Kampagne "be Berlin":Hauptstadt sucht Anschluss

Berliner Start-ups touren mit einer Roadshow durch Deutschland und machen für einige Tage Station in der Türkenstraße. Dort werben die Unternehmen für ihre Ideen, zeigen Roboter, 3-D-Drucker und Drohnen - und wollen Geschäftskontakte nach München knüpfen

Von Martin Moser

Früher hätten es wohl ein paar gratis Kugelschreiber und Flyer auf einer beliebigen Businessmesse in Riem getan. Doch als hippe Stadt, wie Berlin eine sein will, muss man heute schon etwas kreativer werden. Vor allem, wenn man in der Münchner Start-up-Szene und bei Unternehmen für Zukunftstechnologien Aufmerksamkeit erregen will.

"Unser Ziel ist es natürlich, Berlin als spannende und innovative Hauptstadt zu positionieren", sagt Sarah Tietze-Kamy im schönsten Marketingsprech. Sie arbeitet für "be Berlin", was nichts anderes als eine Werbekampagne für die deutsche Hauptstadt ist. Die Berliner sind gerade auf einer Roadshow durch die Republik und tarnen ihre groß angelegte Marketingaktion mit dem englischen Begriff "Pop-up-Lab": Das macht neugierig, klingt ja irgendwie jung und frisch und zieht bestimmt die Leute an. Dahinter steck eine Art Mini-Messeauftritt mit Infoständen von Berliner Start-ups und etablierten Unternehmen, der plötzlich in einer Stadt auftaucht und nach wenigen Tagen schon wieder weiterzieht.

In München haben sich die Strategen aus dem Hauptstadtmarketing für kurze Zeit in der Maxvorstadt eingemietet. Gleich hinter der Uni in der Türkenstraße, wo sie zwei Schaufenster mit rotem Klebeband beklebt haben: Das Brandenburger Tor ist da zu sehen, der Reichstag und natürlich darf der Fernsehturm nicht fehlen. Eine gute Woche lang wollen sie dort ihr Pop-up-Lab betreiben. Ein Berliner-Bären-Maskottchen versucht Passanten anzulocken. Durch die Stadt fahren kleine Lastwagen mit Werbetafeln. Ein Roboter grüßt darauf: "Servus München - knorke hier zu sein!"

Pop-up-Lab in der Türkenstraße 67, Berlinwerbung

Roboter, 3-D-Drucker und Drohnen zeigen die Unternehmen in der Türkenstraße.

(Foto: Florian Peljak)

Drinnen im Pop-up-Lab pinselt gerade die Roboterkollegin Yolandi ihren Namen auf eine Autogrammkarte. "Sie hat heute noch nicht ihren Morgenkaffee bekommen", sagt Matthias Krinke von der Firma pi4_robotics. Tatsächlich blickt die Roboterdame missmutig drein, die Mundwinkel tief nach unten gezogen. Mit ihrem Druckluftgreifer nimmt Yolandi ein kleines Papierkärtchen, legt es vor sich auf den Tisch und setzt mit einem Kuli zur nächsten Roboterunterschrift an. "Das mit den Autogrammen ist im Moment noch ein Gag", sagt Krinke. Später einmal sollen Yolandi und ihre Roboterkollegen komplexere Aufgaben erledigen, etwa in der Altenpflege oder der Polizeiarbeit.

Das Berliner Marketing hat einige solcher innovativer Betriebe mit nach München gebracht: Zum Beispiel ein Start-up, das mit einem riesigen 3-D-Drucker ein Motorrad von BMW ausdruckt - allerdings ist der Prototyp noch nicht fahrtauglich. Dann wären da noch ein Drohnenunternehmen, das mit dem Münchner Leuchtmittelhersteller Osram kooperiert und quasi fliegende Scheinwerfer produziert, oder die Firma Panono, die eine Wurfkamera für 360-Grad-Aufnahmen entwickelt.

Pop-up-Lab in der Türkenstraße 67, Berlinwerbung

"Servus München - knorke hier zu sein", so wibt ein Bärenmaskottchen für die Infostände der Start-ups.

(Foto: Florian Peljak)

Man wolle eine ganz andere Seite von Berlin zeigen, abseits der Partystadt, sagt Peter Strunk. Nach München ins Pop-up-Lab ist er als Sprecher des Technologieparks Adlershof gekommen. Er würde es gerne sehen, wenn sich in seinem Park, der auf der Website als klügster Kiez Berlins bezeichnet wird, neue Hochtechnologien ansiedeln würden. "Da geht man natürlich dahin, wo sie schon stark sind", sagt Strunk, und meint damit München.

Bis kommenden Samstag bleibt das Pop-up-Lab in der Türkenstraße. Dann ziehen die Marketing-Experten aus der Hauptstadt samt Roboter, Bären und Lastwägen weiter und es heißt: "Hallo Stuttgart, knorke hier zu sein."

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