Julian verlässt mit seiner Großmutter das Schwimmbad. Auf der Fahrt nach Hause entdeckt er im Zug junge Mädchen, verkleidet als Meerjungfrauen. Fasziniert von ihrer Schönheit, träumt er davon, selbst eine Nixe zu werden. Träume, die die amerikanische Illustratorin Jessica Love in ihrem Bilderbuch "Julian ist eine Meerjungfrau" für den Jungen wahr werden lässt. Sie wuchs in Südkalifornien auf und in ihren Illustrationen spürt man die Lebensfreude der schwarzen Gesellschaft in leuchtenden Bildern. Deren Intensität noch durch das besonderen Watercolor-Papier verstärkt wird. In einer simultanen Bildfolge im Wasser erlebt der Junge die einzelnen Phasen seiner Verwandlung. Als er von einem großen Fisch mit einer Kette geschmückt werden soll, erwacht er. Doch die Verwandlung lässt ihn nicht mehr los. Mit Großmutters Gardinenvorhang als Schwanz und ihren Zimmerpflanzen im Haar bleibt er die Meerjungfrau. Wie wird die Großmutter reagieren, wenn sie ihn sieht, was folgt auf ihre Worte "Komm mal her, Schatz"? Sie überreicht ihm eine Kette - war sie vielleicht der Fisch im Wasser? - , und auf gehts zum Karnevalsumzug mit den Meerjungfrauen.
Dieses Rollenspiel auf der Suche nach der eigenen Identität wird nicht nur von der Großmutter liebevoll unterstützt, es ist auch, wenn man die Bilder genau betrachtet, deren eigene Geschichte. Wenn sie, eine ältere kreolische Dame, am Schluss mit ihren Freundinnen schwimmt, jede als eine Meerjungfrau. Und zwischen ihnen der glückliche Julian. (Ab 4 Jahre)
Jessica Love: Julian ist eine Meerjungfrau. Knesebeck 2020. 13 Euro.