Käfer-Schänke in Bogenhausen:Vom Speisewagen zum Promi-Restaurant

Laut, voll und ohne Michelin-Stern. In der Käfer-Schänke lässt es sich auch ohne Stern hervorragend essen, in angenehmer Atmosphäre und bei gutem Service. Auch deswegen kommen viele Prominente.

Alois Gudmund

Zwei Türme hat die Frauenkirche, und auch sonst ordnet sich München gerne paarweise. Altes und Neues Rathaus. Residenztheater und Kammerspiele. FC Bayern und TSV 1860. Dallmayr und Käfer. Der eine, links der Isar in der Altstadt, steht für die Tradition. Hoflieferant.

Seit 1700. Altes Geld, heißt es, kauft hier ein. Überm Laden ein Restaurant mit zwei Michelin-Sternen. Der andere, rechts der Isar in Bogenhausen: seit 1930 im Spezereiengeschäft. In den siebziger Jahren groß geworden. Neureich, raunen Neider. Und das Restaurant überm Laden hat keinen Stern.

Aber natürlich ist der Käfer längst eine Münchner Institution. Und mit ihm die Käfer-Schänke. Vor 35 Jahren war die Kostprobe schon dort, ihr Urteil freilich ein harscher Verriss: Von "Bundesbahnspeisewagen" war die Rede. Lang ist's her. Der Patriarch Gerd Käfer war da noch zehn Jahre jünger als es der damalige Bub und aktuelle Chef Michael Käfer heute ist.

Die Käfer-Schänke aber ist der Ort geblieben, der sie alle speist - den Papst, die Merkel, den Putin, die Clinton, alle schon mal da gewesen, die Promis, Viertelpromis und Adabeis, die Touristen und die normalen Münchner, die sich mal was gönnen möchten. In dem verwinkelten, in einer Art gemäßigtem Landhausstil gehaltenen Gastraum, auf dem Balkon und den zwölf separierten Stuben finden viele Platz - so viele, dass es an den arg eng gestellten Tischen schon mal gesprächstötend laut werden kann.

Die schiere Größe der Schänke ist sicher ein Grund dafür, dass die offene Küche gar nicht nach den Sternen greifen kann. Das Publikum bekommt hier auch ein Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat, vom "Käfer BBQ" gibt es Steaks, freilich nur "das Beste vom Rost". Drunter macht's der Käfer nicht, superlativisches Marktgeschrei gehört zur Erfolgsgeschichte.

Nichtsdestoweniger kann man hier sehr gut, oft ganz hervorragend essen. Und sich auch als Normalgast sehr gut aufgehoben fühlen: Schnell, effizient, dabei freundlich, locker und mit einer Prise Humor - dem bei unseren Besuchen stets perfekten Service gebührt ein Extralob. Die Köche bewiesen ihre Fähigkeit, Hochküche und Bodenständiges aufs Charmanteste zu verbinden, schon bei der Suppe: In einem ungemein dichten, wohl mit Sherry getunten Consommé vom Kaninchen, kräftig gewürzt mit Pistou, also Basilikum-Pesto ohne Pinoli, schwammen wunderbar lockere Griesnockerln, panierte Artischockenhälften brachten noch ein Quentchen Spannung in die mediterran-bayerische Mixtur, die wohl auch dem neuen, aus Südtirol stammenden und seit August amtierenden Chefkoch Werner Seeber zu verdanken ist.

Ohne jedes Beiwerk aus der Pfanne kamen die saisonalen, außerhalb der Karte angebotenen Steinpilze, in grobe Stücke geschnitten, sehr schön, bei Nudeln würde man sagen: al dente angebraten - ganz einfach gut. Die kleinen, als rosa angekündigten Taubenbrüstchen in ihrer Rosmarin-Honig-Sahnesoße waren dagegen eines nicht mehr: rosa. Doch die herausragende Qualität des zarten Fleisches verzieh dieses Minütchen locker, die es zu lange auf dem Herd verbracht hatte.

Überhaupt baut die Käfer-Schänke auf die exquisite Qualität der verwendeten Ingredienzen. Auch das Steak des Yellowfin-Thunfischs lag etwas länger als eigentlich bestellt auf dem Grill. Das gute, zarte - und große - Stück war trotzdem ein Hochgenuss. Von den in aparten Töpfchen servierten Beilagen ließ sich das leider nicht sagen: Sowohl Spinat als auch Bratkartoffeln hatten ein Schippchen zu viel Salz mitbekommen.

Das war anderntags auch dem Pestosud zugestoßen, der ein sonst einwandfrei confiertes Saiblingsfilet umgab. Unglaublich perfekt war dafür der Rehrücken "aus Burgenländer Jagd", also nicht vom Weidetier: zart, wie es zarter nicht geht, genau wie bestellt rosarot gebraten, mit einer leicht süßen, sehr gut passenden Aprikosen-Thymian-Kruste versehen und auf in Banyuls-Süßwein eingekochte Schalotten und lockeren Sellerieschaum gelegt.

Zum Nachtisch setzte die Küche vor allem auf Variationen aus Sorbets, Früchten und Parfaits. Am witzigsten, wenn auch nicht ganz überzeugend gelang das zum Thema Bayern: Ein überraschend nach Weißbier schmeckendes Sorbet gesellte sich zu einem schaumbekrönten Holundersüppchen, einer geeisten, recht süßen Bayerisch Creme und knusprigem Cannelloni-Röllchen mit etwas langweiliger Cremefüllung. Der Camembert, etwas karg zu Salbeiaprikosen drapiert, war aber so mustergültig gereift, wie es von Münchens wohl bestsortierter Käsetheke zu erwarten ist.

Die offenen Weine - wir probierten einen steirischen Welschriesling und eine rote Cuvée namens Pannobile aus dem Burgenland - ließen sich sehr angenehm trinken, was bei Preisen von zehn Euro aufwärts fürs Glas auch so sein muss. Weiter oben im Preisgefüge bietet die Weinkarte viel flüssige Prominenz bis hin zum 1986er Château Lafite für süffige 3150 Euro. Erwartbar bewegen sich die Preise in gehobenen Regionen: 37 Euro kostet ein Mittagsmenü, im Schnitt annähernd so viel ein Hauptgang am Abend.

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