Junge Asylbewerber in München:"Niemand hilft uns"

Sie wollen wissen, wie es mit ihnen weitergeht: Knapp 30 junge Flüchtlinge aus der Bayern-Kaserne in München sind in den Hungerstreik getreten, um ihr Asylverfahren zu beschleunigen. Ob sie damit Erfolg haben, ist indes fraglich.

Von Thomas Kronewiter

Zumindest eine gute Nachricht gibt es von den somalischen Hungerstreikenden in der Freimanner Bayern-Kaserne: Alle 29, davon 25 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Alter von 16 beziehungsweise 17 Jahren, trinken wieder. Dazu haben sie Betreuer noch am Mittwochabend überredet. Der gesundheitliche Zustand der Asylbewerber wird laut Regierung von Oberbayern regelmäßig kontrolliert. In der Nacht zum Donnerstag mussten allerdings vier Menschen, im Laufe des Donnerstag bis zum Frühabend weitere fünf Somalis behandelt werden.

Die Flüchtlinge wollen wissen, wie es mit ihnen weitergehen soll. Sie wollen endlich raus aus den Kasernengebäuden und in der Jugendhilfe untergebracht werden. Außerdem fordern sie die Einstellung der Essenspakete und stattdessen die Ausgabe von Bargeld sowie die Zusage einer Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) innerhalb von drei Monaten.

Letztere Forderung, teilt die Regierung mit, habe man an das BAMF übermittelt. Dass es dort zu zeitlichen Verzögerungen kommt, bestätigt das bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration zumindest indirekt: "Seit über einem Jahr", heißt es auf Anfrage, "fordert Bayern, dass das BAMF mit mehr Personal ausgestattet wird, damit die Befragungen und die Verfahren zügig abgeschlossen werden können".

Mohammed (Name geändert), 16 Jahre alter Flüchtling aus Somalia, hat am Montag mit dem Hungerstreik begonnen. Ihm setzt die Ungewissheit am meisten zu. Unter seinen Mitbewohnern, berichtet er in gebrochenem Englisch, seien junge Leute, zum Teil seit eineinhalb Jahren in der Freimanner Kaserne untergebracht. Alle warteten auf ihre Anhörung vor dem Bundesamt, sie wollten endlich eine Entscheidung. Alle wollten ihr eigenes Essen kochen. Und es gebe nur sieben Toiletten - für fast 200 Flüchtlinge. "Niemand hilft uns", sagt Mohammed.

Die Regierung von Oberbayern hat etwas andere Zahlen: Danach befinden sich 142 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge derzeit im Haus Nummer 58 der Bayern-Kaserne. Fünf Personen hielten sich dort länger als elf Monate auf, alle übrigen befänden sich erst seit August 2013 und später in der Kaserne.

Nach wie vor ist es das Ziel der Behörden, alle minderjährigen Asylbewerber in der kommunalen Jugendhilfe unterzubringen. Die dann geplante Schließung von Haus 58 hänge aber davon ab, dass ausreichend Plätze zur Verfügung stünden, betont die Regierung. Es gebe deshalb noch keinen Stichtag für eine Schließung. "Es wird schwer werden, bis zum Jahresende alle in der Jugendhilfe unterzubringen", räumt ein Sprecher der Regierung ein. "Aber es wird kein jugendlicher Flüchtling auf der Straße stehen."

Für Freitag haben sich Vertreter des Stadtjugendamts, des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge sowie der Regierung von Oberbayern in der Bayern-Kaserne angekündigt. Ziel des Gesprächs mit den Somalis soll sein, den Hungerstreik zu beenden.

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