Jonathan Tetelman im PrinzregententheaterTenorstar mit viel Gefühl für italienische Arien

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Für alle, die es wissen wollen: Ja, der amtierende Latin Lover des Tenorgesangs, Jonathan Tetelman , ist verheiratet.
Für alle, die es wissen wollen: Ja, der amtierende Latin Lover des Tenorgesangs, Jonathan Tetelman , ist verheiratet. (Foto: Ben Wolf)

Leiden, träumen, triumphieren: Der amerikanische Tenorstar Jonathan Tetelman beweist mit der Philharmonie Baden-Baden viel Gefühl für italienische Arien. Zu den Opernfestspielen kommt er wieder nach München.

Kritik von Michael Stallknecht

„Ist Jonathan Tetelman verheiratet?“, wollen anscheinend ziemlich viele Menschen von Google wissen. Ja, meine Damen, meine Herren, wir müssen enttäuschen: Er ist. Dennoch gibt der amtierende Latin Lover des Tenorgesangs alles beim Arienabend im Prinze, schmeißt sich in jeden der Opernausschnitte, als singe er gerade die komplette Rolle. Verdi steht für die erste Hälfte auf dem Programm, „I due Foscari“, „Luisa Miller“, „Don Carlo“ und „Macbeth“, immer erst die Ouvertüre, dann die wichtigste Tenorarie.

Die Philharmonie Baden-Baden spielt mit merklich Spaß an der Sache und viel Feuer, dabei immer präzis, die Soli der Klarinettistin haben Virtuosenniveau. Schließlich weiß der Dirigent Frédéric Chaslin bestens, wie das geht mit der Italianità, lässt federn, sich steigern, rumsen, aber nie auf dumme Weise. Und Tetelman reizt die Situationen aus, leidet, träumt, triumphiert, immer effektsicher. Effekthascherisch, könnten Connaisseure sich denken und doch kaum meckern: Deklamation vom Text her, Artikulation, Phrasierung, alles da, auch viele leisere und weichere Farben. Aber klar, im Zweifelsfall schon lieber laut und noch ein Crescendo extra auf die Spitzentöne.

Nach der Pause fällt buchstäblich der Putz von der Decke, rieselt als weißer Staub zu Boden vorn links im Zuschauerraum. Man hofft, dass nun nicht auch noch das Prinzregententheater zum Sanierungsfall wird. Sondern nur Tetelman schuld ist mit „Cielo e mar!“ aus Ponchiellis „La Gioconda“, jetzt im weißen Dinnerjacket, das nicht perfekt zur Frackhose passt, aber egal. Der Verismo ist sowieso der Hemdaufreißer unter den Opernepochen, und mit Verismo geht es weiter, über Mascagnis „Cavalleria rusticana“ zu Puccinis „Manon Lescaut“ und „Tosca“ – alles auch draußen auf den Platten der Deutschen Grammophon zu haben, die Tetelman später signieren wird.

Wie es drinnen endet? Mit „Nessun dorma“ natürlich, inklusive vom Tenor animiertem Summchor. Und auch bei den Zugaben dürfen Sie dreimal raten: „O sole mio“ und „Dein ist mein ganzes Herz“. Tetelman reißt sich die Fliege vom Hals, flirtet in die erste Reihe, drückt den Dirigenten ans Herz, alles echt. Und er kommt im Juli sowieso schon wieder nach München. Dann für die komplette „Cavalleria rusticana“ bei den Opernfestspielen, an einem Abend, bei dem in der zweiten Hälfte Jonas Kaufmann in den „Pagliacci“ auftritt. Man darf gespannt sein, wie das ausgeht.

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