Kabarett:Zwischen Stühlen schweben

Uta Köbernick

Die Ostberlinerin Uta Köbernick lebt in der Schweiz und versucht sich nun in München zu etablieren.

(Foto: Mirco Rederlechner)

Das Kabarett von Uta Köbernick ist glänzend gesungen, hinreißend getextet, hochkomisch und dabei durchaus politisch. Nun kommt sie nach München in die Lach- und Schießgesellschaft.

Von Oliver Hochkeppel

Auch wenn der Erfolg von Carolin Kebekus, und noch mehr das Auftauchen sehr guter Junger wie Lisa Eckhardt oder Hazel Brugger Hoffnung macht - die Kleinkunstszene ist nach wie vor fest in männlicher Hand. Das Zahlenverhältnis weiblicher zu männlichen Kabarettisten oder Comediens dürfte bei eins zu zehn liegen. Entsprechend verschlungen sind mitunter die Wege der Wenigen, die trotzdem mitmischen. Wie der von Uta Köbernick, die in Zürich lebt und als Schweizer Kabarettistin gilt (für das Land gewann sie auch 2016 den Salzburger Stier) - aber eine Ostberlinerin ist.

In Köpenick aufgewachsen, bestimmte zunächst die Musik ihr Leben: Mit sechs lernte sie Geige, mit acht wurde sie Mitglied des Rundfunk-Kinderchores Berlin, mit dem sie zahllose Auftritte hatte. Bis zur Wende ging das so, da war Köbernick 14. Fortan begann sie eigene Songs zu schreiben und nahm Mitte der Neunziger ein Gesangsstudium in Weimar auf, das sie aber abbrach. Prägender war die Begegnung mit dem Liedermacher-Kabarettisten Christoph Stählin, dessen "Schule für Poesie und Musik" sie besuchte.

Noch heute merkt man ihr er diesen Einfluss an, zum Beispiel an ihrer Vorliebe für Zwischentöne. Genauso nützlich ist der erlernte Beruf der Schauspielerin: In Zürich studierte sie von 2000 bis 2004, danach war sie fest am Berliner Ensemble. Sie wollte jedoch lieber ihr eigenes Ding machen, diese zwischen allen Stühlen schwebenden, glänzend gesungenen, hinreißend getexteten, hochkomischen und durchaus auch politischen Programme wie "Grund für Liebe - politisch, zärtlich, schön".

Um Grenzen geht es da oft: Um die Zäune der ehemaligen DDR gegen die eigenen Bürger wie um die Ungarns gegen die Flüchtlinge; um das Abgrenzen gegen Rechtspopulismus und Bürokratie; aber auch um die Grenzen zwischen ihr und dem Publikum. Die versucht sie im Lauf des Abends durchlässiger zu machen, und sei es mit dem aus ihrer Wahlheimat entliehenen, gemeinsam anzustimmenden Lied "Mir han jo ues."

Uta Köbernick, Freitag, 19. Jan., 20 Uhr, Lach- und Schießgesellschaft, Ursulastr. 9, 089/391997

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