Kabarett:Einfälle statt Ausfälle

Till Hofmann startet neues Format im BR-Fernsehen

Von Oliver Hochkeppel

Wo ganze Nationen ins Wanken geraten, kann selbst ein Kleinkunst-Imperium nicht widerstehen: Auch Till Hofmanns Schwabinger Kabarett-Königreich mit Lach- und Schießgesellschaft, Lustspielhaus und Vereinsheim ist bis auf Weiteres lahmgelegt. Aber erstens ist der begnadete Organisator, Bellevue-di-Monaco-Vorstand und umtriebige Aktivist fürs Schöne, Gute und Wichtige mit dem Krisenmodus sehr vertraut, zweitens hat er über diverse Sendungen aus dem Vereinsheim und dem Lustspielhaus beste Kontakte zum BR-Fernsehen. Und so hat er sich jetzt etwas zur Überbrückung ausgedacht, was über das allgegenwärtige Streaming hinausgeht - unter dem Motto der zum Jahrhundert-Hochwasser 2013 ins Leben gerufenen Benefizaktion: "Weida mitanand", mit dem aktuellen Zusatz "Nur anders halt."

An den kommenden vier Dienstagen, Start jetzt am 31. März, sendet das BR-Fernsehen deshalb zur Primetime um 20.15 Uhr "Trost, Kraft und Kolleg*innen". Die flugs von Hofmann, Grisi Ganzer, Alex Liegl und Gabi Rothmüller ausgedachte Rahmenhandlung: Der Chef des Lustspielhauses ist in Quarantäne, Publikum und Künstler sitzen zuhause, die Bühne ist leer. Haustechniker Peter Kraft (gespielt von Stephan Zinner) will die Situation im leeren Lustspielhaus nicht hinnehmen, irgendwie muss es doch weitergehen, zumindest virtuell. Er tut sich mit der Paketzustellerin Johanna Trost (Johanna Bittenbinder) zusammen, um eine Fernsehsendung auf die Beine zu stellen. Und findet bald prominente Mitstreiter, das BR-Fernsehen zu revolutionieren. In der ersten Sendung machen sich unter anderen Urban Priol, Alfred Dorfer, Luise Kinseher, Martin Frank, Christian Springer und Constanze Lindner analog-digital auf den Weg.

Hofmann produziert die Sendungen mit einem Rumpfteam im Lustspielhaus selbst, quasi am Wochenende, und unter der Leitung des Schauspielers, Sprechers, Drehbuchautors und Regisseurs Christian Lerch, der vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Franz Xaver Bogner und seinen Film "Was weg is, is weg" bekannt wurde. Mit wenigen Ausnahmen - Urban Priol etwa ist in München hängen geblieben und nahm seinen Part im Vereinsheim auf - kommen die Beiträge der Gäste als Zuspieler aus deren Wohnungen. "Die meisten Künstler hätten aktuell Auftritte im Lustspielhaus gehabt," sagt Hofmann, "es ist also gewissermaßen ein Ausfallprogramm. Und wir wollten keinen Stream machen, sondern ins Fernsehen, um möglichst viele Leute zu erreichen." Der BR wiederum dürfte sich freuen, ein Kabarett-Starensemble präsentieren zu können, das er so normalerweise schwer zusammen bekommen würde.

Es wird in all dem Corona-Trubel ohnehin höchste Zeit, dass nach all den Virologen, Politikern und üblichen Talkshow-Verdächtigen zur Abwechslung ein paar Köpfe im Fernsehen auftauchen, die klug, kritisch und witzig zugleich sind. Schon in der ersten Folge wird zum Beispiel auch noch der Kabarett-Rentner Georg Schramm (alias Lothar Dombrowski, der Wüterich mit dem lahmen Arm) mit von der Partie sein. Das dürfte ein echter Höhepunkt werden.

Trost, Kraft & Kolleg*innen, Startfolge am Dienstag, 31. März, 20.15 Uhr, BR-Fernsehen

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