oben im ersten Stock an diesem langen Holztisch einen Drink wünschen. Ich habe gehört, die Produktion hat eigens für die Inszenierung eine Punkband gegründet. Also werde ich die Barmixerin fragen, ob sie mir einen Cocktail machen könnte, der nach Goethe und Punk schmeckt.

Dienstag: Lässiges Kulturcafé

Die beiden Schwestern und Initiatoren des Café Steinchen, Laura (rechts) und Alexa Steinke. Das Herzstück des Cafés ist der orangefarbene Bauwagen, der als Küche und Kiosk-Ausgabe fungiert. (Foto: Sebastian Gabriel)

Ich wohne in Laim, und zwar in dem Laim ohne den Berg, und wenn die Sonne scheint, macht die Konditorei Ditterbeck ihre Eisdiele auf. Ich finde, es ist das beste Eis der Stadt - und ich bin eine rege Eisdielennutzerin. Als Grundlage Joghurt Heidelbeere, das zweite Bällchen immer Variation. Kurz in der Büchertausch-Telefonzelle stöbern und dann rüber in den Trödelladen. Dort kann man sich ein Regalfach mieten, um seinen Trödel zu verkaufen. Ich streune gerne da durch und versuche, mir die Menschen zu ihrem Leben vorzustellen, das sie nicht mehr haben wollen. Am Ende gehe ich meistens mit Weihnachtsbaumkerzen raus, die will immer eine Person nicht mehr in ihrem Leben haben. Danach lege ich mich in einen Liegestuhl im Kulturcafé Steinchen mit einer "Hot Hulle" beziehungsweise ich sage immer: "einen heißen Holundertee mit Minze bitte".

Mittwoch: Genitale Selbstbestimmung

Ich bin gerne auf dem Gelände des Kulturquartiers neben der Dachauer Straße unterwegs. Dort erinnert einen das abgewetzte Wort "Kammerspiele" auf einer Mauer daran, dass hier mal eine Spielstätte meines Theaters war, und hier habe ich an der alten Otto-Falckenberg-Schule vorgesprochen. Ich sollte damals ein Lied vorsingen und da mir nichts einfiel, habe ich "Alle meine Entchen" gesungen - ich wurde nicht aufgenommen. Heute werde ich mir den interaktiven Parcours auf dem dortigen Gelände erlaufen. Er heißt "It's mine" von Gislinde Nauy. Das Pathos Theater hat den weltweiten Tag der genitalen Selbstbestimmung am 7. Mai unterstützt, und davon handelt dieser siebenteilige Parcours auch.

Donnerstag: Einzigartiger Sound

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Damit das Sams am Samstag kommt, muss es heute donnern bei Herrn Taschenbier. Bei mir gibt es heute "Krawall". Eine Musikreihe vom Import Export, in der junge Musikerinnen und Musiker aus München auftreten. Ich freue mich auf Kaleo Sansaa. Sie war Support von Noga Erez, die mir meine Freundin Lisa vor ein paar Jahren gezeigt hat. Da fällt mir ein, rufe ich Lisa doch an und zeige ihr Kaleo Sansaa. So schließt sich ein Kreis, oder wird im besten Falle zu einer Spirale. Ich hoffe, das Sams nimmt mir den "Krawall" statt des "Donners" nicht übel.

Freitag: Wütendes Herz

Gerade probe ich an den Kammerspielen "Die Vaterlosen" von Tschechow, das Stück hat in in einer Woche Premiere. Meine Figur Sofia ist seit drei Tagen verheiratet, sieht ihre alte Liebe Platonow wieder, der ihr Herz reizt. In Endproben besteht mein Leben aus essen, proben, schlafen - essen, proben, schlafen und dazwischen Ausbrüche. Vielleicht mündet es heute in einem Wut-Exzess. Lily Lillemor vom WUT Kollektiv legt im Bahnwärter Thiel auf. Das WUT Kollektiv ist ein queerfeministisches DJ-Kollektiv, das für mehr Sichtbarkeit von Frauen, Lesben, intergeschlechtlichen, nichtbinären, Trans- und Agender-Personen - Kurz FLINTA-Personen - kämpft. Die sind in so gut wie allen Bereichen der Gesellschaft unterrepräsentiert, auch in der Musikbranche. Das Kollektiv versucht, diese Zustände zu ändern. Und meine Sophia wird sich das wütende Herz leer tanzen.

Samstag: Bambi und Klopfer

Das schlaue Kaninchen Klopfer bringt dem Rehkitz Bambi alles bei, was man zum Überleben im Wald braucht. Die Bambi-Geschichte wurde immer wieder verfilmt, die erste Version stammt aus dem Jahr 1942. Den Kinderklassiker gibt es auch als Hörbuch. (Foto: imago stock&people)

Wenn ich auf meinen Samstag schaue, bezweifle ich, dass das Sams heute kommen wird. Also spiele ich "Verlaufen". Das mache ich manchmal ganz gerne, und ist ganz einfach. Man setzt sich in eine S-Bahn (da gibt es in Laim recht viel Auswahl), fährt solange, bis man etwas sieht, das man länger sehen will, steigt an der nächsten Haltestelle aus und verläuft sich los. Das letzte Mal war ich irgendwo bei Röhrmoos, und beim Querfeldeinstreunen schoss ein Reh an mir vorbei. Es war faszinierend und gleichzeitig tat es mir leid, weil es sicherlich Angst hatte. Ich muss an "Bambi" denken. Ich habe mir hier in München einen Kassettenrekorder gekauft, um alte Weihnachtkassetten hören zu können. Jetzt denke ich, vielleicht werde ich Bambi und Klopfer lauschen, am Ende weinen, wenn die Mutter stirbt und ein wenig traurig sein, dass ich das Sams beim Verlaufen nicht gefunden haben werde.

Sonntag: Doppel-Wumms

Katharina Bach hängt als Nora hier kurz mal in den Seilen, ist ansonsten aber eine sportive Fassadenkletterin. (Foto: Armin Smailovic/Münchner Kammerspiele)

Sonntags mag ich es, in Mittags-Kinovorstellungen zu gehen und zu schauen, wer mit mir dieses Mögen teilt. Am liebsten ins Theatiner mit seinen anachronistisch unbequemen Holzknarzstühlen. Unter der Erde sitzend, stelle ich mir vor, dass ich in Paris, Prag oder Budapest bin und gleich ein Film anfängt, dessen Sprache ich nicht verstehe. Am Abend habe ich Vorstellung, oder wie unser Bundeskanzler sagen würde: Doppel-Wumms. "Nora" und "Die Freiheit einer Frau". Zwei Stücke in den Kammerspielen, zwei Ästhetiken, zwei Spielweisen, zwei völlig unterschiedliche Emanzipationsgeschichten und dennoch eine immense Wechselwirkung. Die eine Geschichte fiktiv (der Klassiker von Henrik Ibsen), die andere real (der Roman von Edouard Louis). Ich freue mich auf meine Kolleginnen und Kollegen, auf das ganze Haus, das mir so gute Laune bereitet, das Publikum und den sprach-, emotions-, und bühnenbildakrobatischen Ritt. Dann wird es 23 Uhr sein, und ich werde geduscht, leer, müde, aber froh in der Tram 19 sitzen.

Katharina Bach wurde 1985 in Wuppertal geboren. Sie absolvierte ihr Schauspielstudium in Bochum, ging in das Ensemble des Schauspiel Frankfurt und ist seit 2020 an den Münchner Kammerspielen. Neben der Schauspielerei ist Bach auch musikalisch aktiv: Mit ihrer Band "bitchboy" spielte und sang sie an den Kammerspielen den Nick-Cave-Abend " The Fe.Male Trail ". 2021 wurde Bach mit dem AZ-Stern als beste Schauspielerin ausgezeichnet, der Theaterabend "Nora" wurde als eine der bemerkenswertesten Inszenierungen zum diesjährigen Berliner Theatertreffen eingeladen.

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