Jugend und Mode:Vielleicht doch besser nackt?

Mode ist ein oberflächliches Happy-Happy-Business? Nicht für die Schüler einer Münchner Mode-Akademie. Von Ruth Schneeberger

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Wir tun es jeden Tag. Mal unbewusst, mal mit viel Lust, und manchmal treibt uns diese Aufgabe zur Verzweiflung: ....

Fotos und Text: Ruth Schneeberger Die Fotos sind Momentaufnahmen der "Openhouse" in der Münchner Akademie für Mode und Design.

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Wir ziehen uns jeden Morgen an. Das machen wir aus hauptsächlich dreierlei Gründen: Erstens wären wir sonst nackt. Zweitens geräten wir sonst zur Hauptattraktion der Nachbarschaft. Drittens wäre uns ansonsten sehr schnell ziemlich kalt, und das nicht nur im verregneten Sommer. Mode also ist wie eine zweite Haut, über die wir uns zwar hin und wieder Gedanken machen - in der Regel aber keine tiefer schürfenden als die: Was kostet's? Und wie kleidet es mich?

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Wieviel mehr aber hinter der Frage des rechten Beinkleides stecken kann, zeigt ein Besuch bei der Modeschule "amd", der Akademie für Mode und Design in München. Modeschüler sind oberflächlich? Von wegen....

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Was man früher Tag der offenen Tür nannte, heißt nun "Openhouse": Die Akademie lädt ein, um sich vorzustellen. Modeneugierige und ihre Eltern sollen Schule, Studiengänge und Personal kennen lernen - und etwas von dem Geist schnuppern, der hier weht. Dazu wurden internationale Gäste geladen: Austauschstudenten aus St. Petersburg sind mit ihrer Mode im Gepäck und großen Augen angereist, um eine Stadt kennen zu lernen, in der es vor Gucci, Prada und allen weiteren Luxusmarken, die man in Russland liebt, nur so wimmelt.....

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Dozentin Eike Katharina Wittich aus Hamburg referiert über die Frage, ob Mode auch in Zukunft auf dem Catwalk präsentiert wird - oder ob sie vielleicht in Galerien, Museen oder anderen Stätten der Kunst besser aufgehoben ist. "Wenn sogar Oscar-Verleihungen und die Frage, wer dort welches Kleid trägt, schon wichtiger für die Designer ist als ihre eigene Show, sollte man vielleicht darüber nachdenken, ob Modenschauen noch zeitgemäß sind", so amd-Dozentin Sabine Resch. Und ein Gast aus Mailand, Orietta Pelizzari, klärt als Designberaterin über internationale Trends auf. Internationale Trends? Was kann es da spannendes geben, abseits von Star-Schick und der Frage, wie man die Jeans im nächsten Sommer trägt?

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Offenbar eine Menge: "Wir befinden uns zwischen Kunstobjekt und ganz banaler Alltäglichkeit. Das ist gar nicht so oberflächlich, sondern kann richtig heftig werden", sagt Ali Ansari, Leiter der Akademie. Krieg, Krankheit, Behinderung - diese Themen würden inzwischen ihren Weg in die Mode finden, die sich mit der Generation der heute 25-Jährigen immer mehr auch mit soziologischen Fragen auseinander setze.

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"Es gibt da zum Beispiel diese wunderschöne Nike-Werbung, in der eine Frau Beinprothesen trägt. Sie hat inzwischen eine eigene Kollektion entworfen für wechselnde Fashion-Prothesen für den Cocktail-Empfang, fürs Büro und für die Freizeit. Oder ein langjähriger Kooperationspartner unserer Uni, der, ähnlich wie Steven Hawkings, komplett gelähmt ist, und der über den Computer Musik und Bilder komponiert. Hier geht es um die Frage: Wie kann ein Körper empfinden in der zweiten oder dritten Haut?"

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Es sei enorm wichtig, dass ein Kreativer sich neben dem Zeichnen mit der Wahrnehmung von Körpern, mit Modesoziologie und mit Veränderungen der Gesellschaft beschäftige. Sonst könne er auch nicht verstehen, warum nach all der futuristischen Entwicklung, die die Mode in den letzten zehn Jahren durchgemacht habe, inklusive Second-Life-Attitüde und purem Metall-Futurismus, nun plötzlich wieder überall Folklore-Anleihen zu sehen seien, warum ein Rückzug zu den Ursprüngen und Archetypen stattfinde.

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Kunst und Mode, Handwerk und Philosophie gehörten zusammen, um überzeugende Mode zu schaffen, die sich vom H&M- oder Zara-Einerlei unterscheide. "Das braucht Zeit, das ist keine Fließbandarbeit, da steckt Aufwand drin, den man aber auch sieht", so Ansari. "Slow Fashion" sei das Stichwort der Stunde: ....

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"Tempo rausnehmen, innehalten, die Arbeit sehen, die hinter Design steckt", sei gerade für Deutschland, das Design-Land, besonders wichtig. Dazu benötige man ein Konzept, und ob dieses gut sei, hänge auch davon ab, wie informiert man sei.

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In einer Welt, in der man über das Internet in Sekundenschnelle alle Informationen sammeln könne, die man braucht, hätte die Generation der heute 15- bis 25-Jährigen zwischen i-Pod und Reizüberflütung genau eine Chance: ....

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Über die Themen, die sie interessiere, nämlich Mode und Lifestyle, an die wirklich wichtigen Themen herangeführt zu werden: ....

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"Dort haben wir die Möglichkeit, Dinge zu verändern, die wir möglicherweise in der Politik einfach hinnehmen müssen", so Ansari. "Und ich glaube, das ist die nächste Generation."

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Wem das zu viel ist, der näht weiter Knöpfe an, sucht sich anspruchslosere Beschäftigungen als die Modewelt - oder er geht doch nackt. Schließlich ist die morgendliche Zeit vor dem Kleiderschrank begrenzt.

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