Jubiläum:Als der Fahrplan online ging

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Vor 30 Jahren kam die elektronische Fahrplanauskunft des MVV noch per BTX ins Netz

Von Andreas Schubert

Der Münchner Tarif- und Verkehrsverbund (MVV) feiert an diesem Mittwoch ein Jubiläum: Wer denkt, der MVV stößt auf die 25. Verschiebung der Tarifreform an, irrt: Am 25. September vor genau 30 Jahren war die elektronische Fahrplanauskunft des MVV komplett. Zwar war die "EFA", so das offizielle Kürzel, schon im Mai 1988 abrufbar. Nach Auskunft des MVV standen allerdings erst im September Auskünfte über das gesamte Verbundgebiet zur Verfügung.

Der Computer war noch nicht mehr als eine Flimmerkiste. (Foto: MVV)

Genutzt wurde damals eine Technik, an die sich heute nur noch die Älteren erinnern können: BTX. Das Kürzel steht für Bildschirmtext, was in den Achtzigerjahren, also in der Prä-Internet-Zeit, ein absoluter Fortschritt war, wenn auch nur für wenige: 1988 hatten gerade einmal rund 6000 Bewohner des MVV-Gebiets Zugang zu einem BTX-Anschluss. Anfangs kamen etwa 300 bis 400 Anfragen täglich, aus dem gesamten Bundesgebiet. Offenbar machte EFA neugierig, denn sie war damals einzigartig in Deutschland.

Das Auskunfsterminal am Hauptbahnhof sah aus wie ein Bundeswehr-Spind. (Foto: MVV)

Wer sich einloggen wollte - das Wort gab es wohl damals noch nicht -, musste mit dem BTX-Gerät eine bestimmte Nummer anwählen und landete dann bei der Fahrplanauskunft. Zeitungen schrieben damals noch von "Elektronik-Kastl", wenn sie frühe Computer meinten. Für die Fahrgäste, die kein BTX nutzen konnten, also fast alle, hatte das System dennoch Vorteile: Denn die Mitarbeiter der Fahrplanauskunft nutzen das elektronische Auskunftssystem, um dann am Telefon den Kunden die entsprechenden Informationen übermitteln zu können. Das ging allemal schneller, als im Papierfahrplan blättern zu müssen. Und die damals wenigen Nutzer, die selbst am Elektronik-Kastl saßen, bekamen brauchbare Auskünfte über die besten Verbindungen des öffentlichen Nahverkehrs sowie über Alternativen. Zwei Jahre später war die Technik schon fortgeschrittener: 1990 stellte der MVV am Hauptbahnhof das erste öffentliche Auskunftsterminal auf. "EFA reagiert auf Berührung", staunte die Presse über den Touchscreen. Schon damals konnte das Gerät neben Deutsch auch Englisch, Italienisch und Französisch.

Heute nutzen die Passagiere hauptsächlich die MVV-App fürs Smartphone oder eine der beiden konkurrierenden Apps, den München Navigator der Bahn und die MVG-App der Münchner Verkehrsgesellschaft. Monatlich gehen mehrere hundert Millionen Anfragen ein, und die Apps sind dank Echtzeit-Anzeige inzwischen eine wirkliche Hilfe bei der Reiseplanung. Eines können die tollen Apps aber nicht: Sie können weder Staus auflösen, noch Signal- oder Weichenstörungen beheben, noch erklären, warum mitten in der Stadt das Mobilfunk-Netz immer wieder mal so langsam ist, dass keine der drei Apps so richtig laufen mag.

© SZ vom 25.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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