Johannis Café:Eine andere Welt

Johannis Café: Bei Wirt Olaf Schmidt ist vieles möglich.

Bei Wirt Olaf Schmidt ist vieles möglich.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ungewöhnliches Interieur und ein exzentrischer Wirt: Im Johannis Café in Haidhausen sollten Besucher mit allem rechnen.

Lisa Sonnabend

Im Johannis Café am Kirchplatz in Haidhausen weiß man nie, was einen erwartet - man sollte aber mit allem rechnen. Die Mischung der Gäste macht die Kneipe so einzigartig und auch so unvorhersehbar. Es kommen alteingesessene Haidhauser, Geschäftsmänner, Kreative und Studenten.

Die Gäste spielen Schafkopf, lesen Zeitung, diskutieren oder widmen sich ganz dem Getränk vor ihnen. Ausgeflippte sitzen neben Angepassten, Jugendliche neben Rentnern und Verlotterte neben Schickimickis. Die ersten kommen am frühen Nachmittag, die letzten gehen erst kurz vor dem Morgengrauen.

Und das alles spielt sich in einem ganz speziellen Ambiente ab. Seit 1925 gibt es das Café. Die Einrichtung ist seit 50 Jahren weitgehend unverändert geblieben. Rotbezogene Holzstühle und Tische mit dunkelgrünen Tischdecken stehen im Raum. Auf einer riesigen Fototapete zieht sich eine kitschige Gebirgslandschaft über eine der Wände.

Es scheint, als sei im Johannis Café die Zeit stehen geblieben. Nur das gerahmte Foto von Papst Benedikt XVI. an der Wand verrät, dass man sich im 21. Jahrhundert befindet.

Von außen würde man ein derartig verrücktes Panoptikum nicht vermuten. Das Johannis Café liegt im Schatten der Johannis-Kirche. Nachts leuchten nur wenige Straßenlaternen den Fußgängern den Weg. Die Vorhänge des Johannis Café sind zugezogen, Passanten können nicht erkennen, was sich innen abspielt.

Seit 1991 ist Olaf Schmidt Wirt des Johannis Cafés - und ist in seiner Kneipe allgegenwärtig. In einer Ecke hängt ein großes Ölgemälde, das den Wirt zeigt, gekleidet wie ein französischer König. Wenn Olaf Eierlikör, Weißbier oder Wienerle serviert, bleibt er oft für einen kurzen Plausch stehen, bei Stammgästen setzt er sich gerne an den Tisch dazu. Gäste, die das Lokal betreten, grüßen ihn und manche verabreden sich nicht "Um acht im Johannis Café", sondern sagen "Um acht beim Olaf." Olaf und sein Johannis Café sind eben eine Welt für sich.

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