Kakao als Geschäftsidee:Wie es euch gefällt

Kakao als Geschäftsidee: Michael Beck lässt sich immer wieder neue Kakao-Kreationen einfallen. Bei ihm können jetzt die Kunden ihre Lieblingssorte mischen.

Michael Beck lässt sich immer wieder neue Kakao-Kreationen einfallen. Bei ihm können jetzt die Kunden ihre Lieblingssorte mischen.

(Foto: Florian Peljak)

Seit 20 Jahren experimentiert Michael Beck mit Kakao. Jetzt hat der Münchner eine Geschäftsidee, die einen Trend bedient: Individualität.

Von Sabine Buchwald, München

Die Idee hat etwas Magisches. Man nehme einen guten Anteil Kakao, mische etwas Süßes dazu und dann, je nach Belieben, noch ein paar andere Zutaten: Zimt und Marzipan vielleicht, weil auch im Frühling weihnachtlicher Duft guttut. Kardamom und Kurkuma, weil's beim Inder neulich so lecker war. Oder weil Curcumin entzündungshemmende Wirkung nachgesagt wird? Die Idee kommt einem Trend entgegen: Individualität und Selbstbestimmung. "Du entscheidest", steht auf dem dunkelbraunen Flyer, den Michael Beck einem in die Hände drückt. Es ist eine Aufforderung und ein Konzept, das es für Trinkschokolade so noch nicht gibt.

Beck, 56, lehnt hinter der Theke in seinem kleinen Laden in der Gabelsbergerstraße 44 und grinst. Leicht verstrubbeltes, graumeliertes Haar, melancholischer Blick. Er liebt Kakao. Neben ihm glänzt eine große, verchromte Maschine, die Kuhmilch sowie Milchersatz aus Hafer, Erbsen oder Soja heiß machen und schäumen kann. Vor ihm stehen in selbstentworfenen Holzregalen, was er hier sonst noch hat: verschiedene Marmeladen, schon fertige Kakao-Mischungen, Brotaufstriche. Alles, was er selbst gerne isst. Fruchtig, schokoladig, nussig, aber nie zu süß. Das sei ihm wichtig, sagt er. "Diese Produkte brauchen viel weniger Zucker, als man glaubt." Bald schon soll es hier wieder selbstgebackene Scones im Laden geben. Vielleicht Zopf nach Schweizer Rezept. Auch der nicht zu süß. Auf beides kann man die sattgrüne Pistaziencreme schmieren oder seine Schokoladen-Creme mit 54 Prozent Haselnussanteil, deren Namen Beck von dem tschechischen Kinderfilm "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" ausgeliehen hat.

Er mag Wortspiele: "A Chockwork Orange" und "Sinnerman"

Seit 20 Jahren experimentiert der Münchner mit Kakao. Er ist der Gründer von Becks Cocoa, einer Marke, die er erst in seinem eigenen Laden im Westend, dann mehr und mehr über den Einzelhandel vertrieben hat. 20 verschiedene Sorten hat er kreiert: Kakao mit einem Hauch Orange unter dem Namen "A Chockwork Orange", als Reminiszenz an Stanley Kubricks Film "Clockwork Orange"; Kakao mit etwas Zimt unter dem Namen "Sinnerman", was so ähnlich klingt wie Cinnamon, Englisch für die duftende Baumrinde.

Beck liebt Trinkschokolade. Seitdem er ein Kind ist, trinkt er täglich fast zwei Liter davon, immer noch am liebsten mit nicht homogenisierter vollfetter Bio-Kuhmilch. Einer seiner Bestseller ist "Der ganz normale Michel", Trinkschokoladenpulver in einer hellblauen Dose mit einem Bild von ihm darauf, aus den frühen Siebzigerjahren. Das sei der Kakao, den sich Michael Beck schon als Kind gewünscht hätte, steht auf der Verpackung: "Süß, jedoch nicht zu sehr, schokoladig, ein ganzer Mund voll und ganz lange anhaltend (...)." 2013 hat Beck seine Firma verkauft. Er kümmert sich heute um den Online-Vertrieb von Becks Cocoa, doch er ist nicht ohne Wehmut. Er steht mit seinem Namen und seinem Gesicht für etwas, was er selbst begonnen hat. Betriebswirtschaftlich war der Verkauf ein Weg, den viele andere, noch viel bekanntere Firmengründer vor und nach ihm gegangen sind. "Schon gut", sagt er. Die Umstände wollten es so.

Mit "deinkakao.de" schlägt er nun ein neues Businesskapitel auf. Die Ernährungsberaterin Rosa Lazić und Tobias Ueberschaer, von dem die Marmeladen im Laden stammen, sind an seiner Seite. Der Kunde darf sich also das Pulver für den individuellen Schoko-Drink selbst zusammenstellen. Es braucht ein bisschen Zeit und geht nur online, aber für viele Konsumenten ist das ohnehin ein üblicher Weg, an Ware zu kommen. Die Tools auf der Webseite sind verständlich und einfach zu bedienen. Die Basis ist ein Edel-Kakao aus Südamerika und Uganda. Bio und Fairtrade, versichert Beck. Der Kunde kann bestimmen, wie hoch der Anteil davon sein soll. Zehn Prozent ist das Minimum. Zur Orientierung: Becks Michel-Kakao hat 35 Prozent. Dann bestimmt man das Süßungsmittel: weißer Zucker, brauner Rohrohrzucker, Honigpulver, Xylit oder Dattelzucker. Beck weiß aus Erfahrung, dass Kunden sich das so wünschen.

Der dritte Schritt geht dann noch gezielter auf die Geschmacksnerven zu. Orange, Sternanis, ein bisschen Kaffee - die gehören zu den essentiellen Aromazutaten. Wer es experimenteller mag, der kann zum Beispiel Lakritze, Szechuan-Peffer oder Weihrauch anklicken. Wenn dann die Wahl getroffen ist, kommt die individuelle Mischung in etwa einer Woche per Kurier ins Haus. 250 Gramm für unter zehn Euro plus 3,90 Euro für den Versand. Michael Beck und seine Geschäftsfrende sind sich bewusst, dass zu viel Freiheit auch Unsicherheit bedeuten kann. Deshalb gibt es auch Pulver-Mischungen von den Kakao-Experten online und auch im Laden. 21 sind es derzeit. Becks Lieblingssorte heißt "Drachenherz" und ist mit Bergamotte und Rohrzucker.

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