Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.
Gedünstete Reispapiertäschchen werden in solchen kleinen Körbchen serviert.
(Foto: Foto: Sarina Pfauth)Am Anfang haben ihn manche in der Münchner Gastronomie-Szene noch belächelt für sein Vorhaben, "europäisierte thailändische Küche" zu servieren. Aber Christian Leitner, der Wirt des Restaurants Kaokao im Westend, findet eben, dass die Leute am Ende nicht unbedingt sagen müssen, dass das Essen besonders landestypisch war. Ob Erika von nebenan oder dem französischen Touristen auf München-Tour: Den Leuten soll's schmecken, fertig. Und europäische Gaumen sind halt an andere Dinge gewöhnt als thailändische.
Es ist Samstagabend, und wir gehören zu den ersten Gästen an diesem Abend. Zur Begrüßung hält man uns die Tür auf, die Kellnerin nimmt Jacken und Schals entgegen. Nachdem wir uns gesetzt haben, bekommen wir heiße Tücher zum Händesäubern gereicht, die nach Zitronengras duften. Ein guter Einstieg.
Drucke von Geiger
Auf den Tischen stehen Tüten aus Butterbrotpapier, innen drin flackert ein Teelicht - fertig ist die Deko. Die Einrichtung des Kaokao ist auch sonst schlicht gehalten. Aber nicht einfach: Die Tische sind mit gefalteten Stoffservietten und schlanken Wassergläsern eingedeckt, an den Wänden hängen Drucke des Münchner Malers Rupprecht Geiger. Das Kaokao in der Tulbeckstraße gibt es schon seit mehr als fünf Jahren, Leitner hat das Restaurant aber erst im vergangenen Jahr übernommen. Werbung macht er nicht - der Wirt setzt auf Mund-Propaganda.
Manche Leute verlassen dieses Lokal nach der Vorspeise. Und zwar gleich mehrmals pro Woche: Das thailändische Restaurant hat viele treue Fans, und einige von ihnen kommen regelmäßig vorbei, um sich zum Feierabend einen gemischten Vorspeisenteller für zwei zu gönnen. Wir wählen als Vorspeise aber "Entenbrustsalat mit Ananas und Pfefferminze" (7,60 Euro) und "Knusprige Wan-Tans mit Hühnchenfleisch, Ingwer und Koriander gefüllt" (5 Euro).
Die Wan-Tans sind die asiatische Luxusversion von Chicken Nuggets: Heiß und außen knusprig, die Füllung ist fest und lecker gewürzt. Dazu schickt die Küche eine cremige Erdnusssoße und einen süß-sauren Dip mit knackigen Gurkenstückchen mit. Lecker, aber gegen den Entenbrustsalat verblasst das Fingerfood: Das lauwarme, in kleine Stückchen geschnittene Entenfleich ist extra-zart, Pfefferminze und frische Korianderblätter sorgen für angenehme Frische, ergänzt von etwas gehacktem Sesam. Das i-Tüpfelchen sind die knackigen Sprossen. Ohne vorgreifen zu wollen: Dieser Salat war für uns der Höhepunkt des Abends. Entenbrust in verschiedenen Varianten ist auch die Spezialität des Hauses.
Wer ein Staatsgeheimnis bereden möchte, ist hier im Kaokao nicht so gut aufgehoben. Wer Spaß an Kommunikation hat dafür umso besser: Die Tische stehen entlang der Wände eng beieinander. Wenn alle Plätze besetzt sind, passen hier 50 Gäste rein. In der Mitte des Raumes befindet sich die Bar aus dunklem Holz. Diese Anordnung schafft eine lockere Atmosphäre im Restaurant.
Internationales Publikum
Am Nebentisch versucht ein Pärchen, sein Kind dreisprachig zu erziehen, der Vater fragt den etwa Dreijährigen Vokabeln auf deutsch, italienisch und koreanisch ab. Zwei Meter daneben sitzt eine Spanierin mit runden, dunklen Augen mit ihrem Freund, wenig später lassen sich zwei Franzosen in der Nähe unseres Tisches nieder. Das Publikum an diesem Abend ist international, die meisten Gäste sind zwischen 25 und 40 Jahren alt.
Ums Outfit muss man sich hier keine Sorgen machen - jeder darf kommen, wie er will. Wer statt Porsche-Schlüssel seinen Fahrradhelm an der Garderobe abgeben möchte, wird nicht schräg angeschaut. Andersrum aber auch nicht.