Sicherheit in der Stadt:München sucht mehr „Stadt-Sheriffs“

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2018 wurde der Kommunale Außendienst in München eingeführt. (Foto: Florian Peljak)

Die Mitarbeiter des Kommunalen Außendienstes sollen für Recht und Ordnung sorgen. Doch es herrscht Personalmangel – und es kommt vermehrt Arbeit auf sie zu.

Von Stephan Handel

Die Dealer- und Trinker-Szene im Alten Botanischen Garten. Der Drogenschwerpunkt an Sendlinger Tor und Nussbaumpark. Jugend-Gangs, die den Stachus unsicher machen. Der Hauptbahnhof, der, wie in allen Großstädten, ein Ort ist für Leute, die es mit Gesetzestreue und bürgerlichem Leben nicht ganz so genau nehmen. Und schließlich das Isarufer – zwar kein Schwerpunkt der Kriminalität in München, aber in den Sommermonaten doch ein Hotspot des städtischen Lebens. Das sind die Zuständigkeitsbereiche des Kommunalen Außendienstes (KAD), dessen Mitarbeiter seit 2018 durch die Stadt streifen und einerseits für Recht und Ordnung sorgen, andererseits aber auch Auskunftgeber, Helfer, Ansprechpartner sind für Münchner und andere.

Allein: Es wird immer schwieriger für den KAD, seine Aufgaben zu erfüllen. Zum einen haben die Aufgaben zugenommen – die Isar als „Bestreifungsgebiet“, so heißt das, ist in diesem Jahr neu dazu gekommen, am Alten Botanischen Garten soll konsequenter gegen die dortige Szene vorgegangen werden. Der Stachus als Problemgebiet ist relativ neu. Andererseits: 90 Außendienstmitarbeiter sollen eigentlich auf KAD-Patrouille gehen, so sieht es der Stellenplan vor. Momentan fehlen daran aber 30 Köpfe. Das Kreisverwaltungsreferat (KVR), wo der KAD angesiedelt ist, schreibt dazu: „Der KAD ist auch in der jetzigen Besetzung in der Lage, alle Gebiete zu bestreifen. Wetter- und lageabhängig sind aber einzelne Schichten oder Gebiete nicht immer besetzt.“

Die Ursachen des Personalmangels liegen in der Corona-Zeit. Damals verabschiedete der Stadtrat verschiedene Sparpakete. Und als dann beim KAD Kollegen in Rente gingen oder den Job wechselten, konnten die Stellen nicht immer nachbesetzt werden.

Deshalb hat das KVR jetzt eine Bewerbungsoffensive gestartet, die zunächst bis zum 31. Oktober ging. Ob sie erfolgreich war, steht bis jetzt nicht fest: Die Bewerbungen werden zunächst im Personalreferat daraufhin geprüft, ob die formalen Kriterien erfüllt sind, etwa die Eignung für eine Verwaltungslaufbahn. Aber auch Rechtsanwaltsfachangestellte und verwandte Berufe können sich bewerben. Die Qualifikation muss allerdings bereits bei der Bewerbung nachgewiesen werden, eine Ausbildung „on the job“ ist nicht möglich. Mindest- oder Höchstalter gibt es nicht, allerdings werden die Bewerber auf ihre körperliche Fitness untersucht – immerhin legen sie jeden Tag zwischen zehn und 15 Kilometer zu Fuß zurück. Das Führungszeugnis sollte sauber sein – Vorstrafen sind bei der Stadt München ein Ausschlusskriterium.

Eine Ausweitung des Aufgabengebiets ist vorerst nicht vorgesehen – sie müsste vom Stadtrat beschlossen werden. Vielmehr entfallen während der Wintermonate die Streifengänge am Isarufer. Allerdings hat Oberbürgermeister Dieter Reiter angeordnet, vermehrt im Alten Botanischen Garten zu patrouillieren. Dort ergänzt der KAD die Arbeit der Polizei. Er könnte zum Beispiel von Dezember an mithelfen, das für dann erwartete Messer-, Alkohol- und Cannabis-Verbot zu überwachen. Dieses wird auf einer städtischen Verordnung beruhen, Verstöße dagegen sind Ordnungswidrigkeiten – und die kann der KAD eigenständig ahnden, indem er etwa Bußgelder ausspricht.

Für echte Straftaten bleibt hingegen allein die Polizei zuständig. Allerdings könnte mithilfe des KAD der Kontrolldruck im Alten Botanischen erhöht werden – auch wenn die „Stadt-Sheriffs“, wie sie gelegentlich genannt werden, im Ernstfall erst einmal die echten Sheriffs rufen müssten.

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