Jugendliche Schläger:Krampus-Überfall: Schwangere verliert ihr Kind

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Eine Gruppe maskierter Jugendlicher hat brutal auf drei türkische Mädchen und Frauen eingeprügelt und sie schwer verletzt. Einer 21-Jährigen traten sie in den Bauch und töteten das Ungeborene. Die Mordkommission ermittelt.

Von Tanjev Schultz

Die 21-Jährige aus Unterhaching war mit ihrer 13 Jahre alten Schwester und einer 17 Jahre alten Cousine auf dem Weg zu ihrer Tante. Nach ihren Angaben kam den Mädchen gegen 20.10 Uhr an der Ecke zwischen Winterstein- und Stösserstraße eine Gruppe Jugendlicher entgegen.

Die am Tatort gefundene Maske. (Foto: Foto: Polizei)

Etliche Jugendliche sollen mit Stöcken bewaffnet gewesen sein und Gesichtsmasken getragen haben, darunter den Kopf eines Skeletts und eines Affens. Später fand die Polizei in der Nähe des Tatorts mehrere mit Klebeband zusammengeleimte Äste, einen Besenstiel und eine Teufelsmaske.

Die Maskierten sollen auf die Türkinnen, die vergeblich zu fliehen versuchten, losgestürmt sein und auf sie eingeschlagen haben. Dabei könnte nach Angaben der Opfer auch ein Baseballschläger verwendet worden sein.

Einer der Täter soll der 21-Jährigen, die im sechsten Monat schwanger war, in den Bauch getreten und sie zu Boden gestoßen haben. Erst als sie gerufen habe, sie sei schwanger, hätten die Gewalttäter von ihr abgelassen. Da war es jedoch schon zu spät. Die junge Frau wurde in ein Krankenhaus gefahren, aber das Leben des Kindes konnte nicht mehr gerettet werden. Die 21-Jährige befand sich am Montag noch immer in ärztlicher Behandlung.

Die anderen beiden Opfer erlitten bei der brutalen Attacke etliche Prellungen. Der Täter, der auf die Schwangere einschlug, soll die Affenmaske getragen haben und etwa 1,75 Meter groß und von kräftiger Statur sein.

Die Skelettmaske hat nach den Beschreibungen der Opfer ein etwa 1,50 Meter großer Junge getragen. Die Polizei vermutet, dass er und andere aus der Gruppe erst zehn oder elf Jahre alt sein könnten.

Eine Befragung von Passanten und Bewohnern in der Nähe des Tatorts habe bisher keine näheren Hinweise auf die Täter ergeben, erklärt Kriminalrat Josef Wilfling: "Es ist das Übliche: Keiner will was gesehen haben. Keiner will jemanden kennen, der eine Maske trug."

Wegen der Schwere und Tragik des Verbrechens ermittelt die Mordkommission. Die Staatsanwaltschaft betonte allerdings, dass der Tod des ungeborenen Kindes dem Gesetz nach nicht als Kapitalverbrechen wie Totschlag oder Mord geahndet werden könne. Ermittelt werde wegen gefährlicher Körperverletzung.

Nach Einschätzung der Polizei nutzten die Täter den Abend vor Nikolaus, um sich zu verkleiden und in ihrem Aufzug Passanten zu belästigen. "So weit wir wissen, handelt es sich um eine Krampus-Gruppe, die die Tradition des Nikolaustags falsch auffasst", sagt Wilfling.

Aus vergangenen Jahren sei bekannt, dass sich Jugendgruppen um den 6. Dezember herum mit Ruten ausrüsten und damit durch die Straßen ziehen. "Solche Krampus-Fälle hat es früher auch schon gegeben. Aber ich kannte bisher keinen Fall dieses Ausmaßes", sagt Polizeisprecher Wolfgang Wenger.

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