Kabarett:Rockende Rentner

sz extra schramm polt well lach und schiess

Gipfeltreffen des wachen Geistes: Die Well Brüder, Georg Schramm und Gerhard Polt (von unten im Uhrzeigersinn).

(Foto: Dionys Asenkerschbaumer/Kaeflein/Eulenspiegel Concerts)

Georg Schramm, Gerhard Polt und die Well-Brüder stehen erstmals alle gemeinsam auf der Bühne, um mit einem Dieter-Hildebrandt-Abend 65 Jahre Lach- und Schießgesellschaft zu feiern.

Von Oliver Hochkeppel

Wer sich an diesem Donnerstag ins Prinzregententheater begibt, wird feststellen, dass der Titel des Abends für alle Beteiligten zutrifft: "Von Altersmilde keine Spur". Obwohl zumeist bereits im Rentenalter, sind die Protagonisten auf der Bühne so vital und aufmüpfig wie eh und je: Die Well Brüder, die in alter Biermösl Blosn-Tradition nach wie vor mit allerlei Instrumenten und bösen Gesängen der bayerischen Volkstümelei, den Großkopferten, aber auch dem "kleinen Mann", wenn er's verdient, den Marsch blasen. Gerhard Polt, der große Menschenkenner, Chronist und Satiriker, der immer noch unerreicht die Abgründe und Zerrissenheit des bayerischen Wesens aufdeckt. Und erst recht Georg Schramm, der mit Figuren wie dem Oberstleutnant Sanftleben oder dem alten Sozialdemokrat August, vor allem aber mit dem gnadenlosen Polterer Lothar Dombrowski Kabarett-Geschichte geschrieben hat. So selten seine Auftritte seit dem Bühnenrückzug 2013 sind, so messerscharf sind sie.

Kurios, dass dieses Triumvirat erstmals gemeinsam auf der Bühne steht. Alle waren sie langjährige Weggefährten des Mannes, auf den das Titel-Zitat einst gemünzt wurde: Dieter Hildebrandt, der 2013 gestorbene Leitstern des deutschen politischen Kabaretts, dem dieser Abend gewidmet ist. Noch in seinen letzten Jahren kam einem Hildebrandt bei den Lesungen aus seinen Büchern wie bei Auftritten in Diskussionsrunden ja jünger und wütender vor als alle jungen Anwesenden. Auch deswegen wird Schramm nun vor allem aus dem letzten unvollendeten Werk Hildebrandts "Letzte Zugabe" lesen.

Bleibt zu hoffen, dass sich die fehlende Altersmilde auch auf die Institution erstreckt, die den Anlass liefert: Wird doch mit diesem Abend der 65. Geburtstag der Lach- und Schießgesellschaft gefeiert. Die Feierlaune könnte etwas getrübt sein. Nicht nur, dass wegen Corona seit bald zwei Jahren keine Vorstellung mehr im "Laden" selbst stattfand - der Garten der Seidlvilla war das sommerliche Open-Air-Ausweichquartier -, vor zwei Wochen erschütterte auch die Nachricht die Szene, dass Geschäftsführer Till Hoffmann und Programmmacherin Steffi Rosner die Lach- und Schießgesellschaft nicht ganz freiwillig verlassen werden.

Ein Neustart in schwierigster Zeit also. Umso rauschender sollte man da noch mal Geburtstag feiern. Auf dass es keine "letzte Zugabe" werde.

Gerhard Polt, Georg Schramm und die Well-Brüder, Do., 7. Okt., 19.30 Uhr, Prinzregententheater, Prinzregentenplatz 12, t 34 49 74

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: