Süddeutsche Zeitung

Grünen-Kandidatin für OB-Wahl 2014:Nallinger sticht Monatzeder aus

Ein überraschend deutliches Ergebnis: Sabine Nallinger hat die Abstimmung der Münchner Grünen gegen Hep Monatzeder gewonnen - und tritt nun als Kandidatin der Partei bei der Oberbürgermeisterwahl 2014 an.

Das Ergebnis ist eine Überraschung: Die Münchner Grünen schicken Sabine Nallinger in den Wahlkampf zur Oberbürgermeisterwahl 2014. Die 48-Jährige setzte sich damit gegen den lang gedienten dritten Bürgermeister der Stadt Hep Monatzeder durch, für den dieses Votum eine herbe Niederlage sein dürfte.

Die Mitglieder der Urabstimmung wählten ihre Kandidatin mit klarer Mehrheit: 361 der 1200 Grünen-Mitglieder in München stimmten für Nallinger, 183 für Monatzeder und immerhin 49 für den von vornerein mit kaum einer Chance angetretenen Nikolaus Hoenning. Eigentlich sollte das Ergebnis erst um 13 Uhr bei einer Pressekonferenz verkündet werden, doch schon seit dem Morgen kursiert die Meldung über Twitter.

Der Landesvorsitzende der Grünen, Dieter Janecek, kommentierte dort beispielsweise: "Klares Ergebnis, starkes Aufbruchsignal!" Mittlerweile haben die Grünen München das Ergebnis bestätigt: "Kaum ausgezählt, schon hat sich die Nachricht verbreitet: Sabine Nallinger hat die Mitgliederbefragung mit 60,67 Prozent gewonnen! Herzlichen Glückwunsch!"

Die Stadt- und Verkehrsplanerin Nallinger sitzt seit 2008 für die Grünen die Stadträtin in München. Ihr Schwerpunkt sind energie- und verkehrspolitische Themen.

Die Grünen hatten ihren Kandidaten in einem ungewöhnlichen Auswahlverfahren bestimmt. Bei zwei sogenannten OB-Foren präsentierten die Kandidaten sich und ihre Positionen dem Publikum. Anschließend durften die Grünen-Mitglieder in einer Briefwahl abstimmen.

Bei den Foren war bereits deutlich geworden: Nallinger kommt bei den Aktiven am besten an. Sie bekam mit Abstand den meisten Applaus. Endlich wehe wieder frischer Wind in der Partei, fanden viele. Nallinger tritt für einen neuen Politikstil bei den Münchner Grünen ein: Sie präsentiert Visionen und möchte, dass die Bürger bei der Umsetzung mit einbezogen werden.

Doch nach den Foren musste sich die Politikerin gegen den Vorwurf wehren, sie verspreche den Münchnern mit ihrer ehrgeizigen Wohnungsbauoffensive das Blaue vom Himmel. Nallinger will erreichen, dass in 40 Jahren 30 Prozent der Mietwohnungen entweder der Stadt oder einer Genossenschaft gehören. Die Münchner SPD warf Nallinger nach dem zweiten OB-Forum zudem vor, die Arbeit der rot-grünen Koalition schlechtzureden.

Für Monatzeder ist das Ergebnis eine bittere Niederlage. Er hatte sich lange gegen die Durchführung der OB-Foren gestemmt - denn ohne diese wäre sicherlich er von den Grünen nominiert worden. Der 60-Jährige ist seit 1996 Dritter Bürgermeister der Stadt - und hatte dadurch einen entscheidenden Vorteil gegenüber Nallinger: Er ist bekannter.

Im April hatte Monatzeder im Urlaub auf den Philippinen einen schweren Verkehrsunfall. Wochenlang lag der dritte OB mit Frakturen an Schlüsselbein und Schulterblatt sowie Quetschungen im Krankenhaus. Die Kandidatenkür verzögerte sich deswegen.

Davor quälte Monatzeder sich zwei Jahre lang mit negativen Schlagzeilen: als Aufsichtsratschef beim städtischen Klinikum, das zunächst einen Hygiene-Skandal in den Griff bekommen musste und seither in ernsthafte Finanznot geraten ist. Zwar will bei den Grünen dafür auch hinter vorgehaltener Hand niemand Monatzeder die Schuld in die Schuhe schieben - aber es ist doch der Eindruck entstanden, der Dritte Bürgermeister agiere zumindest glücklos.

Mit Sabine Nallinger haben sich die Münchner Grünen nun für einen Neuanfang entschieden. Die SPD zieht mit Dieter Reiter in den Wahlkampf zur Oberbürgermeisterwahl 2014, die CSU stellt erneut Josef Schmid auf.

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