Jugendhilfe:Schutz für Kinder

Habeck will Kinder aus griechischen Flüchtlingslagern holen

Die Zustände in griechischen Flüchtlingslagern wie hier auf Lesbos sind prekär - besonders für Kinder.

(Foto: Angelos Tzortzinis/dpa)

Die Stadt prüft, 40 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge aufzunehmen

Von Thomas Anlauf

München könnte bald Dutzende unbegleitete Kinder und Jugendliche aufnehmen, die derzeit in Flüchtlingslagern auf griechischen Inseln hausen müssen. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat das Sozialreferat beauftragt, zu prüfen, wie viele minderjährige Geflüchtete die Stadt in einigen Wochen im Münchner Jugendhilfesystem aufnehmen könnte. "Die Zustände in den überfüllten Flüchtlingslagern sind prekär", sagt die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Anne Hübner. Die SPD-Fraktion hat deshalb am Dienstag den Antrag gestellt, etwa 40 unbegleitete minderjährige Geflüchtete aus Griechenland aufzunehmen. Hübner hält diese Zahl für realistisch, die zusätzlich zu den regulären Geflüchteten in München Schutz finden könnten. Zwar seien derzeit im Young Refugee Center lediglich 13 Plätze frei, allerdings soll das Sozialreferat nun mit den Trägern der freien Wohlfahrtspflege abklären, wie viele Minderjährige darüber hinaus aufgenommen werden könnten. Am Dienstagnachmittag nahm nach SZ-Informationen Jugendamtsleiterin Esther Maffei deshalb Kontakt mit den Münchner Wohlfahrtsverbänden auf. Nach ersten Einschätzungen von Experten könnten auch deutlich mehr minderjährige Geflüchtete aus Griechenland in München aufgenommen werden.

Mit ihrem Antrag reagiert die SPD auf einen Vorstoß des Potsdamer Oberbürgermeisters Mike Schubert, der sich an alle 120 Kommunen gewandt hatte, die sich als "Sichere Häfen" bezeichnen und sich solidarisch mit aus Seenot geretteten Migranten erklären. München ist im vergangenen Juli dem Bündnis beigetreten. Der SPD-Politiker Schubert will am 28. Januar mit Bundesinnenminister Horst Seehofer darüber verhandeln, wie das Aufnahmeverfahren und eine entsprechende Finanzierung aussehen könnte.

Am Montag hatte Seehofer (CSU) signalisiert, dass er die Aufnahmebereitschaft zahlreicher Kommunen begrüße. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) sei laut einem Ministeriumssprecher angewiesen worden, den Bundesländern Kommunen zu nennen, die freiwillig Geflüchtete aufnehmen wollen, damit diese dorthin verteilt werden könnten. Neben Berlin, das nach derzeitigem Stand spontan etwa 70 Minderjährige aufnehmen will, hat unter anderem Potsdam erklärt, fünf Jugendliche in Obhut zu nehmen, die allein auf der Flucht sind.

Neben der Aufnahme von jungen Geflüchteten, die allein auf dem Weg nach Europa sind, will München in nächster Zeit in den Lagern auf Samos, Lesbos, Chios oder anderen überfüllten Lagern auch medizinisch helfen oder Sachspenden dorthin transportieren. Vor wenigen Tagen machte sich von München aus ein großer Lkw mit Hilfsgütern auf den Weg nach Griechenland, die vom Verein Heimatstern organisiert wurden. Es sei "eine Schande", wie die Geflüchteten von Europa allein gelassen würden, sagte die Münchner SPD-Politikerin Hübner.

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