Jugendhilfeträger in Gefahr:Lilalu ist pleite

Der Verein Lilalu, der viele Ferienworkshops für Kinder anbietet, hat hohe Schulden. Ob und wie er gerettet werden kann, ist offen. Die Grünen schlagen für den Verein eine neue Rechtsform vor.

Silke Lode

Der Jugendhilfeträger Lilalu ist zahlungsunfähig und hat am Montag Insolvenz bei Münchner Amtsgericht angemeldet. Das bestätigte eine Sprecherin des Amtsgerichts. Der Verein hat Familien mit Kindern ein Betreuungsprogramm in den Schulferien angeboten. Mehr als 5000 Kinder haben jedes Jahr an den mehrtägigen Zirkus-, Musik-, Kino- oder Tanzworkshops teilgenommen. Ob das Angebot von Lilalu gerettet werden kann, ist derzeit offen. Der vom Amtsgericht ernannte Insolvenzverwalter, Maximilian Breitling, zeigte sich vorsichtig optimistisch: Er müsse sich zunächst ein Bild von der Lage machen, sagte Breitling. "Aber die Chancen sind nicht so schlecht", sagte er.

Jugendhilfeträger in Gefahr: Eine Wunderwelt vor dem Aus: Tausende Kinder machen jedes Jahr bei den Angeboten von Lilalu mit.

Eine Wunderwelt vor dem Aus: Tausende Kinder machen jedes Jahr bei den Angeboten von Lilalu mit.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Breitling kündigte an, noch am Montagabend Vereinschef Willi Wermelt und Geschäftsführerin Anna Seliger zu treffen. Die Rettung von Lilalu bezeichnete er als "Herzensangelegenheit" - er kennt den Verein, seit sein Sohn im Sommer selbst an der Sommergala teilgenommen hat. Breitling kann sich vorstellen, dass Lilalu über einen Massekredit zu reden ist - einem Kredit also, mit dem der Insolvenzverwalter das laufende Geschäft der von ihm betreuten Gesellschaft führt.

Mit unmittelbarer Hilfe der Stadt kann Lilalu hingegen kaum rechnen. In einem Brief an der Verein stellte Oberbürgermeister Christian Ude klar, dass die Stadt aus haushaltsrechtlichen Gründen nur Maßnahmen fördern könne, deren Finanzierung gesichert sei. Zuschüsse für die Durchführung dürften nicht zur Schuldentilgung verwendet werden, schreibt Ude weiter. SPD-Stadtrat Christian Müller folgert daraus, dass eine Rettung durch die Stadt nicht möglich sei. Er kündigte lediglich an, "alles zu unternehmen, dass ausreichend Plätze für die Ferienbetreuung zur Verfügung stehen."

Ganz anders sieht das CSU-Sozialsprecher Marian Offman, der nach eigenem Bekunden "wild entschlossen ist, alles zu tun, dass Lilalu erhalten bleibt". Die CSU wird laut Offman auch ihren Antrag aufrecht erhalten, dem Verein mit 120 000 Euro unter die Arme zu greifen. Die Schulden des Vereins sind offenbar zwar deutlich höher, doch wenn Lilalu diese Summe auftreibt, greift laut Offman das Sanierungsangebot einer Bank. Udes Rechtsauffassung, nach der ein solcher Schritt unzulässig ist, wolle man prüfen. Zwar kritisiert auch Offman "die Art und Weise des Wirtschaftens von Lilalu". Doch er will das Projekt "auf gesunde Füße bringen", um es zu erhalten.

Er rechnet vor, dass der Verein alleine ebenso viele Plätze in der Ferienbetreuung biete wie die Stadt und damit "6000 Familien hilft". Der Bedarf in der Gesellschaft nach solchen Angeboten sei enorm, mahnt Offman. Stündlich erhalte er Brief von verzweifelten Eltern, die nicht wüssten, wie sie ohne die Ferienbetreuung von Lilalu planen sollen.

Relativ konkrete Vorstellungen, wie ein Rettung aussehen könnte, hat Grünen-Stadträtin Jutta Koller: Auch sie will das "saugute" Angebot erhalten, hält es jedoch wie die SPD für ausgeschlossen, städtische Gelder in den insolventen Verein zu stecken. Sie schlägt stattdessen eine neue Rechtsform vor. Dabei solle auch Platz für Seliger und Wermelt sein, die Lilalu durch ihre erst Kreativität ermöglich hätten. "Aber den Hut über die Finanzen muss jemand anderes aufhaben", sagte Koller. Die städtischen Zuschüsse könnten dann weiterfließen.

Lilalu wollte sich am Montag nicht äußern, doch Vereinschef Wermelt hatte bereits vergangene Woche mit der Insolvenz gerechnet. Kritik aus den Reihen des Stadtrats, laut der Lilalu über seine Verhältnisse gelebt habe und zu groß geworden sei, wies er zurück: "Wir sind nicht so groß, weil wir so groß werden wollten, sondern weil Betreuungsplätze absolut notwendig sind."

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