Jugendamt:Alleine auf dem Weg nach oben

Die derzeit einzige Kandidatin für den Chefposten der Behörde präsentiert sich unerwartet stark

Von Heiner Effern

Mutig, engagiert, vielschichtig in der Argumentation, auch mit der nötigen Empathie ausgestattet: So grundsätzlich positiv beschrieben Stadträte die einzige verbliebene Kandidatin für die Leitung des Jugendamts, nachdem sich diese im Personal- sowie im Kinder- und Jugendhilfeausschuss vorgestellt hatte. Mehr als zwei Stunden präsentierte die Psychologin sich und ihre Ideen für die Zukunft der Behörde mit 1200 Mitarbeitern im großen Sitzungssaal des Rathauses. Danach war der Tenor relativ eindeutig: Die Bewerberin hat einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Eine endgültige Entscheidung wollen CSU und SPD am Montag treffen.

Die Psychologin habe vorher skeptischen Stadträten und Vertretern der Sozialverbände wenig Argumente geliefert, sie tatsächlich abzulehnen, hieß es nach der Sitzung. Auch wenn sie anfangs nervös gewirkt habe, das eine oder andere Mal ausweichend oder ausschweifend geantwortet habe, in der Summe habe sie sich "erstaunlich gut" präsentiert, sagte ein Mitglied des Stadtrats. Erstaunlich deshalb, weil der Druck enorm hoch gewesen sei. Denn die Suche nach der neuen Leitung fürs Jugendamt lief alles andere als reibungslos. Nach der ersten Vorstellungsrunde bei der Verwaltung blieb nämlich zur Überraschung des Stadtrats und der Sozialverbände nur eine einzige Kandidatin übrig. Zu den mit deutlichen Worten aussortierten Bewerbern zählte auch Favorit Christian Müller, der sozialpolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Das löste Kritik aus, zudem beklagten Politiker und Sozialverbände, dass sie bei ihrer Sitzung im Stadtrat keine Wahlmöglichkeit mehr hätten. Dazu wurde kolportiert, dass die Psychologin keinerlei Erfahrung in Führungs- und Budgetfragen habe. Das stimmt laut Personalreferent Alexander Dietrich nicht. Wobei die Leitung des Jugendamts nach Informationen der SZ schon eine andere Dimension hat als die bisherigen Jobs der Frau. Hinter den Kulissen wurde deshalb bereits ein wahrscheinliches Szenario diskutiert: Der Stadtrat lehnt die Kandidatin ab und schreibt die Stelle neu aus.

Dieser Plan dürfte zumindest einen deutlichen Dämpfer erfahren haben, wenn er sich überhaupt noch durchsetzen lässt. Denn angesichts dieser schwierigen Ausgangssituation habe sich die Bewerberin vor etwa 80 Teilnehmern mutig geschlagen, war danach zu hören. Deshalb müsse man vielleicht auch manche Kritik relativieren. Gerade im zweiten Teil der Sitzung habe die Psychologin an Profil gewonnen. Auch Fragen zu speziellen Münchner Verhältnissen habe sie fundiert beantwortet. Übereinstimmend wurde ihr zudem eine Eigenschaft zugeschrieben, die im politischen und sozialen Geschäft nicht zu kurz kommen sollte: Die Frau habe "Herzblut" gezeigt, den starken Willen vermittelt, Kindern helfen zu wollen. Dass die für das Jugendamt verantwortliche Sozialreferentin Dorothee Schiwy die Psychologin positiv bewertet, weiß man nur aus der ersten Vorstellungsrunde. Schiwy trat am Montag erstmals seit ihrem Amtsantritt einen längeren Urlaub an.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: