Jugendliche in München:Mehr Freiraum zum Feiern

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Party unter der Brudermühlbrücke: Die Raver treffen sich mitunter zu weitgehend spontanen und oft ungenehmigten Feten. (Foto: Catherina Hess)

Eine überparteiliche Koalition im Rathaus will jungen Leuten, der Subkultur- und Techno-Szene mehr Gelegenheiten für Partys bieten. Losgehen soll es schon in diesem Jahr.

Von Michael Zirnstein

Manchmal muss man laut werden, um gehört zu werden. Im Juni 2022 zogen 5000 Subkultur- und Techno-Freunde in einer "Krachparade" bis vors Münchner Rathaus, um tanzend "gegen die Stilllegung kultureller Freiräume durch Luxussanierungen" zu demonstrieren. Viele Stadträte haben das Bedürfnis gerade der jungen Bürger nach freien Feier-Orten erkannt. Auf Initiative der Grünen fordern nun in einem interfraktionellen Antrag alle Parteien (bis auf die AfD) "mehr Raum für Jugendpartys".

In der Szene stößt das auf offene Ohren. Vertreter der vielen freien Techno-Kollektive - eine Jugendbewegung, die in Clubs und open air Raves veranstaltet - klagen: Gerade Jugendliche seien mangels geeigneter Orte gezwungen, "auf illegalen Veranstaltungen unter Brücken, in Wäldern oder anderen gefährlichen einsturzgefährdeten Gebäuden" zu feiern, so Roshan Hewage (Ravescape Kollektiv). Wer aber Veranstaltungen offiziell anmelden wolle, kämpfe mit hohen bürokratischen Hürden. Man müsse für Bauzäune, Securitys, Sanitäranlagen und so weiter sorgen - "das ist völlig unrealistisch", so Constantin de Pilar (Tatort Kollektiv). Auch wegen des unkontrollierten Alkohol- und Drogenkonsums fordert die Szene selbst "Safe Spaces".

Laut dem Antrag sollen die Fachstelle Moderation der Nacht (Mona) und das Allparteiliche Konfliktmanagement (Akim) nun ein Konzept für nicht-kommerzielle Jugendpartys im öffentlichen Raum entwickeln. Schon 2023 sollen bis zu fünf Pilotprojekte stattfinden, die sich an anderen Städten wie Zürich orientieren - und Anwohner und Umwelt schonen. Als mögliche Testgebiete hat Mona in Absprache mit den Kollektiven etwa den Skatepark am Fröttmaninger Berg oder die Containeranlage an der Hofbräuallee ausgemacht.

Münchens "lebhafte Nachtkultur" sei erwünscht, sagt Grünen-Stadtrat David Süß, "als Ausdruck einer kreativen, offenen und lebendigen Stadt".

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