Süddeutsche Zeitung

Das ist schön:Ein Satz wie ein Zaubertrank

Jonathan Meese hat das Antidot gefunden gegen all die Krisen, Kriege und Nebel da draußen.

Von Susanne Hermanski

Helden haben wieder ihre große Stunde. Schrecklicherweise. Einer der Heroismus-Experten unserer Tage ist Jonathan Meese. Und weil das so ein zweischneidiges Schwert ist mit den Siegfrieds, Parsifals, Selenskys dieser Welt, hat dies dem Künstler in der Vergangenheit auch schon mancherlei Kritik und Unverständnis eingehandelt.

Einer seiner Freunde ist Alexander Kluge, auch ein Held für gar nicht so wenige Leute, einer, der unterdessen ausschließlich auf den Schlachtfeldern des Geistes ficht. Die beiden kennen sich schon Jahrzehnte. Am vergangenen Wochenende saßen sie zusammen in der Galerie Knust/Kunz. Vor Publikum erzählten die Männer über ein gemeinsames Projekt, das schon im Frühling die Gestalt eines Buchs angenommen hat und nun Anlass für eine Ausstellung ist. Sie flicht den Lorbeer rund um den Helden Hagen (in der Ludwigstraße 7, bis 14. Januar, ergänzt um einen Zyklus zum guillotinierten Revolutionär Saint Just).

Einige Jahre beschäftigten sich Kluge und Meese mit der Figur Hagen von Tronje, dem legendär nibelungentreuen, grausamen, einäugigen Kerl. "Schramme am Himmel. Nachrichten vom Helden Hagen" heißt ihr gemeinsames bild-textliches Essay-Buch. Und wie es so ist bei Kluge wie Meese: Außenstehenden mag etwas wirr erscheinen, was darin im Einzelnen zu Kriegskunde, Menschheitsgeschichte und Verhaltensanalyse zu finden ist.

Ganz und gar klar ist dafür, was Meese im Talk zur Eröffnung sagt, in dem er dieses Gefühl der Krise und des Untergangs aufspießt, das gerade hierzulande vieles zu ersticken droht und die meisten deprimiert: "Es bleibt uns doch nichts anderes übrig, als uns auf die Zukunft zu freuen."

Recht hat er. Was kommt, wird irgendwann das Bessere sein. Das ist ein würdiges Leitmotiv. Und wer in diesen Tagen gute Laune hat, ist unbesiegbar! Das ist nicht naiv, das ist nicht blauäugig. Es ist wahr und schön.

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