Promi-Tipps für München und BayernDie Woche von Josef E. Köpplinger

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Josef E. Köpplinger ist Intendant des Gärtnerplatztheaters in München.
Josef E. Köpplinger ist Intendant des Gärtnerplatztheaters in München. (Foto: Markus Tordik)

Der Regisseur und Intendant des Gärtnerplatztheaters freut sich in der Woche vom 26. Juni bis zum 2. Juli auf seine eigene Premiere, die Opernfestspiele und eine Ausstellung. Ein Gastbeitrag.

Seit elf Jahren leitet der Österreicher das Staatstheater am Gärtnerplatz und führte das Haus durch die fünfjährige Umbauzeit. Durch die gelungene Mischung von klassischen Opernproduktionen, Operetten, Musicals und experimentierfreudigem Tanztheater auf hohem künstlerischen Niveau genießt das Gärtnerplatztheater große Beliebtheit. Und auch seine eigene Inszenierungen zeichnen sich durch gekonntes Bühnenhandwerk und Einfallsreichtum aus. Davon kann man sich nun wieder am 29. Juni überzeugen: Da hat "Figaros Hochzeit" unter seiner Regie Premiere.

Montag: Sein oder nicht sein

Tenor Allan Clayton singt die Titelrolle von "Hamlet". Die Inszenierung, die beim Glyndebourne Festival 2017 Premiere hatte, ist bei den Münchner Opernfestspielen zu sehen.
Tenor Allan Clayton singt die Titelrolle von "Hamlet". Die Inszenierung, die beim Glyndebourne Festival 2017 Premiere hatte, ist bei den Münchner Opernfestspielen zu sehen. (Foto: Richard Hubert Smith/Glyndebourne Productions Ltd.)

Mein wunderbarer Beruf, eines der schönsten Opernhäuser in Europa leiten zu dürfen, birgt die Gefahr, dass man kaum Zeit hat, andere Vorhaben wahrzunehmen. Als Freund von heutiger Komposition und Musiktheater freue ich mich jedoch zu Beginn der Woche sehr auf die Premiere von " Hamlet" von Brett Dean in der Bayerischen Staatsoper zur Eröffnung der Münchner Opernfestspiele. Beim Glyndebourne-Festival hatte ich es leider verpasst, die vielversprechende Inszenierung zu sehen.

Dienstag: Fast ein König

Wäre Bayern noch eine Monarchie, wäre er heute ihr König: Franz Herzog von Bayern, letzter Wittelsbacher im Schloss Nymphenburg, blickt in seinem Buch "Zuschauer in der ersten Reihe" auf sein Leben zurück.
Wäre Bayern noch eine Monarchie, wäre er heute ihr König: Franz Herzog von Bayern, letzter Wittelsbacher im Schloss Nymphenburg, blickt in seinem Buch "Zuschauer in der ersten Reihe" auf sein Leben zurück. (Foto: Stephan Rumpf)

Franz Herzog von Bayern, den ich sehr bewundere, feiert im Juli dieses Jahres seinen 90. Geburtstag und noch immer ist er ein agiler und weltoffener Mensch. Auch heute möchte ich mich wieder der Lektüre seines wunderbar geschriebenen Buches " Zuschauer in der ersten Reihe" über sein Leben widmen. Es hat mich mit der Schilderung über gewisse Zustände im Bayerischen Staat bereits durchaus zum Schmunzeln angeregt. Mit Freude hat der kulturaffine Franz von Bayern auch die Schirmherrschaft über das neu gegründete Opernstudio des Gärtnerplatztheaters mit Schwerpunkt auf Spieloper und Operette übernommen.

Mittwoch: Wie Urlaub in Italien

In der Pizzeria "Monaco" im Gärtnerplatzviertel bekommen die Gäste auch zu später Stunde noch etwas zu essen.
In der Pizzeria "Monaco" im Gärtnerplatzviertel bekommen die Gäste auch zu später Stunde noch etwas zu essen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Am Abend gibt's im kleinen Kreis ein Abendessen im Restaurant Bindaas am Reichenbachplatz. Dessen indisches Streetfood überzeugt mit hoher Qualität in einem zeitgemäßen Ambiente mit einer Mischung aus Kolonialstil und Popart. Theatermenschen sind gezwungenermaßen auch Nachtmenschen, weil die Vorstellungen oft erst spät zu Ende sind. Da Sängerinnen und Schauspieler jedoch nicht mit einem vollen Magen ein abendfüllendes Programm geben können, sind sie auf Restaurants angewiesen, die auch zu später Stunde noch ein gesundes Essen servieren. Die sind in der Weltstadt München leider Mangelware. In den Pizzerien "Monaco" und "Neuhauser" bekommen wir jedoch auch nach den Vorstellungen immer noch etwas zu essen.

Donnerstag: Freundin auf der Bühne

Mit der österreichischen Schauspielerin Julia Stemberger verbindet Josef E. Köpplinger eine lange Freundschaft. Am 8. Juli ist sie Sprecherin beim Konzert des scheidenden Chefdirigenten Anthony Bramall im Gärtnerplatztheater.
Mit der österreichischen Schauspielerin Julia Stemberger verbindet Josef E. Köpplinger eine lange Freundschaft. Am 8. Juli ist sie Sprecherin beim Konzert des scheidenden Chefdirigenten Anthony Bramall im Gärtnerplatztheater. (Foto: Nadja Klier)

Am Abend freue ich mich auf die letzte Premiere der Saison im Gärtnerplatztheater, wo ich in den letzten sechs Wochen " Figaros Hochzeit" inszenieren durfte. Bei einer Premiere in der Funktion des Staatsintendanten und zugleich als Regisseur aufzutreten, ist immer sehr aufregend. Am Nachmittag steht noch ein Telefonat mit Julia Stemberger auf dem Plan, um letzte Details für ihren Auftritt als Sprecherin beim Konzert des scheidenden Chefdirigenten Anthony Bramall am 8. Juli zu klären. Mit der österreichischen Schauspielerin verbindet mich eine lange Freundschaft. Bevor ich mich danach auf den Weg ins Theater mache, fahre ich noch eine Viertelstunde auf meinem Hometrainer, um meine Nerven und Muskeln zu beruhigen und zu entspannen.

Freitag: Poesie und Drama

Wie sehr ihr die Ereignisse jener Zeit zusetzten, lässt dieses Selbstporträt von Charlotte Salomon aus dem Jahr 1940 erahnen. Ihr Werk ist derzeit im Lenbachhaus zu sehen.
Wie sehr ihr die Ereignisse jener Zeit zusetzten, lässt dieses Selbstporträt von Charlotte Salomon aus dem Jahr 1940 erahnen. Ihr Werk ist derzeit im Lenbachhaus zu sehen. (Foto: Sammlung Jüdisches Museum Amsterdam/Charlotte Salomon Foundation)

Am Tag nach der Premiere möchte ich gerne die Ausstellung " Charlotte Salomon. Leben? oder Theater?" im Lenbachhaus besuchen. Um die Ecke am Stiglmaierplatz kann ich mir meist ein leckeres Pistazieneis bei "Ballabeni" nicht verkneifen, meiner Lieblings-Eisdiele in München. Es ist mir bislang nicht gelungen, meinen Wiener Lieblings-Eissalon "Bortolotti", bei dem ich seit meiner Studienzeit Stammgast bin, zu überreden, eine Filiale in München zu eröffnen. Diese vermisse ich hier, neben den Wiener Caféhäusern, hin und wieder.

Samstag: Klassiker von Kleist

Erlaubt ist, was knirscht: Das Käthchen hat Regisseurin Elsa-Sophie Jach mit Vincent zur Linden (rechts) besetzt.
Erlaubt ist, was knirscht: Das Käthchen hat Regisseurin Elsa-Sophie Jach mit Vincent zur Linden (rechts) besetzt. (Foto: Sandra Then)

Auch dieses Wochenende werde ich es vermutlich nicht einrichten können, meine Mutter in Niederösterreich zu besuchen. Die familiären Bande weiterhin zu pflegen empfinde ich jedoch nicht als Verpflichtung, sondern sie sind mir als Familienmensch sehr wichtig. Nach einem beruflichen Termin am Vormittag plane ich am Abend einen Theaterbesuch im Residenztheater. " Das Käthchen von Heilbronn" war das erste Stück, das ich als Zehnjähriger im Wiener Burgtheater gesehen habe. Wahrscheinlich habe ich den Inhalt noch nicht ganz verstanden, spätestens jedoch bei der Feuersbrunst, die Ende der Siebzigerjahre noch sehr realistisch dargestellt wurde, war ich vollends begeistert.

Sonntag: Absacker in der Bar

Die Bar "Salon Pitzelberger" im Untergeschoß des wiedereröfneten Gärtnerplatztheaters.
Die Bar "Salon Pitzelberger" im Untergeschoß des wiedereröfneten Gärtnerplatztheaters. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Stöbern in der Stadtbibliothek im Gasteig HP8 ist ein heimliches Vergnügen, dem ich mich leider viel zu selten hingeben kann. Das Lesecafé "GAiA Deli & News" bietet mir mit seinen Öffnungszeiten auch am Sonntag mit kleinen, süßen Versuchungen einen entspannten Rahmen für eine kurze Pause am Nachmittag. Am späten Abend, nach der zweiten Vorstellung von "Figaros Hochzeit", möchte ich mein Ensemble in den Salon Pitzelberger einladen, eine schöne Pianobar im Keller des Gärtnerplatztheaters.

Josef E. Köpplinger wurde in Niederösterreich geboren. Er studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien und besuchte Seminare in New York und London. Der international gefragte Regisseur für Musiktheater und Schauspiel übernahm mit der Spielzeit 2012/2013 die Intendanz des Staatstheaters am Gärtnerplatz und inszenierte hier seitdem auch viele Produktionen aus den Bereichen Oper, Operette und Musical. 2013 erhielt er den Kulturpreis Bayern, 2018 wurde ihm der Kulturpreis der Bayerischen Landesstiftung verliehen. 2019 wurde er für seine Inszenierung der Uraufführung "Drei Männer im Schnee" mit dem "Deutschen Musical Theater Preis" ausgezeichnet, 2020 erhielt er die Orpheus-Nadel für besondere Verdienste um das Genre Operette.

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