Süddeutsche Zeitung

Sendling-Westpark:Café im Container

Sendling-Westpark soll einen Jugendtreff bekommen - zunächst nur als Interimslösung. Die Lokalpolitiker drücken aufs Tempo und wollen die vorgesehenen Betreuer am liebsten sofort ins Viertel schicken.

Von Jürgen Wolfram

Im Stadtbezirk Sendling-Westpark gibt es bis heute kein Jugendzentrum (JUZ). Ein Defizit, das die Bevölkerung des 60 000-Einwohner-Stadtteils und ihre Vertreter im Bezirksausschuss (BA) seit Jahren beklagen. Inzwischen liegt immerhin das entscheidungsreife, vom Bezirksausschuss einhellig gutgeheißene Konzept einer Interimslösung vor. Danach sollen auf einer Fläche an der Garmischer Straße, zwischen Bernrieder und Kohlgruber Straße, Container errichtet werden, in denen "offene Kinder- und Jugendarbeit" angeboten wird. Doch mit dem Projekt geht's nur zögerlich voran.

Die "Bremswirkung" rührt nach Meinung des BA-Vorsitzenden Günter Keller (SPD) vor allem daher, dass gleich mehrere städtische Referate bei der Planung mitmischen. Keller hat sich deshalb kürzlich mit einer Delegation der Lokalpolitiker zu Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) aufgemacht, um eine Lockerung der Blockaden zu erreichen. Sein Eindruck nach der Unterredung: "Die Bürgermeisterin ist gewillt, Fäden zu knüpfen, damit wir endlich zu unserem Jugendzentrum kommen."

Tatsächlich existiert bereits eine Beschlussvorlage für den Stadtrat, der die finanziellen Mittel für den Jugendtreff bewilligen muss. Dabei geht es um 130 000 Euro für die Ersteinrichtung und 264 000 Euro jährliche Personalkosten. Wie stark die reine Baumaßnahme zu Buche schlägt, ist noch unklar. Deutlich geworden ist indes ein anderes Problem: Für das Container-JUZ stehen nicht einmal 200 Quadratmeter Platz zur Verfügung. Die dort vergrabenen Rohre und Kabel verschiedener Versorgungseinrichtungen, die in der Gegend verlaufen, schränken die räumlichen Möglichkeiten stark ein. Zu prüfen wäre deshalb, ob sich die Container für die Jugendarbeit eventuell stapeln ließen, meint der BA-Vorsitzende.

Ein Träger für die Einrichtung muss noch gefunden werden

Zufrieden zeigt sich der Bezirksausschuss Sendling-Westpark mit der städtischen Vorgabe, zur Betreuung der Jugendeinrichtung zweieinhalb Planstellen auszuweisen. Das ermögliche es, Betreuungsarbeit auch außerhalb der Containeranlage zu leisten. "Eine gute Idee wäre es, das Personal jetzt schon einzusetzen und ins Viertel zu schicken", meint Günter Keller. Denn allenthalben herrsche Beratungsbedarf.

Wenn der Jugendtreff eröffnet sein wird, soll ein "in großen Teilen selbstverwalteter Cafébetrieb" im Zentrum des Angebots stehen. Schulergänzende und berufsbegleitende Kurse sind ebenso vorgesehen wie etwa Gruppenberatungen zur Gewaltprävention. Auch an Wochenenden und in den Abendstunden soll sich die Zielgruppe der 14- bis 21-Jährigen eingeladen fühlen. Eines der pädagogischen Ziele der Stadt: "die jungen Menschen zur Gestaltung eigener Lebensräume befähigen". Ein freier Träger für die Jugendeinrichtung ist noch auszuwählen. Auch hierfür bedarf es der Zustimmung des Stadtrats.

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