JubilarIm Zeichen des Merkur

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Verleger Dirk Ippen feiert an diesem Dienstag seinen 75. Geburtstag - in seinen Zeitungen schreibt er immer noch mit großem Vergnügen selbst

Von C. Busse, C. Tieschky, München

"Ich habe schon zu Hause gelernt, dass die Bäume für niemanden in den Himmel wachsen", erzählte Dirk Ippen vor einigen Jahren. Dabei hat er, wie so oft, freundlich gelächelt, als er anfügte: "Lärm ist für den geschäftlichen Erfolg nicht gut. Es ist auch kein Fehler, wenn man unterschätzt wird." In der Tat: Der Münchner Zeitungsverleger, dem unter vielen anderen Blättern auch der Münchner Merkur und die tz gehören, hält nicht viel von großen Auftritten. An diesem Dienstag feiert Ippen seinen 75. Geburtstag. Er wird dann, wie fast jeden Tag, im Pressehaus an der Bayerstraße sein, es gibt einen kleinen Empfang. Große Feiern sind einfach nicht sein Stil.

Vor mehr als 30 Jahren kam er als junger Mann nach München. "Da war auch in Ihrer Zeitung von einem Strohmann die Rede, von einem jungen Mann, der den Münchner Merkur und die tz für sich selbst nicht kaufen könnte", sagte er einmal im SZ-Interview. Doch er setzte sich durch, München ist seine Heimat geworden. Geboren wurde Ippen in Rüdersdorf bei Berlin. Sein Vater war Kaufmann und WAZ-Mitgesellschafter. Dirk Ippen studierte Jura und promovierte. Nach dem Tod des Vaters stieg er als Juniorpartner und Minderheitsgesellschafter beim Westfälischen Anzeiger in Hamm ein. In den Siebzigerjahren war er einige Zeit zugleich Chefredakteur des Blattes. Dann expandierte er, kaufte kleinere Blätter. Deren Eigenständigkeit tastete er meist nicht an, er findet, dass Zeitungen am Erscheinungsort entstehen müssten.

1982 sagte er seiner Frau: "Wir müssen mal für drei Jahre nach Bayern ziehen". Das Paar, das drei adoptierte Kinder hat, blieb bis heute. Als "König der Käseblätter" hat man Ippen einst geschmäht, inzwischen würde ihn niemand mehr so nennen. Der Mann ist im Laufe der Jahre reich geworden und einflussreich. Etwa zwanzig Tageszeitungen gehören zur Mediengruppe, dazu Beteiligungen an Radiosendern und Anzeigenblättern. Aus dem Tagesgeschäft hat sich Ippen zurückgezogen, eine von ihm ins Leben gerufene Stiftung kümmert sich um bürgerschaftliches Engagement auf lokaler Ebene. Ippen ist ein Bildungsbürger, der im Regionalen seine Rolle gefunden hat, der sich im Kulturleben der Stadt wohlfühlt und die Oper schätzt. Die Zeitungskrise setzt auch seinem Unternehmen zu, das auf eine Gesamtauflage von 740 000 Exemplaren kommt. Doch durch die Spezialisierung aufs Lokale behauptete er sich. Mit der Zukunft der Medien setzt sich Ippen intensiv und zuversichtlich auseinander.

Und in seinen Blättern erscheinen bis zum heutigen Tag seine Artikel. "Schreiben hat mir mein Leben lang Spaß gemacht, jetzt habe ich etwas mehr Zeit dafür", erzählte Ippen am Montag. Er lege dabei stets Wert darauf, dass er nicht die Arbeit der Redaktion konterkariere. Die meisten Reaktionen erhalte er übrigens auf persönliche Themen, etwa neulich, als er schrieb, dass sein Hund gestorben ist: "Ich freue mich, dass ich durch das Schreiben mit Lesern in Kontakt komme."

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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