Zunächst einmal war es für Florian Rein, Sebastian und Peter Horn alias Bananafishbones ein "Easy Day". Oder was könnte lässiger sein, als in der ausverkauften Tollwood-Musikarena vor 5000 schwitzenden Zeltbesuchern als Vorband für Jeff Beck und Johnny Depp weiter anzuheizen. Zumal die Bad Tölzer Indie-Rocker nach 35 Band-Jahren und diversen Nebenprojekten ( Dreiviertelblut) inzwischen eher wie bayerische Buddhisten aussehen. Weniger lässig muss es dann aber nach dem Kurzauftritt hinter der Bühne zugegangen sein: Da wurden die drei gewissermaßen weggeschlossen. Der übliche Wahnsinn halt, wenn ein über das normale Maß hinaus prominenter Hollywoodstar ein musikalisches Gastspiel gibt.
Johnny Depp hatte sich bekanntlich in die Tour von Gitarrengott Jeff Beck eingeklinkt. Die beiden lernten sich über Depps Show-Band Hollywood Vampires kennen und entdeckten ihre musikalische Seelenverwandtschaft - so oder so ähnlich kann man es zumindest in den Pressetexten lesen. Für Depp könnte es davon abgesehen auch darum gegangen sein, den Hype um seinen Prozess hinter sich zu lassen (oder sogar noch ein bisschen auszunutzen). Für Beck ist es auf seine alten Tage - der Brite ist 78, was er außer bei Gesichts-Nahaufnahmen mit seiner pechschwarzen Mähne und dem drahtigen Körper perfekt vertuscht - eine Chance, seinen Ruhm über die Gitarren-Aficionado-Szene hinaus zu mehren. Und dann ist es natürlich übliches Geschäftsgebaren, ein gerade erschienenes Album wie das gemeinsam eingespielte "18" auch live zu bewerben.
Kein Gerede, keine Mätzchen, durchaus demütig wird das gemeinsame Programm abgespult
Eine Halbzeit lang geht es pur durch den Beck'schen Gitarren-Kosmos, vom treffend betitelten Einstieg "The Pump" über Billy Cobhams rockigen Fusion-Reißer "Stratus" bis zu einer göttlichen, weil den Gitarrenton in gleißenden reinen Wohlklang verwandelnden Version von Brian Wilsons "Caroline, No". Musikalisch war das der Wahnsinn, weil auch noch Extraklasse-Musiker wie die Bassistin Rhonda Smith, Schlagzeugerin Anika Nilles oder Keyboarder Robert Stevenson Becks Großtaten veredelten. Deren Namen freilich wurden nie erwähnt, und zu toben begann das Publikum erst, als der "Pirat der Karibik" auf der Bühne erschien, in einem schwarzen Country-Rocker-Outfit mit unendlich vielen Kettchen und Armreifen. So ungerecht ist die Welt.

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Wobei man zugeben muss, dass Depp seine Sache nicht schlecht macht. Seine vom Schauspiel-gerechten Sprech- bis hin zu Crooner-Gesang reichende Stimme ist mehr als akzeptabel, mit dem "Song For Miss Hedy Lamarr" weist er sogar Songwriter-Qualitäten nach, und auch an der Gitarre macht er keine schlechte Figur. Sich mit einer zweiten Stratocaster neben einen Jeff Beck zu stellen, muss man sich ja erst einmal trauen. Kein Gerede, keine Mätzchen, durchaus demütig wird das gemeinsame Programm von John Lennons "Isolation" bis zur "Death And Resurrection Show" von Killing Joke abgespult, zwei Zugaben noch, dann ist um Viertel nach Neun alles kurz und knackig erledigt. Und jeder darf mit einem guten Gefühl heimgehen.