Kandidatur:Bereit für den Chefposten

Peteranderl kandidiert als Nachfolger Schlagbauers

Franz Xaver Peteranderl, 61, bislang Vizepräsident der Handwerkskammer München und Oberbayern (HWK), soll Nachfolger von Georg Schlagbauer werden.

(Foto: dpa)

Franz Xaver Peteranderl soll die Handwerkskammer führen

Von Ralf Scharnitzky

Der Beifall war riesengroß; bei einigen Politikern, Funktionären und Mitarbeitern konnte man das Aufatmen deutlich hören: Vizepräsident Franz Xaver Peteranderl hatte am Dienstagsabend gerade, ganz zu Anfang seiner Rede beim Sommerfest der Handwerkskammer München und Oberbayern (HWK), seine Kandidatur für den Posten des Präsidenten bekannt gegeben. Wenn alles so läuft wie von den Strategen der Kammer geplant, wird der 61-Jährige am 14. September das seit dem Rücktritt von Georg Schlagbauer vakante Spitzenamt auch offiziell antreten. Die Geschäfte hatte er bereits seit einigen Wochen kommissarisch geführt.

Für die Stimmung auf dem HWK-Sommerfest im Innenhof der Verbandszentrale in der Münchner Innenstadt war die Ankündigung ein Segen - denn sonst hätten sich die Gespräche wohl vor allem um die Turbulenzen der jüngsten Vergangenheit gedreht: um den Rücktritt des Wiesn-Stadtrats und Metzgermeisters Schlagbauer. Der hatte Anfang Juni Knall auf Fall wegen einer Kokain- und Rotlicht-Affäre allen Ämter aufgegeben. Selbst führende Mitarbeiter bei der Münchner Kammer und beim Bayerischen Handwerkstag haben ihren Ex-Präsidenten seither nicht mehr zu Gesicht bekommen: "Er ist abgetaucht", hieß es. Im Festzelt machte unter anderem auch das Gerücht die Runde, Schlagbauer erhole sich in einer Klinik.

Mit dem Garchinger Bauunternehmer Peteranderl tritt nun der Mann an, der eigentlich der direkte Nachfolger von Langzeit-Präsident Heinrich Traublinger werden sollte. Als der Münchner Bäckermeister und langjährige Kommunal- und Landespolitiker vor zwei Jahren nicht mehr kandidierte, lief alles auf seinen Stellvertreter hinaus. Doch der konnte damals aus betrieblichen und privaten Gründen nicht kandidieren. Also warf Schlagbauer seinen Hut in den Ring - und wurde gewählt. Nun hat der studierte Bauingenieur Peteranderl seinen mittelständischen Betrieb mit mehr als 15 Mitarbeitern so umstrukturiert, dass er den Chefposten übernehmen kann. Auch, wie er der SZ sagte, "um die Bedeutung und die Position der Kammer zu stärken". Es sei auch eine Abwägung zwischen seinen zahlreichen Ehrenämtern gewesen, bei denen er künftig Abstriche machen wird: "Die Kammer ist jetzt wichtiger."

Eingewöhnungszeit braucht Peteranderl nicht. Seit 2004 sitzt er im Vorstand und wurde 2009 erstmals zum Vizepräsidenten gewählt. "Ich weiß, was mich erwartet", sagt der verheiratete Familienvater, dessen Kandidatur in Wirtschafts- und Verbandskreisen einhellig begrüßt wird. Er gilt als umgänglicher, netter und höflicher Mensch. "Eher ein Ancelotti als ein Guardiola. Ein Gentleman", sagt einer, der ihn seit Jahren gut kennt. Sollte Peteranderl Mitte September von der Vollversammlung gewählt werden, was erwartet wird, will er kurze Zeit später auch für den Posten des bayerischen Handwerkspräsidenten antreten.

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