Josephsplatz:Alte Bäume für Tiefgarage gefällt

Josephsplatz: Abholzen für die Tiefgarage: Fast die Hälfte der 16 Bäume ist gefällt.

Abholzen für die Tiefgarage: Fast die Hälfte der 16 Bäume ist gefällt.

(Foto: Catherina Hess)

Der halbe Baumbestand ist schon abgeholzt, doch Anwohner und Aktivisten bekämpfen weiterhin den Bau einer Tiefgarage am Josephsplatz. Der städtische Landschaftsplaner Rauh verspricht den Demonstranten, dass alles viel schöner werde.

Von Sven Loerzer

Natürlich kann er die Angst der Menschen verstehen, die Befürchtung, wenn sich etwas ändert, dann wird alles nur schlechter. Denn schön werden die nächsten drei Jahre am Josephsplatz sicher nicht. Und der Preis für das Neue ist hoch: "Alte Bäume kann man mit nichts aufwiegen", sagt Ulrich Rauh, der sich im städtischen Gartenbau mit Planung und Neubau von Grünanlagen beschäftigt. "Ich verstehe, dass sie niemand hergeben will."

Es klingt ein wenig resigniert, aber die Wucht des Widerstands, mit der ein Teil der Anwohner nun den Bau der Anwohnertiefgarage am Josephsplatz bekämpft, hatte er wohl nicht erwartet. Denn Rauh ist davon überzeugt, dass die Anwohner, wenn in drei Jahren dann die Oberfläche wieder hergestellt ist, eine "andere, bessere Aufenthaltsqualität" bekommen, als der Josephsplatz bislang geboten hat. Und so hofft er darauf, dass sich diese Erkenntnis ähnlich wie beim Gärtnerplatz durchsetzen könnte: Dort gab es ebenso Vorbehalte gegen die Neugestaltung, für die schließlich die letzten Kastanien fielen. Heute fänden die meisten den Gärtnerplatz sehr viel schöner als früher.

Fast die Hälfte der 16 Bäume, die der Anwohnertiefgarage mit 265 Plätzen weichen sollen, ist gefällt. Die derzeit von Robin-Wood-Aktivisten besetzten großen Bäume seien leider nicht zu erhalten, sagt Rauh. Denn die Bohrpfahlwand für den Tiefgaragenbau nähme die Hälfte der Wurzeln weg, der senkrechte Bohrer wegen der großen Höhe des Geräts die halbe Krone. Die Lage der Garage lasse sich nicht verschieben. Dagegen blieben die drei Bäume am U-Bahn-Aufzug unberührt.

"Wunderbarer Ort" vor der Kirche

Als Ersatz sollten auch mindestens 16, möglicherweise sogar 20 Bäume neu gepflanzt werden, in größerer Qualität. "Sie werden so gestellt, dass interessante Sichtachsen entstehen." Die Landschaftsarchitekten hätten Kirschen vorgeschlagen, wie etwa in der Kirchenstraße, da diese mit ihren gefüllten Blüten im Frühjahr einen zusätzlichen Anreiz bieten. "Kirschen werden sehr groß und blühen sehr schön."

Die Baugenehmigung der Lokalbaukommission liegt längst vor, ob juristische Schritte gegen die Erteilung noch helfen, ist zweifelhaft. Der Stadtrat hat im Januar auch die Ausführungsgenehmigung für das 9,5 Millionen Euro kostende Projekt erteilt. Wegen des langen Vorlaufs und bei all dem Streit, der sich in den vergangenen Monaten vor allem daran entzündet hat, dass nun aus technischen Gründen doch nicht mit "gedeckelter", sondern offener Baugrube gearbeitet wird, ist die Neugestaltung aus dem Blickfeld geraten.

Denn von dem Platz, der bisher rundum von Autos zugestellt ist, werden fast alle Blechkarossen verschwinden. Der Bau der Tiefgarage eröffne die Chance, bis auf das Längsparken entlang der Adelheidstraße, alle Autos wegzubringen. Der Platz werde damit wieder besser benutzbar und begehbar. Es entstehe nach dem Entwurf der Landschaftsarchitekten Erdmann Kicherer und der Architekten Hess Thalhof Kusmierz ein "wunderbarer Ort" vor der Kirche, auf den der Bauern- und Wochenmarkt dann sogar etwas größer wieder zurückkehrt. Bänke laden zum Verweilen auf dem großzügigen Kirchenvorplatz ein.

Attraktiv für kleine Kinder

Die trapezförmige Grünfläche in der Platzmitte soll eine flächige Rotbuchenhecke einfassen. Die nach innen geschwungene, etwa einen Meter hohe Hecke umrahmt die gesamte Rasenfläche in unterschiedlicher Breite und versteckt so die Einzäunung des Spielplatzes. Diese Heckenstruktur bekomme auch Gänge, die sich zum Spielen, Verstecken und Fangen anbieten. Die Hecke zieht sich in raffinierter Weise wie ein Teppich weiter auf das Dach der Einhausung der geschwungenen Ein- und Ausfahrtsrampe und des Nottreppenhauses der Tiefgarage.

Aus der Sicht von oben entsteht so eine große grüne Fläche. Der zweigeteilte Spielplatz solle gleichermaßen attraktiv für kleine Kinder, aber auch für die Sechs- bis Achtjährigen werden. Der Sandbereich entstehe in gleicher Größe wie bisher neu. Der Franziskusbrunnen, der jetzt abgebaut wird, soll wieder auf den Platz zurückkehren, "ein paar Meter nach Westen verschoben, in die Achse der Hiltenspergerstraße".

Schon bei der Einwohnerversammlung 2010, sagt Rauh, sei festgestanden, dass wegen des Tiefgaragenbaus "ziemlich viel abgeräumt werden muss". Aber es seien sich fast alle einig gewesen, dass mit dem Plan für die Oberflächengestaltung ein "überzeugender Entwurf" gelungen sei.

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