Süddeutsche Zeitung

Jobwechsel:Schön für Schön

Früherer Jugendamts-Chef leitet jetzt "Zukunftsdezernat" in Krefeld

Von Sven Loerzer

Vor einem Jahr hat Markus Schön (SPD), um in Krefeld Jugendamtschef zu werden, das Münchner Sozialreferat verlassen - nicht ganz im Frieden: Er beschwerte sich am Ende über mangelnde Wertschätzung seitens der Stadtoberen. Nun hat der Krefelder Rat den 37-jährigen Juristen befördert und nahezu einstimmig zum Beigeordneten für Bildung, Jugend, Sport, Migration und Integration gewählt. Er wird damit Chef von etwa 1440 Mitarbeitern, fast der Hälfte der städtischen Beschäftigten. "Zukunftsdezernat" heißt sein Aufgabenbereich in Krefeld inoffiziell - übertragen auf München entspricht das den Tätigkeitsfeldern von Sozial- sowie Bildungs- und Sportreferat.

Das ist bemerkenswert, eben weil sich Schön hier in München noch vor gut einem Jahr Hoffnungen gemacht hatte, dauerhaft Chef des Jugendamtes zu werden. Die Voraussetzungen dafür waren nicht schlecht: Schön, der in München geboren ist und hier auch studiert hat, kam 2012 nach seinem zweiten Staatsexamen ins Büro der damaligen Sozialreferentin Brigitte Meier. Ein Jahr später wurde er kommissarischer Leiter der Altenhilfe im Amt für Soziale Sicherung, im Mai 2015 wechselte er, wieder kommissarisch, an die Spitze des Münchner Jugendamts. Eine steile Karriere, und als aktiver, in der Sozialszene zudem gut vernetzter SPDler hätte sie für Schön noch weiter gehen können. Im Jugendamt hatte er als größte Herausforderung zu bewältigen, im Herbst 2015 Tausende jugendliche Flüchtlinge zu versorgen. Das gelang ihm zwar gut, doch wurde ihm der Streit über die erst später vom Stadtrat legalisierten Verträge zu deren Unterbringung zum Verhängnis. So ging Schön nach Krefeld. Das sei eine seiner besten beruflichen Entscheidungen gewesen, sagt er. Nun warte auf ihn "mein Traumjob".

Zu tun gibt es viel, nicht nur weil er für die Krefelder SPD als erster sozialdemokratischer Dezernent seit sechs Jahren auch Hoffnungsträger ist. Die Stadt habe einen großen Strukturwandel zu verkraften, sagt Schön, die Arbeitslosenquote liege bei mehr als zehn Prozent. Jedes vierte Kind wachse in einem Haushalt auf, der Hartz-IV-Leistungen bezieht. Da sei "einiges in die Wege zu leiten", anderes dagegen ähnlich wie in München: Es gebe zu wenig Kita-Plätze, die Schulen müssen modernisiert werden. Schön ist für acht Jahre gewählt, seine Frau und seine beiden Kinder werden wohl im Sommer 2019 nach Nordrhein-Westfalen ziehen. Natürlich bleibe er Bayernfan, sagt er, aber wenn 1860 München und der KFC Uerdingen aufsteigen und in der dritten Liga aufeinandertreffen sollten in der nächsten Saison, dann schlage sein Herz für den KFC.

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Quelle:
SZ vom 14.04.2018
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